Berlin (Deutschland) - Auf der Suche nach den Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS od. Stasi) der DDR, die am 1. April 2013 von der "Mitteldeutschen Zeitung" als "Verschollene" und "jetzt in Archiven entdeckte UFO-Akten der Stasi" beschrieben wurden, erhielt unsere Redaktion (grenzwissenschaft-aktuell.de) nach unserer gestrigen Meldung Hilfe von Christian Czech, von der "Deutschsprachigen Gesellschaft für UFO-Forschung" (DEGUFO), der auch die gruppenübergreifend von deutschen UFO-Forschungsorganisationen gemeinsam verwendete "UFO-Datenbank.de" betreut und selbst als DEGUFO-Fallermittler tätig ist. Czech klärt auf, dass die besagten UFO-Akten der Stasi schon seit 1999 in den deutschen UFO-Archiven bekannt sind und gibt im Folgenden exklusiv einen Einblick in den Stand der Dinge um die bekannten Akten.
Stasi, Bezirksarchiv Erfurt
© Bundesarchiv, Bild 183-1989-1204-023 / CC-BY-SA-3.0Blick ins Bezirks-Archiv der Stasi in Erfurt, 4. Dezember 1989.
GreWi: Herr Czech, Sie sagen, dass die jetzt sozusagen erneut diskutierten UFO-bezogenen Akten der Stasi für UFO-Forscher selbst gar nicht neu sind. Können Sie dies kurz erläutern?

Czech: Die Grundlagensituation ist Folgende: Die Akten werden von der Behörde des/der Bundesbeauftragten für die Unterlagen der Stasi zwar ausgehändigt, dies jedoch unter der Voraussetzung, dass sie nicht weitergegeben oder ohne weitere Genehmigung abgedruckt werden. Grundsätzlich können also solche Akten aber von jedermann erfolgreich angefordert werden.

GreWi: Und was steht nun genau in diesen Akten?

Czech: Insgesamt sind uns zwei (Stasi-)Akten zum Thema zu gemeinsam 13 Seiten DIN A4 bekannt: Eine von 1983 und die andere von 1985. Die 1985er Akte (Meldung mit der Nummer 181/85) handelt nun von dem Objekt, das über Halle gesichtet wurde und an dem sich ja auch der Zeitungsartikel und ihre gestrige Meldung dazu aufmacht. Zusätzlich zu den eigenen Unterlagen hat die Stasi hier auch Zeitungsartikel der westdeutschen Medien dazu gesammelt (Bild vom 05.02.1985, B.Z. vom 05.02.1985 und Tagesspiel vom 05.02.1985). Die Stasi selbst hat keine Vermerke darüber gemacht, um was es sich gehandelt hat. Die gleiche Beobachtung wurde auch in Westdeutschland gemacht, ist UFO-Forschung bekannt und gilt allgemein als Beobachtung eines Bolidenmeteoriten, wie dies auch auf "UFO-Datenbank.de" (u.a. im Bereich der "Gesellschaft zur Erforschung des UFO-Phänomens e.V.", GEP) vermerkt ist.

Die zweite Akte beschreibt einen Vorfall vom 27.11.1983, den ich, weil noch nicht besprochen, etwas ausführlicher beschreiben möchte: Der Bericht trägt die Nummer 2405/83 und es geht darin um die "Meldung über eine Beobachtung eines Flugkörpers durch Grenztruppen der DDR".

Am 27.11.1983, gegen 03.00 Uhr, wurde durch Angehörige der Grenztruppen der DDR, Abschnitt 4, Groß Glinicko ein Flugkörper beobachtet. Der Flugkörper mit Tragflächen von ca. 5 x 5 Meter flog aus Richtung DDR in Richtung Westberlin.
Ergänzend beinhaltet diese Akte weitere Informationen:
04.30 Uhr: ZGS, LSK/LV, Major W. teilte mit, dass im Raum Schönwalde der Flugkörper in einer Höhe von 25 Metern flog. Geräusche wurden nicht festgestellt. In der Berliner Kontrollzone ist zu diesem Zeitpunkt nichts geflogen und nichts beobachtet worden.

04.40 Uhr: ODH/MA I Major H. teilte mit, dass im Abschnitt Kienhorst, nahe Eiskeller (Enklave) Grenzregiment 34, Sicherungsbereich 4, ein flugzeugähnlicher Gegenstand mit Ausmaßen 5 x 5 Meter, ohne Motorengeräusch und ohne Licht, in einer Höhe von 25 Metern in einer Entfernung von (...unleserlich...) rechts des Beobachtungsturmes der Grenztruppen in Richtung Westberlin ausflog. Der Flugkörper wurde kurzzeitig gesehen. Ob sich eine Person daran befand, konnte nicht beobachtet werden. Auf Westberliner Gebiet wurden keine Handlungen festgestellt.

08.35 Uhr: Das Flugobjekt flog in ca. 25 m Höhe über der Grenze in Richtung des Verwaltungsbezirkes Spandau. Es wurden keine Geräusche, kein Licht festgestellt. Durch den ZGS (zentraler Gefechtsstand) wurde keine Bestätigung gegeben, dass sich ein Flugkörper in der Luft befand.

09.55 Uhr: Der OvD teilt mit, dass am 27.11.1983, um 12.34 Uhr, durch den Diensthabenden der Grenztruppen der DDR dem ZGS mitgeteilt wurde, dass der Posten die Beobachtungsmeldung über ein unbekanntes Flugobjekt zurückzieht.
Auch hier gibt es keine Vermerke über eine mögliche Identifikation. Die am Projekt "UFO-Datenbank.de" beteiligten UFO-Forscher und -Organisationen würden diesen Fall vermutlich aufgrund ungenügender Daten abschließen, da die vorhandenen Daten nicht ausreichen, um das Objekt zu identifizieren.

GreWi: Besten Dank Herr Czech für Ihre Informationen.

Derzeit beinhaltet die "UFO-Datenbank.de" 149.060 Datensätze. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Falldaten zu UFO-Sichtungsmeldungen. Zu jeder enthaltenen UFO-Beobachtung lassen sich z.B. Datum, Ort, Zeugen, Geschehen, Klassifikationen, Beurteilung etc. einsehen. Diese Daten werden von deutschen UFO-Forschungsorganisationen zur Verfügung gestellt oder sind hier auf der Gastmeldungsseite erfasst worden. Sie sind somit weltweit für die Recherche zu beliebigen Fragestellungen an das Datenmaterial zugänglich. Über einen Online-Meldebogen können hier UFO-Sichtungen an die Forscher weitergegeben werden, die dann - bei ausreichender Informationslage - auch untersucht werden.

Quelle: ufo-datenbank.de