Indische Wissenschaftler sind innerhalb der obersten Schichten unserer Lufthülle auf bislang völlig unbekannte Bakterienformen gestoßen, die extrem widerstandsfähig gegen ultraviolette Strahlung sind. Woher stammen sie? Einige Forscher gehen davon aus, dass manche Keime ihren Ursprung im All haben und zum Teil auch verantwortlich für große Epidemien sind.


Es sind wahre »Aufmerksamkeits-Erreger«, die winzigen Bakterien, die indische Astrobiologen nun im Rahmen eines Ballon-Experiments in
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der Stratosphäre aufgesammelt haben. Sie schickten eine wissenschaftliche Nutzlast von annähernd 460 Kilogramm mit einem mächtigen Ballon in die Höhenbereiche zwischen 20 und 41 Kilometer, um dort verschiedenste mikrobiologische Proben für die indische Weltraumforschungs-Organisation ISRO zu nehmen.

Die in flüssiges Neon getauchten, evakuierten und sterilisierten Stahlbehälter des Experiments dienten als Kryopumpen, spezielle Vakuumpumpen, an deren eisigen Oberflächen Gase und Dämpfe durch Kondensation gebunden werden. Dabei fingen die Metallzylinder auch in der Luft schwebende Mikroben ein. Anschließend wurden die Proben ausgeklinkt und schwebten an kleinen Fallschirmen sicher zur Erde herab. Die Analyse lieferte erstaunliche Ergebnisse: Die Kryopumpen hatten insgesamt zwölf Bakterien- und sechs Pilzkolonien eingesammelt, von denen neun eine 98-prozentige genetische Übereinstimmung mit den bekannten Arten unserer Erde zeigten. Drei Kolonien allerdings wichen deutlicher ab und erwiesen sich als völlig neue Spezies. Eine davon wurde zu Ehren der indischen Raumfahrtbehörde als "Bacillus Isronensis" benannt, die zweite wird nach dem alten indischen Astronomen Aryabhata nunmehr als "Bacillus Aryabhata" angesprochen und die dritte (Kürzel: PVAS-1) erhielt den Namen "Janibacter Hoylei", der an den bekannten Astrophysiker Fred Hoyle erinnern soll.

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Der im August 2001 verstorbene Professor Hoyle hatte den Begriff des Urknalls oder »Big Bang« geprägt, war aber stets ein Gegner dieser Theorie eines kosmischen Anfangs gewesen. Überhaupt erwies sich Hoyle als ein begnadeter Querdenker, der immer wieder aufs Neue ungewöhnliche wissenschaftliche Ansätze und Konzepte vorstellte, die teils hitzige und bis heute anhaltende Debatten auslösten, oft natürlich vor allem auch zu massiver Ablehnung führten.

Zusammen mit dem indischstämmigen Astrophysiker Chandra Wickramasinghe entwickelte Fred Hoyle die Panspermie-These weiter, jene Theorie einer »All-Saat«. In mehreren Arbeiten wie auch populärwissenschaftlichen Büchern stellten die beiden Forscher eine nicht unerhebliche Zahl an Indizien und Argumenten dafür vor, dass primitive Lebensformen wie Bakterien unter Extrembedingungen existieren und überdauern können, und zwar sogar sehr lange Zeiträume. Daher seien sie auch in der Lage, unter bestimmten Voraussetzungen gigantische Zeiträume und Distanzen im All zu überbrücken, um zwischen den Welten zu wandern. So konnte in den ersten urzeitlichen Epochen nach Ansicht von Hoyle und Wickramasinghe die Entstehung des Lebens auf der Erde durch eindringende extraterrestrische Keime angeregt und beschleunigt worden sein. Im Inneren von Kometen könnten Urformen überleben. In den Kernen jener gefrorenen Schneebälle entsteht über den Zerfall von Aluminium-26 offenbar genügend radiogene Wärme, um relativ lebensfreundliche und stabile Bedingungen zu schaffen. So tragen Kometen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch häufig flüssiges Wasser sowie wichtige organische Nährstoffe in sich.

Doch das Forscherduo sah noch andere Möglichkeiten für die ausgedehnten Reisen kosmischer Keime. Hoyle und Wickramasinghe
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diskutierten gleichfalls die Möglichkeit, dass unsere Erde immer wieder durch interstellare Molekülwolken wandert und dabei unter Umständen fremde Organismen aufsammelt, die sogar einen Sturz durch die Atmosphäre überstehen könnten. Die beiden Wissenschaftler erinnerten an das fast gleichzeitige Ausbrechen von Infektionskrankheiten, weltweiter Epidemien oder Pandemien. Es gab keine schrittweise Ausbreitung, die Krankheit trat plötzlich gleichsam überall auf. Diese erstaunliche Gleichzeitigkeit ließ sich nur erklären, wenn die Ursache »außen« zu suchen war - also in einer bakteriell angereicherten kosmischen Staubwolke, durch die unsere gesamte Erde lief und damit global »infiziert« wurde.

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Natürlich lehnen die meisten Wissenschaftler diese Idee bis heute rundum ab. Dennoch scheinen manche Argumente und Fragestellungen von Hoyle und Wickramasinghe berechtigt, Argumente, die von der etablierten Lehre weitgehend unbeachtet bleiben, vielleicht, weil die Schulwissenschaft hier deutliche Erklärungsdefizite zu zeitigen scheint. Trotzdem unterstreichen gerade die Entdeckungen der letzten Wochen und Monate die grundsätzliche Möglichkeit, dass die Panspermie-Theorie ganz und gar nicht unwahrscheinlich oder undenkbar ist.

Wir haben kürzlich erst von der »Weltraum-Mücke« berichtet, die 18 Monate ungeschützt an der Außenwand der Internationalen Raumstation (ISS) im All überdauerte. Auch die neuen Funde belegen zumindest wieder, wie enorm anpassungsfähig Leben selbst unter extremsten Bedingungen ist,selbst wenn die neu gefundenen drei Bakterienkolonien keineswegs zwangsläufig Eindringlinge aus dem All sein müssen.