Im ägyptischen Museum von Turin befindet sich ein Papyrus, der von einer Verschwörung in einem altägyptischen königlichen Frauenhaus Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. berichtet: Eine der Nebenfrauen des als göttlich geltenden Pharaos Ramses III., Teje, plante demnach damals den Mord an ihrem Gatten, um so ihren Sohn Pentawer auf den Thron zu bringen. Der Plan jedoch flog auf und alle, die darin verstrickt waren, wurden vor Gericht gestellt und bestraft. Unklar war bislang jedoch das Schicksal des Gottkönigs selbst. Ein Wissenschaftler-Team um den Ägyptologen Zahi Hawass, den Genetiker Carsten Pusch von der Universität Tübingen und den Paläopathologen der Europäischen Akademie Bozen (EURAC) Albert Zink haben die Mumie des Pharaos in Kairo computertomographischen, radiologischen und molekulargenetischen Untersuchungen unterzogen und konnten so das Rätsel lüften.

Bozen (Italien) - Die in Bozen und Kairo durchgeführten Analysen der CT- Bilder ergaben, dass dem Pharao zu Lebzeiten die Kehle durchtrennt worden war. "Die Halsverletzung ist erst in der Computertomographie sichtbar geworden", berichtet Zahi Hawass, der als ehemaliger Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung die Mumie bereits des Öfteren zu Gesicht bekommen hatte. "Klar war, dass Ramses 1155 v. Chr. im Alter von etwa 65 Jahren gestorben war, doch kannten wir vorher nicht die Todesursache", fährt er fort. Eine Halskrause verdeckt die Verletzung (s. Abb.).

Auf den CT-Aufnahmen konnten die Forscher außerdem ein Amulett in der Wunde erkennen, das ein so genanntes Horusauge darstellt - ein altägyptisches Symbol zum Schutz vor Unfällen und zum Wiedergewinn von Kraft. "Die durchtrennte Kehle und das Amulett sind eindeutige Hinweise darauf, dass der Pharao ermordet worden war", erklärt Zink. "Das Amulett war ihm nach seinem Tod in die Wunde gelegt worden, um diese für dessen Nachleben zu heilen." Doch war er im Rahmen der Haremsverschwörung ermordet worden, wie es der Turiner Gerichtspapyrus andeutet?

Einen Hinweis dazu fanden die Forscher in einer weiteren Mumie, die bislang als "Unknown Man E" (unbekannter Mann E) bezeichnet wurden. Mittels DNA-Analysen konnten die Wissenschaftler eine bisherige Vermutung nun zu 50 Prozent bestätigen und gehen so davon aus, dass mit Ramses III. direkt mit diesem 18-20 Jahre alten Mann verwandt war, es sich wahrscheinlich sogar um seinen Sohn Pentawer handelt, der gemeinsam mit seiner Mutter die Haremsverschwörung angestiftet haben soll, um so seinen Vater zu entmachten. "Die Mumie ist somit sehr wahrscheinlich ein Sohn Ramses III. Zur 100-prozentigen Aussage, ob es sich um seinen Sohn handelt, bedürfte es der Genomanalyse der Mutter", erläutert Pusch, Molekulargenetiker an der Universität Tübingen. Die Mumie von Teje, der Frau Ramses III. und Mutter Pentawers, ist jedoch nicht erhalten.

Albert Zink hat mit seinem Team auch diese Mumie radiologisch untersucht: "Auffällig war, dass der Körper von Ramses Sohn stark aufgebläht ist. Am Hals konnten wir zudem eine seltsame Hautfalte erkennen. Diese könnte davon stammen, dass er sich selbst erhängt hatte.“ Zudem sei er mit einem Ziegenfell bedeckt gewesen - das als unrein galt - und sei zudem ohne Organ- und Gehirnentnahme mumifiziert worden, so der Wissenschaftler.

Die Tatsache, dass der Körper von Ramses Sohn auf eine für einen Prinzen unangemessene Art und Weise bestattet war, könnte, so vermuten die Wissenschaftler aktuell im Fachmagazin British Medical Journal, darauf hinweisen, "dass hier einer der Drahtzieher der Haremsverschwörung bestattet liegt, der - wie das Turiner Gerichtspapyrus berichtet - die Möglichkeit einer Selbsttötung erhalten hatte, um schlimmeren Strafen im Jenseits zu entgehen."


Quelle: eurac.edu