Die Wissenschaft des GeistesS


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Überprüfende Studien bestätigen Daryl Bems Studie zur Präkognition (Vorahnung)

Im Herbst 2010 schockierte der bis dahin selbst im wissenschaftlichen Mainstream angesehene Psychologe Prof. Daryl Bem mit einer der nicht weniger respektierten Fachzeitschrift "Journal of Personality and Social Psychology" veröffentlichten Studie die naturwissenschaftliche Gemeinde, in der er erklärte, den Beweis für die Fähigkeit des Menschen zur Vorherahnung zukünftiger Ereignisse gefunden zu haben (...wir berichteten 1,2). Obwohl seither der Expertenstreit um die Interpretation der Ergebnisse unvermindert andauert, konzentrier(t)en sich die meisten Medienberichte primär auf jene überprüfenden Experimente unabhängiger Forscher, die angesichts der von Bem ausführlich zur Replikation beschriebenen Experimente und Methoden zu negativen Ergebnissen gekommen sind. Nur selten ist von jenen dieser Studien die Rede, wie sie die Ergebnisse Bems bestätigen. Dies wollen wir im Folgenden ändern.

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© Andrea Danti - Fotolia.comSymbolbild: PSI.
Ithaca (USA) - Schon zuvor hatte u.a. eine Meta-Analyse US-amerikanischer und italienischer Wissenschaftler unabhängig von Bems Arbeit Hinweise darauf erbracht, dass Menschen die Fähigkeit besitzen, eigentlich unvorhersehbare zukünftige Ereignisse vorherzusehen und entsprechend physiologisch zu reagieren (...wir berichteten). Laut dem PSI-Forscher Dean Readin ist derzeit auch eine Meta-Analyse aller Replikationsversuche der Bem-Experimente in Arbeit.

Holly

"Kuschelhormon" Oxytocin: Teilen fördert Freundschaft

Chimpanzees
© AP Photo/Mark Baker, FILESymbolbild.
Wenn Schimpansen ihre Nahrung miteinander teilen, schütten sie mehr Oxytocin aus. Das stärkt die soziale Bindung - auch unter erwachsenen Tieren.

Es ist das Hormon mit den meisten Beinamen: Oxytocin ist als Wehen- und Still-, aber auch als „Kuschel“- und Treue-Hormon bekannt geworden. Forscher vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie haben nun Anhaltspunkte dafür gefunden, dass Oxytocin auch „Gastmahl-Hormon“ genannt werden könnte. Ihre Studie erschien im Fachblatt Proceedings of the Royal Society B.

Der Biologe Roman Wittig und seine Kollegen haben bei 26 frei lebenden Schimpansen aus dem ugandischen Budongo Wald die Hormonwerte im Urin gemessen und festgestellt: Dessen Konzentration ist nach dem Teilen von Nahrung höher als nach dem Fressen in Gesellschaft, bei der das Essen nicht geteilt wurde.

Butterfly

Experimentelle Studie weist erstmals berührungsfreie Einwirkung eines Meditierenden auf biologische Systeme nach

Erstmals ist japanischen Wissenschaftlern der wissenschaftliche Nachweis für eine berührungsfreie Einwirkung eines Meditierenden auf biologische Proben gelungen. In Experimenten konnten die Wissenschaftler aufzeigen, dass sich die Anwesenheit einer meditierenden Person auf Biosensoren in Form von Gurkenscheiben bzw. der Gaskonzentration auswirkt, die diese Scheiben emittieren. Die gemessenen statistisch signifikanten Unterschiede zu den Kontrollproben erfüllen, so die Wissenschaftler, die Ansprüche eines wissenschaftlichen Beweises dafür, dass Menschen eine messbare Einwirkung auch auf Objekte haben können, zu denen kein direkter physikalischer Kontakt besteht.
meditation
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Chiba (Japan) - Wie die Doktoren Osamu Takagi, Hideo Yochi und Kimiko Kawano, sowie Prof. Hideyuki Kokubo und Prof. Mikio Yamamoto vom Information and Research Center des International Research Institute (IRI) im japanischen Chiba und Dr. Masamichi Sakamoto von der Aquavision Academy aktuell im International Journal of Physical Sciences (IJPS, DOI: 10.5897/IJPS2012.3800) und in einer deutschen Übersetzung in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Anomalistik (ZfA, Band 13, 2013, S. 341-350) berichten, wurde die Konzentration der Gasemissionen der Gurkenscheiben mit der Gasemissionsmethode anhand von Stichproben von insgesamt 672 Petri-Schalen mit je vier Scheiben gemessen, wodurch ein sinnvoller statistischer Vergleich möglich wurde.

