Viele chronische Krankheiten - beispielsweise die rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen und Asthma - sind gekennzeichnet von schmerzhaften Symptomen, die durch eine chronische Entzündung hervorgerufen werden. Eine soeben veröffentlichte Studie von Neurowissenschaftlern der University of Wisconsin-Madison und des Center for Investigating Healthy Minds am Waisman Center ergab, dass Achtsamkeitsmeditation den Stress mindert, der die Symptome bei den genannten Erkrankungen verschlimmern kann.
Bild
© Oleksiy Avtomonov / Shutterstock
Doch die Studie zeigte noch mehr, nämlich, dass Meditation auch die Entzündung selbst lindern kann. Und das ist besonders wichtig für die Patienten, die sich nicht auf die entzündungshemmenden Medikamente von Big Pharma verlassen wollen oder können, die oftmals schwere Nebenwirkungen verursachen.

Die Achtsamkeitsmeditation, bei der sich der Meditierende im Sitzen, Gehen oder bei Yogaübungen auf den Atem, die körperliche Empfindung und geistige Inhalte konzentriert, wird schon lange als Methode zur Stressreduzierung geschätzt. Bei der neuen Studie sollte nun untersucht werden, ob tatsächlich die Meditation selbst Stress abbauend wirkt oder ob dabei die soziale Interaktion beim Meditieren in einer Gruppe, das Erlernen neuer Fähigkeiten oder die regelmäßige körperliche Aktivität wie beim Yoga eine Rolle spielen.

Deshalb verglichen die Forscher ein Achtsamkeitsmeditations-Programm mit einem anderen gesundheitsfördernden Programm (bestehend aus Ernährungsberatung, körperlicher Aktivität wie Walking, Balance- und Kräftigungsübungen sowie Musiktherapie) ohne Bezug zur Achtsamkeit.

»Wir wollten ein Verfahren entwickeln, das eine positive Veränderung herbeiführen sollte und die Methode der Achtsamkeit mit einem strukturell ähnlichen Verfahren vergleichen«, heißt es in einer Pressemitteilung von Melissa Rosenkranz, der federführenden Autorin des Berichts, der kürzlich in der Zeitschrift Brain, Behavior and Immunity veröffentlicht wurde.

Beide Gruppen trainierten gleich viel, auch die Ausbilder waren gleich qualifiziert. Die Probanden in beiden Gruppen waren angewiesen, das häusliche Training in gleichem Umfang durchzuführen. Und was war das Resultat? Bei der Meditationsgruppe zeigte sich ganz besonders eine positive Wirkung. Man mag es kaum glauben, aber dazu zählte auch eine messbare Minderung der Entzündung.

Zu diesem Schluss gelangten die Wissenschaftler auf folgende Weise: Mithilfe des Trier Social Stress Test wurde bei den Studienteilnehmern psychischer Stress erzeugt, eine Capsaicin-Salbe provozierte eine Entzündung auf der Haut. Vor und nach der Meditation und den übrigen gesundheitsfördernden Aktivitäten wurden Immunreaktion und Hormonausschüttung gemessen. Bei beiden Gruppen wurde Stress abgebaut, doch das Verfahren der Achtsamkeitsmeditation bewirkte zusätzlich einen Rückgang der Entzündung.

»Es ist kein Allheilmittel, aber unsere Studie zeigt, dass Achtsamkeit in besonderer Weise hilfreich sein kann, und dass diese Methode bei bestimmten Menschen sinnvoller erscheint als andere Verfahren«, erklärt Rosenkranz in ihrer Pressemitteilung.

Wie die Forscher betonten, kann die entzündungsmindernde Wirkung der Achtsamkeitsmeditation von besonderer Bedeutung sein, denn »viele Menschen erfahren beispielsweise durch herkömmliche pharmazeutische Mittel keine Linderung. Bei manchen Patienten treten unerwünschte Nebenwirkungen der Medikamente auf oder sie reagieren nicht auf die Standardtherapie für die Krankheit ... Die Achtsamkeitsmethode des Stressabbaus kann eine kostengünstige Alternative zur Standardbehandlung sein oder diese ergänzen, und sie kann vom Patienten jederzeit problemlos zu Hause durchgeführt werden«.