Mann,Schatz
© AFPCanterburys Museumsdirektor Anthony Wright mit dem historischem Pergament und dem Kupferzylinder, die sich unter einer Statue verbargen.
Die Erdstöße im neuseeländischen Christchurch schleuderten auch eine Statue vom Sockel. Bei der Bergung entdeckten die Arbeiter geheime Dokumente. Nun hoffen die Einwohner auf eine Botschaft aus der Vergangenheit.

Das Erdbeben in Neuseeland hat in der Stadt Christchurch möglicherweise eine Nachricht aus der Vergangenheit ans Tageslicht gebracht. Unter der umgestürzten Statue des Stadtgründers John Robert Godley aus dem 19. Jahrhundert ist ein handgeschriebenes Pergament in einer Flasche und ein versiegelter Kupferzylinder zum Vorschein gekommen. Darin werden historische Dokumente vermutet, sagte Bürgermeister Bob Parker.

Die Statue stand auf dem Hauptplatz der Stadt nahe der historischen Kathedrale. Sie wurde erstmals 1867 errichtet, doch schon 1918 durch eine Haltestelle und öffentliche Toiletten ersetzt. 1933 erhielt Godleys Figur wieder seinen ursprünglichen Platz, stürzte jedoch beim Erdbeben letzten Dienstag ein und zerbrach in mehrere Teile.

Nun untersuchen Museumsexperten die Gegenstände im Stadtmuseum. Anscheinend enthalten sie Nachrichten der Gründerväter von Christchurch, in denen diese ihre Vision für die Zukunft der Stadt darlegen. Godley selbst hatte sich nach der Gründung für eine Selbstverwaltung von Christchurch eingesetzt und jegliche Fremdbestimmung durch die englische Kolonialmacht abgelehnt.

Angesichts der aktuellen Lage erscheint Parker die Entdeckung geradezu schicksalhaft, da sie "die Inspiration bieten, die wir in dieser schweren Zeit benötigen". Am 22. Februar erschütterte ein Erdbeben der Stärke 6,3 die Südinsel Neuseelands. Genau eine Woche später, am 1. März, hielten die Menschen im ganzen Lande zur Uhrzeit des Erdbebens um 12:51 Uhr inne, um zwei Minuten lang der Opfer zu gedenken. Auch die 580 Rettungshelfer unterbrachen ihre Arbeit in den Trümmern und schwiegen für einen Moment.

155 Tote konnten sie schon bergen, doch die Behörden gehen von insgesamt 240 Toten aus. Auch wenn seit vergangenem Mittwoch kein Lebender mehr gefunden wurde, hofft Regierungschef John Key weiterhin auf ein "Wunder". In Christchurch, der größten Stadt der Südinsel Neuseelands, sind zahlreiche Bürogebäude, Häuser und Kirchen schwer beschädigt. Insgesamt wird der Schaden auf 20 Milliarden US-Dollar geschätzt, was ungefähr der Hälfte des Exporterlöses des Landes entspricht.

So könnte in diesen schweren Stunden eine Nachricht aus der Vergangenheit zumindest ein kleiner Trost für die 390.000 Einwohner der Stadt sein und ihnen Vertrauen für die Zukunft schenken.