Ein detailreicher Artikel in der englischsprachigen Wikipedia über einen Konflikt zwischen Portugal und einem indischen Reich im 17. Jahrhundert hat sich als komplette Erfindung herausgestellt - nach fünf Jahren im Netz. Seit 2007 standen die Schilderungen zum „Bicholim-Konflikt“ in der Online-Enzyklopädie.
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Erst im Dezember 2012 stellte ein aufmerksamer Nutzer fest: Der Krieg und alle zitierten Quellen waren erfunden. Angeblich entbrannte der „Bicholim-Konflikt“ 1640 zwischen der damaligen Kolonialmacht Portugal und dem indischen Reich der Marathen und dauerte bis 1641. Doch ein Wikipedia-Autor mit dem Pseudonym ShelfSkewed hatte Zweifel.

Ausgeklügelte Erfindung

„Nach einer eingehenden Betrachtung und einigen Rechercheschritten bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Artikel eine Erfindung ist - eine schlaue und ausgeklügelte Erfindung“, schrieb er schließlich. Der Artikel existiert inzwischen nicht mehr. Stattdessen steht der „Bicholim-Konflikt“ nun als „fiktiver Krieg“ auf einer Wikipedia-Liste, die sich mit falschen Einträgen auf der Webseite befasst. Dort finden sich unter anderem auch die erfundene indonesische Insel Bunaka sowie Gaius Flavius Antoninus, der angeblich Julius Cäsar getötet haben soll.

Nach einem wahren Autorenboom in den Anfangszeiten kämpft Wikipedia derzeit mit einem Schwund aktiver Mitglieder. So sank die Zahl der englischsprachigen Mitverfasser von 56.000 im Jahr 2007 auf 35.000 im Jahr 2012. Als Grund werden recht strenge Mechanismen zur Qualitätskontrolle angenommen, die immer wieder zum Entfernen von Beiträgen führen. Neue Autoren würden abgeschreckt, kam in einer kürzlichen Untersuchung der Universität Minnesota heraus.