Laut Statistik verzehren wir jährlich rund 35 Kilo Zucker pro Kopf. Obwohl unser Körper kein Gramm davon braucht. Kohlenhydrate aus Brot, Nudeln oder Reis liefern die Energie, die wir täglich brauchen. Der Körper ist in der Lage, die komplexen Kohlenhydrate so aufzuspalten, dass Traubenzucker entsteht, der langsam ins Blut gelangt. Purer Zucker geht hingegen sehr schnell ins Blut. Der Körper schüttet das Hormon Insulin aus. Infolgedessen sinkt der Blutzuckerspiegel, wir bekommen schnell wieder Hunger und essen noch mehr. Zucker macht schnell Lust auf mehr.
Der Zuckerkonsum hat sich in den letzten Jahrzehnten fast verdreifacht. Wir essen so viel Süßes wie nie. Dabei kann Zucker krank machen. Er schadet nicht nur den Zähnen, sondern soll Fettleibigkeit und Diabetes fördern. Auch von einem Zusammenhang zwischen Zucker und Krebs ist die Rede. Manche vermuten sogar ein Suchtpotenzial.
Ernährungswissenschaftler schlagen Alarm
Dass der Zuckerkonsum permanent zunimmt, hat sicherlich nichts mit dem einzelnen Schokoriegel oder dem Kuchenstück am Sonntag zu tun, sondern mit der sogenannten Snacking-Gesellschaft. Es ist einfach so, dass wir permanent mit Süßigkeiten konfrontiert werden, die nebenbei gegessen werden. Und das summiert sich am Ende des Tages. Das große Problem ist dann, dass viele Kalorien aufgenommen worden sind. Leere Kalorien ohne Nährstoffe.
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale München
Wie viel Zucker ist erlaubt?
Laut Experten kann man etwa 50 Gramm Zucker pro Tag ohne Bedenken genießen - das entspricht etwa der Menge, die in eine Hand passt. Je größer wir werden, desto mehr Zucker darf es sein. Kinder sollten demnach nicht so viel konsumieren wie Erwachsene.
Aber wie viel Zucker steckt wo drin?
Hier einige Beispiele:
- 1 Becher Fruchtjogurt je nach Sorte und Größe enthält circa sechs Stück Zucker
- 1 Tüte Frühstücksflocken je nach Sorte und Hersteller circa 15 Stück Zucker
- 1 Liter Cola enthält etwa 40 Stück Würfelzucker
Der Chemiker Jürgen Seibel ist ein renommierter Zuckerforscher und weiß, warum zu viel Süßes schadet.
Übergewicht fördert zudem indirekt eine Fettleber, Bluthochdruck oder Gicht.Überschüssige Zucker werden nicht verbrannt. Sie werden für die Energie nicht benötigt und dann aufgebaut, oftmals zu anderen Naturstoffen wie Fetten. Und Fette stehen in direktem Zusammenhang mit Fettleibigkeit. Deswegen kann man eine Korrelation ziehen zwischen hohem Zuckerkonsum und Fettleibigkeit. Fettleibigkeit steht auch wieder in direktem Zusammenhang mit Diabetes Typ II.
Prof. Dr. Jürgen Seibel, Universität Würzburg
Achtung Zuckerfallen
Besonders zuckerhaltig sind Softgetränke: In den USA wollen deshalb einige Städte sogenannte XXL-Softdrinks verbieten. Die werden vor allem in Fast-Food-Ketten verkauft. Das Argument: Man kann gar nicht so viel Zucker essen, wie man nebenbei trinken kann. Bei Softgetränken gibt es kaum einen Sättigungseffekt - außerdem gewöhnt man sich schnell an große Mengen. Zuckerhaltige Limonaden sind damit wahre Kalorienbomben.
Zucker ist aber auch da drin, wo man ihn nicht vermutet - in Frischkäse, im Salat-Dressing, in der würzigen Salami, oder der herzhaften Grillsauce.
