Hechingen - Forstwirtschaftliche Schäden und durchlöcherte Rollläden sind nicht die einzigen Folgen der verheerenden Unwetter der vergangenen Tage. Der heftige Hagel hat auch massive Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Ernte.

Martin Zaiser, der Kreisgeschäftsführer des Kreisbauernverbandes Zollernalb, bestätigt die großen Ausfälle bei der Getreideernte. Im Vergleich zu anderen Regionen wie Tübingen oder Reutlingen sei der Zollernalbkreis allerdings mit einem blauen Auge davon gekommen.

Besonders in Rangendingen zeigen sich laut Zaiser die Auswirkungen des Unwetters. "Einige Betriebe beklagen einen Totalausfall bei der Getreide ernte", erklärt Zaiser. Bisher hätten sich bei ihm nur zwei Betriebe gemeldet. Zaiser geht aber davon aus, dass noch weitere Landwirte folgen werden. Der Hagel habe die größten Schäden bei Raps, Weizen, Gerste und Mais angerichtet.

Auf die Rapsbauern habe sich das Unwetter besonders tragisch ausgewirkt. Noch am Samstag vor dem heftigen Sommergewitter am 28. Juli hätten die Bauern versucht, den reifen Raps so schnell wie möglich zu ernten, doch dies sei nicht überall gelungen, meint Zaiser. Der reife Raps hänge relativ lose am Halm, daher genüge eigentlich schon ein kräftiger Regen, damit die Schoten aufspringen und die Körner herausfallen. Anschließend sei eine Rapsernte in den betroffenen Gebieten nicht mehr möglich, so Zaiser.

Auch beim Mais kann sich starker Hagel negativ auswirken. "Häufig werden die breiten Blätter der Pflanze dabei aufgeschlitzt und gehen dadurch kaputt", meint Zaiser. Danach könne sich der Mais dann nicht von selbst regenerieren. "Nur bei leichterem Hagel ist dies manchmal möglich", erklärt er.

Die Unwetter vom 28. Juli und 6. August haben auch vor dem Streuobstanbau keinen Halt gemacht. Die Superzelle, die Hagelkörner mit der Größe von Golfbällen mitbrachte, hinterließ eine Schneise der Zerstörung im größten zusammenhängenden Streuobstgebiet Mitteleuropas, das sich von der Zollernalb im Westen, entlang des Albtraufs, bis zum Filstal im Osten erstreckt. Nachdem der lange Winter und die durchwachsene Witterung im Frühling eine späte Blüte und schlechte Bestäubungsleistung mit sich brachten, haben die Bewirtschafter nun mit enormen Hagelschäden zu kämpfen. Zerfetzte Blätter, abgefallene Früchte und zerstörte Jungbäume bedeuten nicht nur eine schlechte Streuobsternte, sondern wirken sich auch auf kommende Jahre aus: "Der Streuobstbau ist im Gegensatz zu den meisten landwirtschaftlichen Kulturen mehrjährig. Während in vielen anderen Kulturen nur der diesjährige Ernteausfall verschmerzt werden muss, wurden im Streuobstbau ganze Generationen an Jungbäumen und bei den erwachsenen Bäumen die fruchttragenden Äste für die kommenden Jahre zerstört", erläutert die Geschäftsführerin des Schwäbischen Streuobstparadieses, Maria Schropp.