Salzburger Geologe: Explodiert ein großer Vulkan, könnte dies Folgen des Klimawandels vorübergehend ungeschehen machen
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© iwan setiyawan/ap/dapdDer Vulkan Tambora war vor seinem gewaltigen Ausbruch im Jahr 1815 rund 4.300 Meter hoch. Nach seiner Explosion war er nur mehr 2.850 Meter hoch. Die Auswirkungen dieser Eruption waren bis nach Europa spürbar.
Wien - Der Ausbruch des Tambora-Vulkans auf der indonesischen Insel Sumbawa im Jahr 1815 war die heftigste Vulkan-Eruption der letzten 25.000 Jahre und hatte unmittelbare Auswirkungen auf den gesamten Globus: Das folgende Jahr galt in Europa im Volksmund als "Jahr ohne Sommer". Der Schnee blieb den ganzen Sommer lang bis unter 1.000 Meter liegen und es kam zu Missernten, Hungersnöten und Wirtschaftskrisen. Dafür waren die Sonnenuntergänge des Biedermeier wegen des hohen Staubanteils in der Atmosphäre außerordentlich farbenprächtig.

Was in den Jahren nach dem Ausbruch geschah, könnte auch heute passieren: Kommt es zu einem heftigen Ausbruch eines großen Vulkans, könnte dies weltweit gleichsam eine kleine Eiszeit bringen und die Folgen des Klimawandels zumindest für ein paar Jahrzehnte ungeschehen machen, erklärte der Geologe Wolfgang Vetters vom Institut für Geologie und Paläontologie der Universität Salzburg anlässlich eines Vortrages am Naturhistorischen Museum Wien (NHM).


Anzeichen für großen Ausbruch

Dass dieses Szenario bald Wirklichkeit wird, findet Vetters gar nicht so unwahrscheinlich: "Wir müssen damit rechnen, dass sich innerhalb von mehreren Jahren der Tambora oder ein anderer Vulkan in dieser Gegend wieder meldet", sagte er. Ebenso könnte ein Vulkan Neuseelands wie der Taupo explodieren. Der Taupo war ursprünglich ein Supervulkan, der vor über 20.000 Jahren explodierte und in den folgenden Jahrtausenden immer wieder ausbrach - jeweils mit schweren Folgen. Heute mehren sich die Anzeichen wieder für eine gesteigerte Aktivität - hauptsächlich in Form von Erdbeben. Zum Beispiel jenes Erdbeben im Indischen Ozean 2004, das verheerende Tsunamis auslöste und das Christchurch-Erdbeben 2011 in Neuseeland. "Weder in Indonesien noch in Neuseeland hat die Erde seitdem Ruhe gefunden", sagte Vetters.

"Ein Erdbeben bedeutet, dass in den Gesteinsschichten der Kontinentalkruste Entspannungen eingetreten sind", erklärte er. Eine Entspannung wiederum könne jederzeit zu einem Vulkanausbruch führen. "Im Jahr 63 nach Christus gab es in Pompeji ein schweres Erdbeben, 79 brach der Vesuv aus", so Vetters. Dies sei das berühmteste aber nicht das einzige Beispiel dafür, dass Erdbeben und Vulkanausbrüche zusammenhängen.

Bei einem "Mega-Vulkanausbruch" würden gigantische Mengen (mehr als 100 Kubikkilometer) an Asche, Wasserdampf und Gase in die Atmosphäre geschleudert, wo sie sich durch Höhenwinde innerhalb von acht Wochen über die ganze Erde verteilen und den Himmel eintrüben. So erreichen weniger Sonnenstrahlen die Erdoberfläche und es wird kalt, erklärte Vetters die globalen Auswirkungen.

Damit würde sich das Klima für einige Jahrzehnte abkühlen und von den Folgen des Treibhauseffektes wäre kaum mehr etwas zu spüren, meint der Geologe. Doch er zerstreut die Hoffnung, dass ein Vulkan den Menschen die Aufgabe abnimmt, den Klimawandel in den Griff zu bekommen: "Wenn ein Mega-Vulkanausbruch eine kleine Eiszeit bringt, müssten die Menschen mehr heizen und würden so noch mehr CO2 in die Atmosphäre abgeben" - dies würde die Situation auf lange Sicht also nur noch schlimmer machen. "Aus Sicht der Geologen kann der Mensch nur durch Einsparungen bei Energie und CO2-intensiver Industrie eine Reduktion des Treibhauseffektes und der Klimaerwärmung erreichen", so Vetters.