© Greg Dunn Design u.a./dpaDas menschliche Gehirn, leicht verfremdet: Das Wissenschaftsmagazin „Science“ hat dieses Bild vor einigen Tagen mit dem ersten Preis in der Kategorie Illustration bedacht. Der Designer und promovierte Hirnforscher Greg Dunn hat dazu das Dickicht der Nervenzellen gelichtet.
Zahm wollen sie gewesen sein, als sie vor zehn Jahren ihr Manifest veröffentlichten. Der Hirnforscher Gerhard Roth, in den Medien so präsent wie kaum ein anderer, behauptet das
in einem aktuellen Interview mit der Zeitschrift
Gehirn und Geist. In diesem Magazin
erschien am 19. Oktober 2004 eine Denkschrift von Roth und zehn seiner Kollegen. Eine steile Kernthese von damals: „Wir haben herausgefunden, dass im menschlichen Gehirn neuronale Prozesse und bewusst erlebte geistig-psychische Zustände aufs Engste miteinander zusammenhängen.“ Dazu sagt Gerhard Roth heute: „Sicher, was denn sonst?“ Das bedeute doch nicht, dass die Hirnforscher „psychisch-geistige Phänomene vollständig aus der Biologie heraus erklären oder vorhersagen könnten“.
Ich gebe zu, ich habe damals auch geschrieben (in einem Text für die
Berliner Zeitung), dass der Tonfall „auffallend gedämpft“ sei. Und in einem
FAZ-Beitrag stand, dass sich die Ehrlichkeit der elf Hirnforscher wohltuend von der Selbstgewissheit manch anderer abhebe. Dem widerspricht eine Gruppe von 15 Wissenschaftlern, die nun
im Magazin Psychologie heute ein Gegen-Memorandum vorlegt: Das Manifest von damals habe „eine äußerst optimistische Zukunftsperspektive“ erkennen lassen, und
die Bilanz falle heute „eher enttäuschend“ aus.