Magnify

Eine Frage der Wahrnehmung: Angstpatienten sehen was sie fürchten

In einer aktuellen Studie belegen deutsche Psychologen, dass Menschen mit einer Spinnenphobie, sog. Arachnophobiker, Spinnen anders sehen als Menschen ohne diese Angst und präsentieren damit die erste Studie, die wissenschaftlich belegt: Wie die Welt für Angstpatienten aussieht, liegt im Auge des Betrachters. Phobiker nehmen demnach Spinnen früher und länger wahr.
Vogelspinne
© grewi.deVogelspinne
Mannheim (Deutschland) - Pro Sekunde Millionen von Sinnesreizen auf den Menschen ein. Nur einen Bruchteil davon nehmen wir bewusst wahr. Welche, entscheidet unser Gehirn. Evolutionsbedingt filtert es vor allem jene Reize heraus, die für unser Überleben wichtig sind - wichtig sind Reize, die Gefahr signalisieren. Nur so schaffen wir es, in Gefahrensituationen blitzschnell zu reagieren.

Wie die Forscher um Professor Dr. Georg W. Alpers vom Otto-Selz-Instituts für Angewandte Psychologie an der Universität Mannheim aktuell berichten, "gilt dieses System in besonderem Maße für Menschen mit Phobien, sei es mit einer Angst vor engen Räumen, vor dem Autofahren oder vor Tieren wie großen Hunden oder Spinnen. Sie reagieren heftiger auf phobierelevante Reize als Menschen ohne diese Ängste. Personen mit Spinnenphobie berichten zudem häufig, dass sie die Tiere größer, beeindruckender und bedrohlicher wahrnehmen."

Für Menschen ohne die Ängste erscheint diese Wahrnehmung oft nur in der Einbildung der Betroffenen zu liegen. Die Mannheimer Psychologen konnten nun jedoch aufzeigen, dass Menschen mit Spinnenangst ihre Umgebung tatsächlich anders sehen als gesunde Menschen.

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Virtuelle Rollenspiele beeinflussen Empathie und Verhalten im wirklichen Leben

Psychologen sehen die "Grenze zwischen menschlicher und maschinenhafter Realität verschwimmen"

Computerspiele, Rollenspiele, zocken
© apDie Empfindlichkeit gegenüber Eindrücken in der realen Welt sinkt bei Spielern immersiver Computerspiele, sagen die Autoren der Studie.
Witten - Wer am PC viel Zeit in den virtuellen Welten von Rollenspielen verbringt und aus der Perspektiver von Avataren agiert, nimmt wichtige Körpersignale im echten Leben möglicherweise weniger intensiv wahr. Die Empfindlichkeit gegenüber Eindrücken in der realen Welt sinkt bei den Spielern, besagt das Ergebnis einer Studie von Forschern der deutschen Universität Witten/Herdecke der Melbourne University in Australien.

Die Wissenschafter untersuchten, was geschieht, wenn ein Spieler eines immersiven Computerspiels die Rolle eines nichtmenschlichen Charakters oder eines Avatars annimmt und sich mit ihr identifiziert. In bisherigen Studien zu diesem Thema ging es in der Regel um die Frage, inwiefern aggressives Verhalten im virtuellen Raum sich durch Einübung und Gewöhnung in die reale Welt überträgt. Die neue Studie untersuchte nun unabhängig davon, ob ein Spiel gewaltfrei oder gewalttätig ist, ob das reine Hineinversetzen in einen Avatar dazu führt, dass Spieler virtuelles Verhalten und Erleben einstudieren und in die wirkliche Welt übernehmen.

Butterfly

Emotionen sind im Körper sichtbar - Eine farbenfrohe "Landkarte"

Wenn uns etwa das Herz bis zum Halse schlägt, dann ist das keine Metapher. Der Körper ist eine Landschaft der Gefühle, und das Gehirn hat eine Landkarte davon.
Lauri Nummenmaa
© Lauri Nummenmaa
Ob man nun Schmetterlinge im Bauch hat oder einem das Herz bis zum Halse schlägt, ob es einem eiskalt den Rücken hinunterläuft oder man kalte Füße bekommt, oder ob es einem gar, wenn es noch ärger wird, die Kehle zuschnürt - wir ordnen Emotionen ganz automatisch Körperregionen zu, zumindest wenn wir darüber reden. Und manches steckt auch in der Sprache: „Angst“ etwa kommt vom lateinischen „angustia“, „Enge“, und eng kann es nur dort werden, wo es zuvor weit war, in der Brust, rund um das Herz. Das kommt bei Angst auf Touren, und bei vielen anderen Emotionen auch - bei Ärger, Glück und Stolz etwa, dann schwillt die Brust - , in einer Depression hingegen schlägt das Herz nur matt, und auch für Verachtung hat es wenig übrig.

