Zwei Jahre blaues Label des Deutschen Tierschutzbundes: Wie ist es um das Mehr an Tierwohl in der Schweinemast bestellt? Ein Hofbesuch macht skeptisch.Der Profit diktiert die Art der Massentierhaltung
Der Stall, inmitten von riesigen Feldern mit grünenden Saaten gelegen, fällt von der Straße aus nicht weiter auf. Man hört nichts, sieht nichts, riecht nichts von denen, die drinnen sind. Die drinnen, das sind 864 Schweine eines fast ganz normalen Schweine-Mastbetriebs, irgendwo im Niedersächsischen. Bauer Harleß und seine Frau mästen hier Schweine, auf deren Hinterschinken in der Ladentheke einmal das blaue Label des Deutschen Tierschutzbundes prangen wird. Die hatten es also gut. Oder?
Wer rein will, muss sich die Hände desinfizieren, einen Schutzanzug, Überschuhe und Handschuhe überstreifen, durch ein Desinfektionsbad waten. Keime sind ein Produktionsrisiko. Der Stall ist geschlossen, die Luft erstickend. In den Buchten drinnen neugierige Blicke auf die Besucher, eine willkommene Abwechslung. Aber auch ohrenbetäubendes Geschrei bei Streitigkeiten. Viel Platz, sich aus dem Weg zu gehen, haben auch die "Mehr Tierschutz"-Schweine nicht: 1,1 statt der gesetzlich vorgeschriebenen 0,75 Quadratmeter. Das entspricht einem Plus von nicht einmal sechs DIN-A-4-Blättern. Nach EU-Bio-Verordnung stehen jedem Schwein immerhin 1,5 Quadratmeter zu. Und Auslauf.
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