Irak
Die “Demokratisierung” des Iraks – 19. März 2003
Vor ziemlich genau zehn Jahren schrieb ich Folgendes auf der damaligen Signs of the Times-Seite:
Während ich hier sitze, wurde ein Antrag im englischen Unterhaus mit 415 zu 149 Stimmen abgelehnt. Natürlich hätte auch ein anderes Ergebnis die USA nicht aufgehalten, dennoch bedeutet dies vollständig „grünes Licht“ für den Angriff auf den Irak.

Bush’s „Ultimatum“ an Saddam läuft am Donnerstag um Mitternacht ab. „Schock und Einschüchterung“ (im Engl.: „Shock and Awe“ - AdÜ), besser gesagt: „Tod und Zerstörung“, können bis dahin jederzeit beginnen. Uns bleibt höchstens noch ein Tag - ein Tag, um am Rande des Abgrunds innezuhalten, bevor die kommende Dunkelheit uns alle verschlingen wird.

Als ob er sich über diejenigen lustig machen wollte, die gegen diese illegale Invasion sind, sowie gegen die Lügen und Täuschungen, mit denen sie gerechtfertigt wurde, hat Ari Fleischer heute erklärt, dass die USA selbst dann angreifen würden, wenn Saddam jetzt sofort ins Exil ginge. Es geht nicht um Massenvernichtungswaffen, es geht um Vorherrschaft und das Prinzip der Zerstörung. Vielleicht glaubt Ari ja, er könne nun, da die Invasion beschlossene Sache ist, etwas mehr von der Wahrheit preisgeben. Nun, da Cheney, Rumsfeld und Blair den friedensliebenden Menschen dieser Welt mitgeteilt haben, dass sie sich ins Knie f***en können. Es muss schon hart für Fleischer gewesen sein, jeden Tag vor der Weltöffentlichkeit zu stehen und so ausgiebig zu lügen. (Obwohl, vielleicht auch nicht.)

Es fällt mir schwer, meine derzeitigen Gefühle zu beschreiben - da ist ein starkes Gefühl des bevorstehenden Untergangs, kombiniert mit Wut darüber, dass man mich zwingt, mich angesichts solch ungezügelter Psychopathie derart hilflos zu fühlen. Wer sind diese Männer, dass sie so einfach entscheiden können, die Welt und ihre Bewohner in einen „Krieg ohne Ende“ zu stürzen? Und wer sind wir, dass diese Männer uns so lange mit solch erbärmlichen und kaum versteckten Lügen zum Narren halten konnten, wissend, dass wir uns einfach wegdrehen und sie davonkommen lassen würden?
Vor nunmehr zehn Jahren starteten das amerikanische und britische Militär (mit einem Rudel eingeschüchterter „Alliierten“ im Schlepptau) die „Operation Iraqi Freedom“, auch bekannt als „Schock und Einschüchterung“, auch bekannt als „Operation zur Zerstörung der wichtigsten irakischen Infrastruktur und zum Start eines über zehn Jahre andauernden Angriffs - und Besatzung - der irakischen Bevölkerung“. Bis heute wurden mindestens 1,5 Millionen irakische Zivilisten ermordet und 5 Millionen weitere aus ihren Häusern vertrieben - als direkte Folge der „Befreiung“. Dazu kommen die Millionen, die im Jahrzehnt zuvor durch die von den USA durchgesetzten Wirtschaftssanktionen getötet oder verarmt wurden. Tödliche Autobomben gehören noch immer zum Alltag. Kein Zweifel - der Irak wurde nicht befreit: er wurde zerstört, und zwar vorsätzlich.

