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© OrtgiesHeute wie vor 400 Jahren strahlt die Sonne über Ostfriesland. Im Vordergrund als Silhouette gegen den Himmel zu sehen: das Denkmal für David und Johann Fabricius auf dem Friedhof in Osteel.
Dem Pastorensohn Johann Fabricius gelang die erste Beobachtung. Der 24-Jährige schrieb zusammen mit seinem Vater David Astronomiegeschichte. Er kam zu dem Schluss, dass sich die Sonne um ihre eigene Achse dreht.

Fabricius lebte in einer Zeit, als die Astronomie im Umbruch war

Johann Fabricius wurde am 8. Januar 1587 in Resterhafe geboren. Dort hatte sein Vater David eine Pastorenstelle. Johann war das älteste von acht Kindern. Wie sein Vater besuchte er als Jugendlicher die Lateinschule in Braunschweig und studierte in Helmstedt, Wittenberg und Leiden.

Osteel - Es muss ein sonniger Tag im Spätwinter 1611 in Ostfriesland gewesen sein. Denn vor 400 Jahren machte der 24-jährige Pastorensohn Johann Fabricius aus Osteel eine Entdeckung, die ihm einen ehrenvollen Platz in der Geschichte der Astronomie sichert: die Sonnenflecken.

Nach dem heutigen Kalender, der 1582 von Papst Gregor XIII. eingeführt wurde, ist der Tag der Entdeckung der 9. März. Im protestantischen Ostfriesland galt damals aber noch der alte, julianische Kalender. Danach war es der 27. Februar.

Fabricius lebte in einer Zeit, als die Astronomie im Umbruch war und sich allmählich von den Fesseln der Theologie löste. Die Gelehrten machten zahlreiche Entdeckungen, die das alte Weltbild auf den Kopf stellten, darunter auch Johanns Vater: David Fabricius beobachtete 1596 in Resterhafe als erster Mensch einen veränderlichen Stern, Mira im Sternbild Walfisch. Er stand im Briefwechsel mit Tycho Brahe und Johannes Kepler, den berühmtesten Astronomen seiner Zeit.

Bis dahin galt: Die Sonne ist ein vollkommener, makelloser, ruhender Körper

Ein anderer berühmter Zeitgenosse war Galileo Galilei. Der Italiener verwendete als Erster das gerade erfundene Fernrohr für Sternenbeoachtungen. Er entdeckte 1610, dass der Jupiter von Monden umkreist wird. Ein solches Fernrohr brachte Johann Fabricius aus Leiden nach Osteel mit, wo sein Vater 1603 die Pfarrstelle übernommen hatte. Im Winter 1610/11 richteten sie es auf die Sonne - und entdeckten auf ihrer Oberfläche Flecken. Weil diese sich gleichmäßig in eine Richtung bewegten, kam Johann Fabricius zu dem Schluss, dass die Sonne sich um ihre eigene Achse drehen müsse, eine für damalige Zeiten beinahe ketzerische Behauptung. Bis dahin galt: Die Sonne ist ein vollkommener, makelloser, ruhender Körper. Die beiden Ostfriesen waren allerdings nicht die Ersten, die die Sonnenflecken sahen. Galilei hatte sie bereits im Sommer 1610 beobachtet, der Engländer Thomas Harriot im Herbst des Jahres, und wohl nur drei Tage vor Fabricius machte Christoph Scheiner in Ingolstadt die gleiche Entdeckung. Schon die alten Griechen sollen sie gekannt haben. Aber Fabricius hat seine Entdeckung als Erster systematisch beschrieben und publik gemacht: Sein Büchlein De Maculis in sole observatis et apparenteearum cum Sole conversione narratio erschien im Herbst 1611 in Wittenberg.