Achtung: In manchen Lebensmitteln wie einem Smoothie steckt viel mehr Zucker als man vermuten könnte. So ein Konzentrat kann - je nach Hersteller - mehr Zucker enthalten als eine Cola - auch wenn es natürlicher Fruchtzucker ist.Zucker wird häufig auch als Füllstoff in Lebensmittel eingesetzt. Ein Beispiel: Wenn man natürlich ausgereifte, hochwertige Tomaten in einer Tomatensauce hat, ist das deutlich teurer, als wenn man günstig produzierte Tomaten und Zucker nimmt.
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale München
Verwirrende Angaben zum Zucker
Zucker hat diverse Decknamen: So verbirgt sich Traubenzucker im Müsliriegel, Fruktose im Wasser, Maltodextrin in der Tütensuppe, Invertzucker im Eis, Milchzucker in Milchprodukten, Glukose im Erdnusssnack und Dextrose in den Chips. Für Verbraucher ist es schwierig, den Überblick zu behalten.
Auch wenn auf einer Packung „zuckerfrei“ steht, heißt das nicht, dass kein Zucker drin ist. Es bedeutet lediglich, dass kein zusätzlicher Haushaltszucker enthalten ist. Diverse andere Zucker, die genauso schädlich sind, dürfen in dem Produkt enthalten sein. Verbraucherschützer wie Daniela Krehl sehen darin eine Verbrauchertäuschung.
Sonderfall Fruktose
Fruktose - also Fruchtzucker - galt lange als gesund. Heute weiß man aber, dass dieser Zucker oft besonders gefährlich ist. Studien zeigen nämlich, dass Fruktose maßgeblich Übergewicht fördern kann.
Die künstliche Fruktose geht also besonders schnell in die Zellen und wird dort verstoffwechselt. Viel künstlich hergestellte Fruktose ist vor allem in Wellness-Getränken, aber auch in Fertigprodukten, Kuchen oder Milchprodukten und Mayonnaise.Wenn es sich um Fruchtzucker handelt, der natürlicherweise in einem Lebensmittel ist - wie zum Beispiel in einem Apfel - ist es relativ unproblematisch. Schlimmer ist der künstlich zugesetzte Fruchtzucker in verarbeiteten Lebensmitteln. Da hat sich aufgrund von vielen Studien gezeigt, dass dieser Fruchtzucker insbesondere den Fettaufbau im Körper forciert, also wirklich verstärkt, und somit noch gefährlicher ist als Haushaltszucker.
Daniela Krehl, Verbraucherzentrale München
Macht Zucker süchtig?
Zucker ist bei den meisten positiv besetzt. Schon Muttermilch schmeckt süßlich und kaum ein Kind mag keinen Zucker. Aber warum greifen wir so gerne zu Süßem - macht Zucker etwa abhängig? Tatsächlich kann man sich den Heißhunger antrainieren. Durch den Genuss wird das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. Es soll die gleichen Gegenden ansprechen wie Alkohol oder Nikotin. Aber die Studienlage zeigt: Von einer Sucht wollen Forscher nicht sprechen.
Zucker und Krebs
Seit Kurzem wird auch verstärkt ein Zusammenhang zwischen Zucker und Krebs diskutiert.
Fazit: Zucker ist ein Genussmittel mit gefährlichen Nebenwirkungen. Wer sich ausgewogen ernährt, darf sich in Maßen auch Zucker gönnen. Das Stück Kuchen am Sonntag ist nicht das Problem. Aber wer sich vor allem von Fertigprodukten ernährt und ständig zwischendurch isst, der nimmt im Schnitt zu viel Zucker zu sich - und das ohne es zu merken.Hohe Zuckerkonzentrationen sind nicht in Korrelationen mit Krebs zu bringen. Das zeigen neue Studien. Allerdings gibt es neue Therapieansätze bei Tumoren, also bei Krebs. Krebs ist dafür bekannt, dass er Zucker liebt, also Zucker stark verstoffwechselt. Und die sogenannte ketogene Diät - das heißt eine Ernährung ohne Zucker - soll dabei helfen, Krebszellen auszuhungern. Das ist ein sehr spannender Therapieansatz aus den USA, den wir beobachten müssen.
Prof. Dr. Jürgen Seibel, Universität Würzburg
Kommentar: Lesen Sie dazu die folgenden Artikel:
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