Der Arktischen See droht offenbar eine Atomkatastrophe. Der defekte Kernreaktor eines 1981 heimlich versenkten U-Boots könnte offenbar außer Kontrolle geraten. Grund dafür soll eindringendes Meerwasser sein.
U-Boot
© dpaDas russische U-Boot „Kursk“ sank im August 2000 in der Barentssee. Dabei starben 118 Seeleute. Ein älteres Atom-U-Boot vom Typ K-27 droht nun die Arktis zu vergiften, ein anderes die Barentssee.
Wie die ARD-Sendung „Report Mainz“ berichtet, liegt das sowjetische Atom-U-Boot K-27 in 33 Meter Tiefe auf dem Grund der russischen Kara See, in der Bucht von Stepovoy. Die russische Nordmeerflotte hatte es nach einem Störfall, bei dem neun Seeleute tödlich verstrahlt wurden, heimlich und unter Bruch des Völkerrechts versenkt, wie es in dem Bericht heißt.

Nach Angaben des Staatlichen Russischen Instituts für Strahlenschutz (IBRAE) entwichen seit 1981 jährlich 851 Millionen Becquerel Radioaktivität aus dem 110 Meter langen Boot. Der Bericht beruft sich dabei auf eine interne Vorlage des Russischen Umweltministeriums für den Kreml. Dem Dokument zufolge müsse die K-27 bis spätestens 2014 gehoben werden. Die Beamten warnen: Im Reaktor der K-27 bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit einer unkontrollierten Kettenreaktion wegen hochangereichertem Kernbrennstoff“.

„Das ist eine Katastrophe“

„Die Brennstäbe werden möglicherweise zerstört. Es werden größere Löcher in die Bootshaut gerissen“, erklärte Wolfgang Renneberg in dem Bericht die Folgen. „Das radioaktive Material, was im Kern ist, kann im schlimmsten Fall vollständig und zwar sehr kurzfristig freigesetzt werden. Das ist eine Katastrophe.“ Renneberg leitete bis Ende 2009 die Abteilung Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium.

„Report Mainz“ nennt zudem ein weiteres U-Boot, das dem Umweltministerium zufolge bis 2014 gehoben werden müsse. Andernfalls, so das Papier, bestehe die „Gefahr einer Umweltkatastrophe durch fehlende Schutzbarrieren“.

Weltweit wichtigstes Kabeljau-Fanggebiet betroffen

Offiziellen russischen Angaben zufolge enthalte dieses Atom-U-Boot 6,6 Billiarden Bequerel Radioaktivität. Zum Vergleich: Der gesamte, im Schacht Asse eingelagerte Atommüll enthält nach Angaben des Öko-Instituts Darmstadt 3,7 Billiarden Becquerel, wie es in dem Bericht heißt. Die betroffene Barentssee ist weltweit das wichtigste Fanggebiet für Kabeljau. Auch Deutschland bezieht Kabeljau aus der Barentssee. Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Fischindustrie und des Fischgroßhandels, erklärte in „Report Mainz“: „Wir fordern hier einfach verstärktes Monitoring, verstärkte Kontrollen auch auf hoher See, um sicherstellen zu können, dass keine Gefahr von diesen Fischen ausgeht.“

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