Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Saarland, Oskar Lafontaine, gibt der Zeitung "Die Welt" ein Interview. "Die Zeit" greift bestimmte Teile des Interviews heraus und macht aus Lafontaine einen Hardliner in Sachen Abschiebung. Die sozialen Medien kochen über.
© Alex Domanski
Würden Sie sich als einen Linken bezeichnen? Wenn ja, wandern Sie bitte aus. Heute noch. Zum Beispiel nach Marinaleda in Andalusien. Dort regieren Kommunisten und Sozialisten gemeinsam und genossenschaftliche Projekte werden sogar von der EU mitfinanziert. Deutschland? Vergessen Sie es. Eher gewinnt der Hamburger SV die Meisterschaft, die Champions-League und den DFB-Pokal im selben Jahr.
Es ist offenbar unmöglich geworden, ein Linker zu sein in diesem Land. Setzt man sich für Frieden und Entspannung gegenüber Russland ein, ist man ein naiver und gefährlicher Putin-Versteher. Fordert man mehr soziale Gerechtigkeit, leidet man unter Sozialneid und ist zu nachsichtig mit den arbeitsfaulen Schmarotzern. Macht man auf Probleme aufmerksam, die im Zuge der Einwanderung in Deutschland auftreten können, ist man praktisch schon ein Nazi.
Das ist in etwa das Niveau der heutigen öffentlichen Debatten. Wir leben in einem Zeitalter der Kurzschlüsse und bei irgendwem brennt immer eine Sicherung durch. Es geht fast ausschließlich nur noch um Schlagworte und Totschlagargumente.
Wie bei dem pawlowschen Hund braucht man nur mit einer bestimmten Glocke bimmeln, ein bestimmtes Wort aussprechen - schon fließt der Geifer.
Kommentar: Wir geben dem Autor Recht, Lafontaine behauptet nichts rechtspopulistisches in diesem Interview. Jedoch hat die Zeitung Zeit eine Liste von fragwürdigen Verbindungen: