© LWL/Hallenkamp-LumpeDie in der Feuchtwiese erhaltene sogenannte »Baumleiche« einer Eiche bestand noch aus einem langen Stamm und mindestens drei Astteilen
Eigentlich sollte nur ein störendes Holzstück aus den Feuchtwiesen bei Salzkotten-Scharmede beseitigt und vorsichtshalber im Vorfeld untersucht werden. Dass sich das Holz als »Baumleiche«, 1.500 Jahre alt und als historischer Zeuge von großem Wert herausstellte, überraschte nicht nur die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), sondern auch weitere Fachwissenschaftler und den Eigentümer der Wiese.
Der Baum stürzte um, als die Völker im Norden Europas und auch in dieser Region in Bewegung kamen und sich neue Siedlungsgebiete suchten.Die hölzernen Strukturen in den Gunnewiesen waren den Anwohnern schon lange bekannt. Sie beeinträchtigten nun allerdings zunehmend die Bewirtschaftung der Feuchtwiesen und sollten deshalb entfernt werden. In Abstimmung mit dem Grundbesitzer Marius Pötting und dem Umweltamt des Kreises Paderborn war eine wissenschaftliche Dokumentation der großflächig an der Oberfläche sichtbaren Holzreste vereinbart worden. Dass sie es allerdings mit einem derart betagten Zeugen der Vergangenheit zu tun hatten, war den Archäologen der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen nicht sofort ersichtlich.
Bei den Ausgrabungen zeigte sich schnell, dass es sich um einen über 20 Meter langen Eichenstamm handelte, der ohne menschlichen Einfluss umgestürzt war. »Weil der Baum nah an der Oberfläche lag und zum Teil sogar aus dem Gras herausschaute, vermuteten wir zunächst, dass es sich um einen eher jungen Befund handelte«, schildert Archäologin Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe. Diese Vermutung sollte durch eine wissenschaftliche Untersuchung abgesichert werden. Eine Scheibe des Stammes diente als Probe.
Im Labor für Dendrochronologie der Universität Köln konnten die Fachleute anhand der Jahrringe das Alter genau bestimmen.
Die Analyse brachte allerdings ein ganz anderes Ergebnis als vermutet: Der jüngste erhaltene Jahrring war im Jahr 478 n. Chr. gewachsen. Die Eiche ist ca. 260 Jahre alt geworden und hatte einen Stammumfang von zirka zwei Metern. »Weil aber an dem Stamm weder die sogenannte 'Waldkante‘ als äußerster Jahrring am Übergang vom Splintholz zur Rinde noch Splintholzringe erhalten waren, müssen wir einen gewissen Datierungsspielraum ansetzen«, erläutert Dr. Thomas Frank vom Kölner Labor für Dendroarchäologie. Demnach starb der Baum zwischen 493 und 513 n. Chr. ab.
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