Vor kurzem veröffentlichte der englische Guardian die Ergebnisse einer 15-monatigen Untersuchung in Zusammenarbeit mit der arabischen BBC. Dieser Video-Report, der den euphemistischen Namen „James Steele: America’s mystery man in Iraq“ („James Steel: Amerikas geheimnisvoller Mann im Irak“) trägt, präsentiert ziemlich wasserdichte Beweise dafür, dass die amerikanische Regierung und das Militär unmittelbar nach der Invasion des Iraks damit begannen, eine 10 000 Mann starke „schiitische Miliz“ zusammenzustellen, die - unter amerikanischem Befehl - für drei Dinge benutzt werden sollte:
  1. Mitglieder des irakischen Widerstands sowie deren Unterstützer aus der Bevölkerung zu kidnappen, foltern, ermorden und zu verstümmeln,
  2. Bomben in vornehmlich sunnitischen und schiitischen Gegenden zu legen, um die Bevölkerung zu spalten und damit auch jeglichen gemeinsamen Widerstand gegen die Besatzung zu unterbinden,
  3. den Eindruck eines „Bürgerkriegs im Irak“ zu vermitteln, welcher der amerikanischen sowie den europäischen Regierungen als Rechtfertigung für die anhaltende Besatzung des Iraks zum „Erhalt des Friedens“ dient.
James Steele, Irak
James Steele, Cheneys und Rumsfelds “Mr. Todes-Schwadronen” im Irak
Während die 50-minütige Dokumentation ausreichend Beweise dafür liefert, dass Rumsfeld, Cheney, General Patraeus und all die anderen NeoCon-Kriegstreiber und CIA-Monster bewusst die Dienste des ehemaligen US Army Colonels James Steel in Anspruch nahmen, um die Todes-Schwadronen gegen den irakischen Graswurzel-Widerstand zu organisieren (eine Taktik, die Steele bereits gegen die Widerstandsbewegungen in Südamerika in den 1970ern und 90ern genutzt hat), so begünstigt die Dokumentation auch die offizielle Geschichte, dass „Sektiererei“ im Irak der Grund für die Verwüstung sei, die sich dort abgespielt hat.

Die von der amerikanischen Regierung (mit Rat und Tat unterstützt von britischen und israelischen Anti-Terror-„Experten“) benutzten sogenannten „schiitischen Milizen“ wurden direkt von der CIA und Leuten wie James Steel rekrutiert, um ungesetzliche Morde an jedem zu begehen, den sie in irgendeiner Form als „Widerstand“ identifizieren konnten. Um diese Strategie zu verschleiern, wurden wahllos Angriffe auf irakische Zivilisten - Schiiten und Sunniten gleichermaßen - geführt, und zwar in einem gewaltigen Ausmaß. Einige Mitglieder der Milizen wurden dann in einem anderen Kontext „al Quaida“ genannt. Damit waren sie für die Pläne der US-Kriegstreiber zweifach wertvoll, denn sie rechtfertigten einerseits die anhaltende Besatzung und andererseits lieferten sie den nachträglichen „Beweis“ für den amerikanischen Mythos vom „Krieg gegen den Terror“, dass sich die USA im Krieg gegen die Verantwortlichen des 11. Septembers befinden.

Während es vor der Invasion 2003 absolut nichts gab, was den 11. September mit dem Irak in Verbindung brachte, machte der Einsatz von Todes-Schwadronen (real), die man „al Quaida im Irak“ (fiktiv) nannte, die Lüge „wahr“, dass sich die gesamte westliche Zivilisation im Krieg gegen eine Horde von irrationalen und gewalttätigen Moslems befinde. Dieses Vorgehen wurde anschließend zur Blaupause für die Anstiftung von Terrorismus, um die Volksaufstände im Jemen, in Mali und anderswo zu unterdrücken. Hat man die Menschen einmal gewalttätig, lässt sich der Widerstand zerschlagen und kontrollieren und damit sicherstellen, dass es keine Opposition gegen die wahren strategischen Ziele gibt (nämlich die Kontrolle über das Öl im Nahen Osten). Die Besatzungs-Armee der USA und deren britisches Gegenstück haben viel Erfahrung damit, was passiert, wenn man einen souveränen Staat angreift und besetzt: Die Menschen leisten Widerstand, und zwar nicht nur eine ethnische oder religiöse Gruppe, sondern mehr oder weniger die gesamte Bevölkerung. Nichts vereint ein Land mehr als die Besatzung durch ein fremdes Land.