Aber sind das überhaupt alles Emotionen? In der Fachliteratur gelten Emotionen etwa bei Robert Levenson (Berkeley) als „kurzlebige psychologisch-physiologische Phänomene, die der Anpassung an sich wandelnde Umweltbedingungen“ dienen (Ann. N. Y. Acad. Sci 1000, S. 348). Das ist locker definiert, entsprechend unscharf ist es auch, manche Psychologen rechnen zu den Emotionen auch die Triebe, den Hunger etwa, er bringt ja „Hungergefühl“: In diesem Fall ist die Umwelt die Innenwelt des Körpers, sie wird permanent von einer Vielzahl Detektoren überwacht (interozeptiv), diese schlagen etwa bei Hunger Alarm. Dann bereitet sich der Körper auf Nahrung vor, das Gehirn macht es natürlich auch - es lässt Ausschau halten - , und verschaltet wird alles vom zentralen Nervensystem und von Hormonen, mit denen etwa der Darm dem Hirn meldet, ob er gerade voll ist oder leer.

Bell

Studie zu Meditation: Mitgefühl sei ein biologisch verankertes, zum Überleben wichtiges Motivationssystem

Um Stress abzubauen und innere Kraft zu schöpfen, setzen sich immer mehr Menschen hin und meditieren. Aber wie und wo genau wirkt Meditation? Um das herauszufinden, messen Forscher Hirnströme und schieben Probanden in die MRT-Röhre.

Topmodel Christy Turlington tut es mit Hingabe. Richard Gere ebenso. Und auch in Deutschland sind es längst nicht nur vom Burnout bedrohte Manager, die Meditation für sich entdecken, um Stress abzubauen, zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe zu gelangen. Ein neuer Trend nach Joggen und Pilates? Mehr als das, sagt die Hirnforscherin Prof. Tania Singer. Die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig arbeitet seit Jahren daran, die günstigen Auswirkungen von Meditation auf das menschliche Gehirn nachzuweisen - mittels harter Wissenschaft und Hirns-Scans. Derzeit läuft dazu eine weitere große Studie in Berlin und Leipzig.

Das US-Wissenschaftsjournal Science widmete ihren Arbeiten jüngst eine große Story. Denn Singer bewegt sich in einer Grauzone, die lange auch von Kollegen skeptisch beäugt wurde. Soziale Neurowissenschaft heißt das junge Fachgebiet, in dem sich weltweit erst wenige Experten tummeln. Grundlagen der Meditationsforschung legten dazu neben US-Pionierin und Harvard-Psychologin Sara Lazar unter anderem auch das Team um den Psychologen Ulrich Ott vom renommierten Bender Institute of Neuroimaging (BION) der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Info

Vernetzung des Gehirns und wie "Spitze Gehirnwellen" dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen

gewitter, gehirn
© chrisharvey/fotolia.com
Sharp wave/ripples, die bisher mit Lernen im Schlaf in Verbindung gebracht wurden, könnten auch im Wachzustand wichtig sein


Klosterneuburg - Im Schlaf treten schnelle Schwingungsmuster - so genannt Sharp wave/ripples (SWR) - im Lernzentrum des Gehirns (Hippocampus) auf. Lange wurde angenommen, dass diese "spitzen Gehirnwellen" an der Festigung von Erinnerung beteiligt sind. In aktuellen Forschungsprojekten wurde die Rolle der SWRs im Wachzustand untersucht. Die Befunde legen nahe, dass die Schwingungsmuster auch bei der Stärkung der Zellanordnung und der Formung des räumlichen Arbeitsgedächtnisses eine Rolle spielen.

TV

Paare gucken Streitverhalten aus TV-Serien ab

Bild
© paFiktive Beziehungsstreitereien in TV-Serien sind negative Vorbilder, an denen sich die Fernsehzuschauer unbewusst orientieren
Um Spannung zu erzeugen, setzen TV-Serien auf heftige Beziehungs-Dramen. Das Problem: Fernsehserien beeinflussen das Streitverhalten von Paaren auf der Couch im Wohnzimmer - und zwar nachweisbar.

Book

Warum Introvertierte die besseren Chefs sind

Extrovertierte Menschen punkten im Berufsleben leichter: Ihnen liegt die Selbstdarstellung im Blut. Doch in sich gekehrte Persönlichkeiten haben viel Potenzial - auch für Führungsaufgaben.