Der Verlust nur einer Hummelart macht die restlichen zu uneffektiven Bestäubern
Das weltweite Bienensterben könnte für die Pflanzenwelt schlimmere Folgen haben als bisher gedacht. Denn wie ein Feldversuch jetzt zeigt, genügt schon der Ausfall nur einer Hummelart, um das Bestäubungsverhalten der restlichen merklich zu verändern: Die Hummeln werden ihren zuvor bevorzugten Blütenarten untreu und bestäuben diese dadurch weniger effektiv. Als Folge bilden die Blumen ein Drittel weniger Samen. Das widerlege bisherige Annahmen, nach denen die Natur den Bienenschwund ausgleichen kann, solange insgesamt genügend Bestäuber vorhanden sind, konstatieren US-amerikanische Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".
© Sputniktilt / CC-by-sa 3.0Vergleich von floraler Treue, Pollenfracht und Effektivität der Bestäubung vor und nach Entfernung der auf dieser Wiese häufigsten Hummelart.
Die Mehrheit aller Blütenpflanzen benötigt tierische Hilfe für ihre Fortpflanzung - ohne Insekten tragen Apfel, Erdbeere und Co, aber auch viele Wildblumen keine Frucht. Sie tragen den Pollen von Blüte zu Blüte und übernehmen so deren Bestäubung. Am wichtigsten für viele Nutzpflanzen, aber auch Wildgewächse sind Bienenarten - doch
diese sind weltweit auf dem Rückzug. Vor allem im letzten Jahrzehnt haben Forscher einen geradezu dramatischen Rückgang von Hummel, Honigbiene und Co. registriert, der vermutlich durch Veränderung ihrer Lebensräume und die Wirkung von Pestiziden verursacht wird.
Welche Auswirkungen aber hat es, wenn die Bestäuberarten verschwinden? Modellstudien deuteten bisher daraufhin, dass Pflanzen dies verkraften können, solange genügend andere Bestäuber im Ökosystem vorhanden sind. Allerdings haben diese Ergebnisse einen Haken, wie Berry Brosi und Heather Briggs vom Rocky Mountain Biological Laboratory in Colorado berichten: Sie berücksichtigen nicht, dass sich die Bestäuberarten auch gegenseitig beeinflussen.