Die Briten haben die gleiche Politik in Nordirland verfolgt. Zunächst wollten sie eine „Kriminalisierung“ des Konflikts erreichen (indem sie allen Widerstand als „Terrorismus“ darstellten), anschließend die „Ulsterisation“, um in der britischen und weltweiten Öffentlichkeit den Eindruck zu vermitteln, beim Konflikt in Nordirland handle es sich um einen internen „konfessionellen Konflikt“, bei dem die Briten die Rolle der frustrierten „Bewahrer des Friedens“ spielten. Beide Strategien wurden 1975 in einem unveröffentlichten Strategie-Papier mit Namen The Way Ahead“ („Der Weg nach vorn“) dargelegt. Als Teil des Bestrebens einen "Bürgerkrieg" als real darzustellen, wurden Todes-Schwadronen benutzt um Zivilisten beider Konfessionen anzugreifen (Katholiken und Protestanten).

Im Irak haben die von den USA gesteuerten „schiitischen“ Todes-Schwadronen äußerst ähnlich funktioniert, und während die Medien sich damit zufrieden geben, diese als normale Schiiten darzustellen, die durch ihre religiöse Ausrichtung motiviert werden, sind die Todes-Schwadronen in Wahrheit bezahlte Schläger, die nichts ehren außer dem Geld, das sie von ihren amerikanischen Herren bekommen sowie dem Versprechen auf Machtpositionen in einer künftigen irakischen Regierung. Wie die „libyschen Rebellen“ und die „Freie Syrische Armee“ bilden sie den Bodensatz der arabischen und nahöstlichen Gesellschaften - angeführt von Demagogen, die ihre barbarischen Handlungen hinter religiösen Litaneien verstecken. Säkulare Kräfte in der Region wie Gaddafi, Assad und zuvor Nasser und Arafat versuchten ohne Erfolg, sie im Zaum zu halten. Der Grund dafür ist, dass die Extremisten durchgehend von den USA, Großbritannien, Frankreich und Israel gegen die rationalen Stimmen unterstützt wurden - in Form von Waffen, Geld, Ausbildung und eklatanten Lügen.

Bild
Während der gesamten Besatzungszeit hat der Hauptvertreter der Schiiten Muqtada al-Sadr angesichts der ausländischen Besatzung und Täuschung in Form von Versuchen, den Widerstand zu spalten, wiederholt zur Einheit zwischen schiitischen und sunnitischen Irakern aufgerufen. Zu diesen Versuchen der Spaltung zählten die Bombardierung von Brücken in Bagdad und anderen irakischen Städten, um die Kommunikation zwischen den Irakern zu verhindern; die großflächige Anwendung von Terror-Taktiken, um schiitische und sunnitische Iraker aus ihren Häusern zu vertreiben sowie die Bombardierung von Heiligtümern, sowohl schiitische als auch sunnitische, um eine Wirklichkeit der „konfessionellen Unruhen“ zu schaffen.

Heute liegt der Irak in Trümmern. Die Gesellschaft des Landes wurde auseinandergerissen, vor allem durch das buchstäbliche Auseinanderreißen zehntausender Zivilisten, von denen viele brutal und systematisch von den durch die USA finanzierten Todes-Schwadronen gefoltert wurden. Weitere Hunderttausende wurden ermordet, entweder durch amerikanische Bomben, die Kugeln amerikanischer Soldaten oder die allgegenwärtigen und äußerst effektiven „Autobomben“, die von Agenten der USA und Großbritanniens und deren bezahlten Schlägern gelegt wurden.

Die „Operation Iraqi Freedom“ brachte einem ganzen Land mit 26 Millionen Einwohnern Tod und Zerstörung. Sie zählt zu den schlimmsten Ereignissen der Weltgeschichte, und sie wurde vorsätzlich und akribisch exakt so geplant.