„Wenn die gentechnisch veränderten Pflanzen einmal in der Umwelt sind, kann das keine Macht der Welt rückgängig machen“, sagte Bertram Verhaag nach der bundesweiten Vorführung des Films „Die gekaufte Wahrheit“. In der Reihe „Kino in der Kneipe“ in Lich wurde der Film im Rahmen der bundesweiten Aktion gezeigt. Auch die Podiumsdiskussion im Anschluss wurde aus Berlin übertragen.

„Die gekaufte Wahrheit“ ist der neunte Dokumentarfilm Verhaags zum Thema Gentechnologie. Darin zeigt der Dokumentarfilmer die Machtfülle großer Gentechnikkonzerne, die diese in die Lage versetzt, nicht nur Gefälligkeitsgutachten bei vielen Wissenschaftlern zu bestellen, sondern auch kritische Wissenschaftler zu diskreditieren und ihre Karrieren zu beenden.

Árpád Pusztai war für zwei Tage so etwas wie ein Held der Wissenschaft. Nach alarmierenden Ergebnissen, die er bei seinen Versuchen mit genmanipulierten Kartoffeln erzielt hatte, gab er ein 150 Sekunden langes Fernsehinterview, in dem er die Risiken der genmanipulierten Nahrungsmittel thematisierte. Im Auftrag der britischen Regierung hatte der schottische Professor Versuchsratten mit dem Genfutter versorgt und signifikante Veränderungen an den inneren Organen festgestellt.

Zwei Tage nach der Ausstrahlung des Interviews hatte sich das Blatt gewendet. Pusztais klare Aussage, er würde jedem davon abraten, genmanipulierte Lebensmittel zu sich zu nehmen, hatte auf Regierungsebene Missfallen erregt. Auf Veranlassung der Regierung Blair wurde Árpád Pusztai entlassen und unter Androhung einer Klage zum Schweigen verpflichtet. Mit dem spektakulären Ende einer Wissenschaftskarriere beginnt der Film und zeigt dann einen weltumspannenden Konflikt zwischen einigen Großkonzernen und kritischen Wissenschaftlern auf. Ein Beispiel aus den USA: Sieben von 40 Ratten, die mit der Monsanto-Tomate „Flavour saver“ gefüttert wurden, starben, vierzehn litten unter Magenbluten. Die US-Gesetzgebung führe dazu, dass die Firmen, die mit Gentechnik Profite machen wollten, sich selbst überwachen sollten, erklärt der amerikanische Journalist Jeffrey Smith im Film. Dabei seien bis heute bei den gentechnisch veränderten Pflanzen keine Vorteile zu erkennen, nur Risiken. „Was wir haben, ist eigentlich ein System der Verleugnung, Verzerrung und tödlicher Gefahren, die ignoriert werden“, so Smith im Film.

Von vielen eingeladenen Politikern war nur Renate Künast (Grüne) zu der Podiumsdiskussion bereit gewesen. Befürworter der Gentechnologie scheuten die öffentliche Diskussion.