Eine Knochenfundstelle in Südkalifornien liefert Hinweise, dass eine bislang unbekannte Art Mensch den Kontinent 100 000 Jahre früher besiedelt hatte als bisher gedacht. Kritiker glauben kein Wort.© 3-d-rekonstruktion: university of michigan, foto: sdnhm 3-D-Rekonstruktion (links) und Überreste des Amerikanischen Mastodons aus Kalifornien. - derstandard.at/2000056622811/Amerika-wurde-womoeglich-viel-frueher-besiedelt-als-gedacht
Wer waren die ersten Amerikaner - und wie schafften sie es auf den Kontinent? Archäologen dachten jahrzehntelang, diese Fragen wären abgehakt: Alle verfügbaren Belege deuteten darauf hin, dass sich Großwildjäger aus Asien - die unter dem Namen "Clovis" bekannt wurden - als Erste vor etwa 13 000 Jahren auf die Reise in die Neue Welt begeben hatten, auf einer Route durch die heute vom Meer bedeckten Beringia-Landbrücke.
Dann aber, seit Beginn der 2000er Jahre, tauchten immer mehr Indizien auf, die eine frühere Besiedlung des amerikanischen Kontinents nahelegten - und das "Clovis-Zuerst"-Modell ad acta. Allmählich nahm eine neue Lehrmeinung Gestalt an:
Homo sapiens kam per Boot entlang der Westküste vor mindestens 15 000 Jahren.
© SDNHMPaläontologe Don Swanson deutet an der Ausgrabungsstätte auf dort gefundene Fels-Absplitterungen. Gefunden wurden die neben Knochen in Sand: Wer brachte sie dorthin?
Nun möchten ein Team von Forschern mit einer gerade in "Nature" publizierten Studie die Geschichte erneut umschreiben - und zwar drastisch und radikal. Sie beschreiben darin die gebrochenen Skelettknochen eines Mastodons (eines ausgestorbenen Verwandten des Elefanten) sowie abgenutzte und zerbrochene Steinbrocken, die in Südkalifornien ausgegraben wurden. Zusammen würden die Funde belegen, dass Menschen bereits vor 130 000 Jahren, also im frühen Pleistozän, in Amerika gelebt haben, meinen die Forscher. Sollte das tatsächlich stimmen, wäre die lange Zeit unbestrittene Überzeugung widerlegt, dass der
Homo sapiens die erste und einzige der Menschenarten war, die einen Fuß auf den amerikanischen Kontinent gesetzt hat: Schließlich lebten zu dieser Zeit noch mehrere menschliche Spezies parallel nebeneinander, etwa der Neandertaler. Zudem würde die Studie bedeuten, dass in der archäologischen Forschung Paläoamerikas eine rund 100 000 Jahre große Lücke klafft, aus der keinerlei Fundstücke vorliegen. An heftiger Kritik an der neuen Studie mangelt es nicht: Andere Forscher weisen darauf hin, dass die vorgestellten Funde eben nicht die Anwesenheit des Menschen beweisen - oder dass sie nicht mit Sicherheit so alt sind wie behauptet.
Kommentar: Die ersten Amerikaner - Hinweise einer uralten Migration: