OF THE
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Es gibt psychologische Begriffe, die sich still und heimlich in den Alltagsgebrauch eingeschlichen haben. So still und heimlich, dass man sie zwar mit Selbstverständlichkeit verwendet, aber selten darüber nachdenkt, was sie eigentlich genau bedeuten. Der Begriff Psychopath gehört dazu, das Wort Soziopath ebenso. Aber ist das eigentlich das Gleiche? Ganz und gar nicht, sagt der US-Kriminologe Scott Bonn von der Drew University.
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Denn Psychopathen und Soziopathen zeigen oft das gleiche Verhalten: Sie respektieren keine Gesetze oder sozialen Normen, sie erkennen anderen das Recht auf Selbstbestimmung ab, tendieren zu äußerst manipulativem und gewalttätigem Verhalten und zeigen keinerlei Schuld- oder Reuegefühle. Doch die Gründe für diese problematischen Verhaltensweisen sind bei Soziopathen und Psychopathen jeweils andere.
Soziopathen haben durchaus Gefühle. Aber sie bekommen diese einfach nicht unter Kontrolle. Vor allem bei Angst und Wut bekommen sie sich nur schwer in den Griff: Sie werden leicht nervös, fühlen sich ausgegrenzt, beleidigt oder falsch behandelt, und tendieren dann zu äußerst impulsivem und aggressivem Verhalten. Aufgrund dessen leben sie oft am Rande der Gesellschaft, haben keinen festen Job und in der Regel auch keine feste Partnerschaft.
Soziopathen wünschen sich oft engere Bindungen an andere Menschen, schaffen es aber durch ihre emotionale Reizbarkeit nur selten, Beziehungen über längere Zeit aufrechtzuerhalten. Soziopathen fallen auf - und andere Menschen machen oft intuitiv einen Bogen um sie. Wenn sie Verbrechen begehen, dann geschieht das meist impulsiv und häufig völlig ungeplant.
Ganz anders verhält es sich bei Psychopathen: Sie sind häufig äußerst charmant, chronische Lügner und verfügen auf den ersten Blick über eine große soziale Kompetenz. Ihnen gelingt es durch ihre manipulative Art schnell, das Vertrauen anderer Menschen zu gewinnen - und das, obwohl es ihnen komplett an Mitgefühl oder authentischen Bindungen an andere Menschen fehlt. Psychopathen sind oft hoch funktional, also gut in die Gesellschaft integriert. Sie haben feste Jobs, sind verheiratet und haben Kinder. Sie können vergleichsweise leicht Karriere machen und sogar in Führungspositionen erfolgreich sein.
Kommentar: Durch die psychoanalytische Bewegung hat sich seit Jahrzehnten das Mantra durchgesetzt, dass ein Täter nur deshalb zum Täter wird, weil er in der Kindheit selbst missbraucht wurde. Leider stimmt das nicht: Forschungen an Psychopathen haben das sehr deutlich gemacht. Worauf diese "Opfer-Erklärung" der Täter hinausläuft ist eine Vermeidung von Verwantwortung und das Nähren von Narrativen des Selbstmitleids - all dies zu Gunsten der Personen, die Kindern schaden, und zum Schaden der wirklichen Opfer, der Kinder, selbst. Natürlich gibt es Menschen, die den selbst erlebten Missbrauch über die Generationen weitergeben, doch der springende Punkt sind die gemeingefährlichen pathologischen Täter: Pädophile und Psychopathen. Beide "Spezies" sind alles andere als Opfer, dennoch entkommen sie fast immer der Strafverfolgung, und die Gefahr, die von ihnen ausgeht, wird so gut wie gar nicht diskutiert. Im Gegensatz dazu werden die Medien jedoch vor der so genannten "Terrorgefahr" überschwemmt, so dass alle - nicht denkende - Welt von den wirklichen Gefahren um uns herum abgelenkt wird.