30 Meter lang ist der Tunnel, zwei Betonwände waren zu durchbrechen: In Berlin haben Unbekannte auf spektakuläre Weise eine Bank ausgeraubt. Zugute kam ihnen dabei offenbar die Besonderheit einer Tiefgarage - sie liefert auch erste Hinweise für die Polizei.
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Es begann mit einem Routine-Einsatz der Feuerwehr - und entpuppte sich als einer der dreistesten Banküberfälle der letzten Jahre. Ein Mitarbeiter des Wachschutzes der Volksbank in Berlin-Steglitz alarmierte gegen 6 Uhr die Feuerwehr, weil er Rauch aus dem Tresorraum der Bank aufsteigen sah. Den Einsatzkräften fiel auf, dass auch aus der benachbarten Tiefgarage rauch quoll. Die Feuerwehrleute löschten mehrere „Kleinfeuer“, wie die Polizei mitteilt. Dabei bemerkten sie ein Loch in einer Wand der Tiefgarage. Was sie entdeckt hatten, war der Einstieg zu einem Tunnel: Ein 30 Meter langer Gang von rund einem Meter Durchmesser führt von dort in die Volksbank-Filiale an der Ecke Schlossstraße und Wrangelstraße. Offenbar gelangten die Täter in der Nacht zum Montag in die Bank und konnten dort die Schließfächer ausräumen. Wie viel sie erbeuteten, ist noch unklar. Den Brand legten sie wahrscheinlich, um Spuren zu verwischen, nimmt die Polizei an.

„Man kann annehmen, dass es Wochen gedauert hat, den Tunnel zu graben“, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei zu FOCUS Online. Der Coup war offenbar von langer Hand geplant und professionell durchgeführt. Der gesamte Abraum für den 30 Meter langen Tunnel war weggeschafft. Der Zeitung B. Z: zufolge mussten die Diebe zwei schwere Betonwände mit Stahlverhärtung durchbrechen. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter den Tunnel selbst gruben.

Wer mietete das Tiefgaragen-Abteil?

Doch wie konnten die Täter wochenlang in einer von zahlreichen Personen benutzten Tiefgarage unbemerkt graben und Schutt wegschaffen?

Den Dieben kam dabei offenbar eine Besonderheit der Garage zugute. Diese ist nämlich wiederum in mehrere unabhängige Einheiten unterteilt, die mit einem Rolltor verschlossen werden. Hinter geschlossenen Toren ließ es sich unbehelligt graben. „Der Bereich, von dem aus der Tunnel gegraben wurde, war nicht einsehbar“, sagte die Polizeisprecherin. Der Bereich habe die Größe einer Doppelgarage - und damit ein so schweres Rolltor, dass sich niemand mit einem Trick habe einschleichen können. „Der Komplex war nur für jemanden zugänglich, der diesen auch gemietet hatte.“ Dies sei nun auch neben möglichen Beobachtungen von Anwohnern ein Ansatzpunkt für die Polizei: Man werde überprüfen, von wem das Abteil angemietet wurde und ob dies unter richtigem Namen geschehen sei.

An die Öffentlichkeit hat die Polizei folgende Fragen:
  • Wer hat in den letzten Wochen Baulärm aus der Tiefgarage in der Wrangelstraße hören können?
  • Wer hat Fahrzeuge zum oder vom Tatort fahren sehen, die eventuell Bauschutt oder Baumaterialien geladen hatten?
  • Wer hat Beobachtungen über sonstige verdächtige Fahrzeuge oder Personen in der Wrangelstraße gemacht?