
Die von britischen "National Archive" neu veröffentlichten rund 8.500 Seiten UFO-Akten decken den Zeitraum von 1997 bis 2005 ab, auch wenn aus den Unterlagen auch Informationen über historische UFO-Sichtungen und Ereignisse seit den 1950er Jahre hervor gehen.
Insgesamt wurden 35 Datensätze und fünf Anhänge veröffentlich. 20 davon beinhalten MoD-Korrespondenzen zu Thema. Fünf Datensätze erläutern UFO-Sichtungen, wie sie dem MoD in den Jahren von 2001 bis 2005 gemeldet wurden. Zwei Datensätze haben parlamentarische Anfragen über UFOs zum Inhalt. Sieben beinhalten Anfragen unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz "Freedom of Information Act" (FOIA) und ein Ordner erläutert die offizielle Politik des MoD bezüglich der UFO-Thematik.
Neben Informationen über Sichtungen mit gewöhnlichen Erklärungen oder über Fälschungen, darunter der Studentenulk von 1967, als Studierende piepende Miniatur-UFO-Modelle in ganz England verteilten (DEFE 24/1986, S. 309) finden sich in den Akten auch Dokumente, wie sie aus Sicht der UFO-Forschung interessant sind.
- Unter anderem eine schriftliche Antwort eines Tornado-Piloten zu Fragen über seine UFO-Sichtung 1990. Gemeinsam mit der Besatzung eines zweiten Jets der "Royal Air Force" (RAF) beobachtete er am 5. November ein unidentifiziertes Flugobjekt über der Nordsee im niederländischem Luftraum (DEFE 24/2041; S. 10, 11, 27 und 108). Die Sichtung wurde später auch im Rahmen der Untersuchungen der belgischen UFO-Welle von 1989-90 bekannt.
Aus den Antworten des Piloten geht demnach hervor, dass er selbst vom plötzlichen Erscheinen des unidentifizierten Flugobjekts derart überrascht worden war, dass er gänzlich vergaß, sein Bordradar einzuschalten. Rückfragen bei der Bodenkontrolle zeigten, dass hier kein Objekt geortet werden konnten.
"Das UFO glich keinem mir bekannten Flugzeug in Diensten mir bekannter Luftstreitkräfte. (...) Es flog in etwa auf unserer Höhe und ich konnte Details wie einen Abgasausstoß und eine Art bläulichen Nachbrenner mit konstanter bläulicher Flamme ausmachen. (...) wir selbst flogen mit einer Geschwindigkeit von Mach 0,8 (rund 850 km/h), doch das UFO hatte keine Mühe und zu überholen."Auch unmittelbar nach Bekanntwerden der Sichtung vorgebrachten Behauptungen, die Piloten hätten Teile eines russischen Satelliten bei Wiedereintritt in die Atmosphäre gesehen, widersprach der brieflich interviewte Tornado-Pilot: "Es war ganz sicher kein russischer Satellit - da bin ich mir 100% sicher. Das war ein großes 'Flugzeug' von dem ich Details wie Lichter und der Antriebsmaschine sehen konnte. Ich habe seither nie wieder etwas Ähnliches gesehen."
- Im September 2002 richtete Lord Hill-Norton eine Anfrage an das MoD, in welcher er um eine Bestätigung einer angeblichen UFO-Sichtung durch die Besatzung des Royal Navy Zerstörers "HMS Manchester" 1998/99 vor der Küste Norwegens bat. Die Antwort des Verteidigungsministeriums klingt erstaunlich: Das Logbuch des Schiffs mit den Eintragungen zum fraglichen Zeitraum sei "von einem Windstoß über Bord geweht worden". Der Kapitän selbst könne sich hingegen an keinen entsprechenden Vorfall erinnern (DEFE 24/2092 , S. 225).
- Ebenfalls für viele Beobachter vielsagend, ist die Erkenntnis aus einer Suche des MoD nach Akten zum UFO-Vorfall von Rendelsham Forest (...wir berichteten). Diese offenbarte im Jahr 2000, dass eine ganze Zusammenstellung von Geheimdienst-Akten zu den fraglichen Jahrgängen (1980-82), und darunter eben auch jene Akten zum Rendlesham Forest Ereignis, zerstört wurden. Die zuständigen Mitarbeiter seien nicht in der Lage gewesen, zu erklären, wann und warum die Akten zerstört wurden, da die Bescheinigung der Zerstörung der Akten nicht länger als fünf Jahre aufgehoben werden" (DEFE 2026, S. 182). Ein abschließender, vielleicht sogar selbstkritischer interner Verweis des MoD zu dieser "offenkundigen Anomalie in den Aufzeichnungen" bedarf keines weiteren Kommentars, zeigt man sich hier doch besorgt darüber, dass eine Veröffentlichung dieses Umstands derart interpretiert werden könnte, "dass es sich um einen beabsichtigten Versuch gehandelt habe, Aufzeichnungen über den Vorfall zu vernichten."
- Auch auf die Positionen Großbritannien in der Diskussion der UFO-Thematik an den Vereinten Nationen (UN) in den Jahren 1977 bis 1979 werfen die neu freigegebenen Akten ein aufschlussreiches Licht: Angeregt durch dem damaligen Präsidenten Grenadas, Sir Eric Gairy, wurde damals über Untersuchungen des UFO-Phänomens im Rahmen der Vereinten Nationen diskutiert. Die Akten (DEFE 24/2032, S.10-34) belegen nun die deutlich distanzierte Haltung des Außenministeriums, weigerten sich die britischen Diplomaten doch, einen solchen Schritt zu sanktionieren. Ein solch "lächerlicher Antrag brächte lediglich die Vereinten Nationen in Verruf", so ein Diplomat.

Kommentare von Lesern
für unseren Newsletter an