Glas ist ein Produkt, das aus gewöhnlichem Sand bei etwa 1700 °C erschmolzen werden kann. Da solche Temperaturen bis in die Neuzeit hinein nicht kontrolliert zu erzeugen waren, nutzte und nutzt man zusätzlich sogenannte
Flussmittel, die die Schmelztemperatur senken, sowie als dritten Bestandteil einen sogenannten
Stabilisator - im Allgemeinen Kalk - , der
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das molekulare Netzwerk des Glases stärkt.
Von den historischen Flussmitteln sind insbesondere zu nennen:
- Die seit über 4000 Jahren verwendete, sodahaltige Asche von Meeres- oder Wüstenpflanzen, sogenannten Halophyten, die bis heute ununterbrochen im Mittleren Osten im Gebrauch ist.
- Die im frühen ersten Jahrtausend v.u.Z. eingeführte und insbesondere im klassischen Römischen Reich verwendete mineralische Soda aus Ägypten.
- Die Holzasche der mitteleuropäischen Pflanzenarten Buche, Eiche und Farn, die erstmals in Funden aus der 776 oder 777 erbauten Königspfalz Karls des Großen in Paderborn nachgewiesen ist; sie stellt eine Anpassung des alten, orientalischen Glasrezeptes an europäische Verhältnisse dar.
Zur Herstellung von Glas müssen Sand, Flussmittel und Stabilisator in einem festen Verhältnis gemischt werden; dies war die Aufgabe eines Glasschmelzers, der bis in die Zeit des Hochmittelalters hinein die Glasmasse in riesigen Öfen zu erschmelzen hatte. Das hierin erzeugte Glas wurde zerkleinert und ging anschließend an lokal ansässige Sekundärglashütten, die bei gemäßigten Temperaturen die Glasbröckchen erneut einschmolzen, um sie zu Hohl- oder Flachglasprodukten zu verarbeiten. Diese zweigeteilte Produktionsweise war im Römischen Reich Stand der Technik; sie führte zu einer leichten Verfügbarkeit des Rohglases auf den Märkten und war somit stoffliche Grundlage für einen zum großen Teil selbstbewussten und freien Handwerkerstand, der selbst filigrane Diatretgläser herzustellen wusste, wobei dem zuständigen Handwerker bei der Ausführung dieser Arbeit vom Gesetz Haftungsausschluss zugestanden wurde.
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