Das Monster-Erdbeben in Chile (bisher 800 Tote) hat gigantische Erdmassen bewegt. Laut Nasa hat die Katastrophe sogar die Erdachse verschoben und die Tage verkürzt. Doch deutsche Top-Wissenschaftler sind sich einig: Die angebliche Sensation ist völlig haltlos.

Am Dienstag hatte die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde verkündet, das heftige Erdbeben (Stärke 8,8) habe eine Erdachsen-Verschiebung von acht Zentimetern bewirkt.

Das will der Nasa-Forscher Richard Gross mit Computer-Berechnungen herausgefunden haben. Die angebliche Folge: Die Erde drehe sich nun 1,26 Mikrosekunden schneller, die Tage würden kürzer.

„Nicht nachweisbar“, urteilen Top-Wissenschaftler aus Deutschland und rücken die Erde sozusagen wieder gerade.

Professor Rainer Kind vom Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam: „Es ist höchst zweifelhaft, dass diese Berechnungen richtig sind. Die Veränderungen an der Erdachse durch ein Erdbeben wären so winzig, dass sie nicht messbar und somit unmöglich zuverlässig nachweisbar sind.“

Bereits vorhandene Berechnungen von Erdachsenverschiebungen durch frühere Erdbeben seien ebenfalls bis heute umstritten, erklärt der Experte.

Auch Professor Karl-Heinz Glaßmeier von der Deutschen Geophysikalischen Gesellschaft kritisiert die angebliche Entdeckung: „Als ich das gestern gelesen habe, habe ich die Hände überm Kopf zusammengeschlagen“, sagt der Experte für Erdmagnetismus.

Er meint: „Damit kann die Nasa nur Schlagzeilen machen wollen. Eine Zahl von acht Zentimetern ist absolut nicht nachweisbar.“

Der Einfluss eines Erdbebens auf die Erdneigung sei ohnehin extrem gering, erklärt Dr. Mojib Latif vom Institut für Meereswissenschaften Geomar in Kiel: „Hauptsächlich verantwortlich für die Neigung der Erdachse sind die anderen Gestirne um uns herum. Besonders die schweren und großen Planeten mit ihrer großen Anziehungskraft bestimmen die Neigung der Erdachse. Da kann auch so ein heftiges Beben wie das in Chile nichts ausrichten.“

Professor Kind: „Dass es jemals ein so schweres Erdbeben geben kann, um merklich die Erdachse zu verschieben, halte ich für ausgeschlossen. Das wäre nur durch äußere Einflüsse, wie beispielsweise einen Meteoriten, möglich. Die Zerstörung wäre allerdings so gewaltig, dass die Erdachsen-Verschiebung vergleichsweise unbedeutend wäre.“