Prozac. Cialis. Cymbalta. Jeder, der in den USA einen Fernseher besitzt oder Zeitschriften liest, kennt diese Medikamente. Die Firma Eli Lilly aus Indiana verdient jährlich Milliarden mit ihren patentierten Mitteln, die angewendet werden, um Krankheitssymptome im Körper zu unterdrücken. Der Ende des 19. Jahrhunderts von einem Apotheker gegründete Pharmakonzern hat heute Niederlassungen in 18 Ländern, verkauft seine Produkte in 125 Ländern und erwirtschaftet pro Jahr über 20 Milliarden Dollar Umsatz.
Schmiergeld
Der größte Teil seines Arsenals ist in anderen Ländern weit billiger zu haben als in den Vereinigten Staaten, das gilt für die meisten verschreibungspflichtigen Mittel. Der Grund dafür sei, so behauptet die Pharmaindustrie, dass das Gesundheitssystem anderer Länder preiswertere Medikamente verlange. Sie braucht jemanden, der für die Forschungskosten aufkommt, damit sie sich neue Patente sichern kann, bevor die alten auslaufen und generische Versionen ihrer Medikamente auf den Markt kommen. Das bedeutet: Die Amerikaner mit ihrem verrotteten Gesundheitssystem zahlen die Zeche für den finanziellen Erfolg der Pharmakonzerne.

Und nicht nur das, sondern sie müssen auch damit fertigwerden, wie die Pharma-Maschine das Medizinsystem verzerrt. Es war stets ein gut gehütetes Geheimnis in der Branche, wird aber ständig praktiziert: Pharmakonzerne bezahlen Ärzte und andere im Gesundheitssektor, um ihre Medikamente an den Mann zu bringen. Es beginnt damit, dass Ärzte dazu verführt werden, sich für einen Anteil am Gewinn zu Sprechern zu machen, und es endet damit, dass ihnen ihre Meinung diktiert wird.

Eine Geschichte fragwürdiger Ethik

Von 2012 an müssen alle Hersteller von Medikamenten und medizinischem Gerät ihre Werbeausgaben bei der US-Regierung offenlegen; doch einige Unternehmen liefern diese Informationen bereits seit 2009. Danach hat Eli Lilly im vergangenen Jahr über 200 Millionen Dollar an Ärzte und andere im Gesundheitssektor gezahlt, um für ihre Medikamente zu werben. Die Datenbank »Dollars for Docs« der gemeinnützigen Nachrichtenseite ProPublica.org enthält auch die Angaben von elf weiteren Unternehmen.

Diese Informationen über Eli Lilly wurden veröffentlicht, nachdem das Unternehmen bei einem Strafverfahren einem Vergleich zugestimmt hatte und verpflichtet worden war, diese Zahlungen seit 2009 offenzulegen. Eli Lilly hatte eingewilligt, zur Beilegung strafrechtlicher und ziviler Verfahren 1,4 Milliarden Dollar zu zahlen, nachdem für Medikamente bei nicht zugelassener Verwendung geworben worden war. Wie ein Vertreter der [US-Arzneimittelbehörde] FDA vor Gericht aussagte, habe Eli Lilly gegenüber staatlichen Vertretern die Risiken seines Schizophreniemedikaments Zyprexa verschwiegen, wohl wissend, welch schwere gesundheitliche Risiken es berge. [Die staatlichen Gesundheitsfürsorgeprogramme] Medicare und Medicaid wurden betrogen, Unternehmensgewinn vor Verbraucherinteressen gestellt.

Gezahlt wurde den veröffentlichten Dokumenten zufolge für Vorträge, Beratung und Forschung, aber auch für Reise- und Bewirtungskosten. In den USA kann jeder die aufgeschlüsselten Zahlen einsehen, die zeigen, wie viel in jedem einzelnen Bundesstaat gezahlt wurde und ob der eigene Hausarzt zu den Empfängern zählte. Die Daten geben Aufschluss darüber, wie die Firmen ihre Strategie im Laufe der Zeit anpassen, wobei sich eine komplette Analyse als schwierig erweist. Nur wenige Firmen geben ihre Zahlen heraus, und dann auch nur unvollständig in Inhalt und Format. Es ist nicht klar, wie viel Geld genau wo und von wem ausgegeben wird. Es erübrigt sich fast zu sagen, dass wir in Zukunft mehr darüber berichten werden.

Da durch die jetzt vorgeschriebene Offenlegung mehr Transparenz entsteht, überdenken einige Unternehmen ihre bis jetzt übliche Strategie. Seit sie ihre Zahlen bekanntgeben, senken die meisten Pharmakonzerne die entsprechenden Ausgaben. Die meisten erklären dies mit »normaler Schwankung von Jahr zu Jahr«. Experten gehen davon aus, dass sich auch viele Ärzte aus diesen Vereinbarungen zurückziehen werden, da bei der genaueren Überwachung der Verkaufspraktiken der Pharmaunternehmer auch ihre Namen und die erhaltenen Beträge veröffentlicht werden. In Einzelfällen haben Ärzte eine Viertelmillion Dollar eingestrichen, behaupten aber, sie »wollten nicht den Eindruck erwecken, durch Zuwendungen des Unternehmens beeinflusst worden zu sein«. Welch interessante Wortwahl!


Quellen für diesen Beitrag waren unter anderem:

ProPublica
NaturalNews
ProPublica
Wikipedia