Bei der Mosterei Binninger in Nördlingen wird in diesem Jahr nur wenig Obst angeliefert. Das Wetter hat den Ertrag nachhaltig beeinflusst

Nördlingen - Ende August bis Ende Oktober ist normalerweise die Zeit, in der die Pressen der Mosterei Binninger in Nördlingen auf Hochtouren laufen. Nicht jedoch in diesem Jahr. Das Wetter in diesem Jahresverlauf hat die Obsternte gründlich verdorben. Gravierend seien die Ernteausfälle vor allem bei Äpfeln, sagt Geschäftsführer Karl Altmann und schlägt Alarm: „Wir brauchen jeden Apfel.“

Das kalte Frühjahr, kein oder nur kaum Bienenflug während der Blüte, der nasse Juni und der extrem heiße Juli - das Wetter hat auch den Obstbäumen im Ries übel mitgespielt. Karl Altmann kennt die Gründe, warum bei ihm in diesem Jahr extrem wenig Obst abgegeben wird, nur zu gut. „Der Ertrag liegt in diesem Jahr nur bei 15 bis 20 Prozent gegenüber dem Ertrag des guten Obstjahres 2012“, sagt er mit sorgenvoller Miene.

Kein Vergleich mit der Ernte im Jahr 2012

Seine düstere Einschätzung bestätigen auch Reinhold Mayer aus Marktoffingen und Gerlinde und Hermann Nowak aus Speckbrodi, die am Dienstagnachmittag unter den wenigen sind, die ihr Obst abgeben. „Ich habe viele Zwetschgen und Birnen, aber kaum Äpfel“, sagt Mayer. Auch Gerlinde Nowak ist mit dem Ertrag ihrer Obstbäume in diesem Jahr nicht zufrieden. „Was wir letztes Jahr zu viel hatten, haben wir dieses Jahr zu wenig“, sagt sie. „Zwei Drittel weniger Obst. Birnen gibt es, überhaupt keine Zwetschgen und die wenigen Äpfel halten nicht und fallen von den Bäumen“, berichtet sie.

Qualität der Äpfel ist in Ordnung

Schlechte Nachrichten für Karl Altmann und seine Söhne Florian und Fabian in der Mosterei in Nördlingen. Ebenso wie für Tobias Altmann, der in Gunzenhausen einen Getränkemarkt mit Obstannahme betreibt. Wenigstens die Qualität der angelieferten Äpfel ist in Ordnung. Derzeit messen sie bereits 48 Grad Oechsle beim frisch gepressten Apfelsaft. „Und alles bio“, betont Florian Altmann.

Die Früchte der Streuobstwiesen seien ungespritzt und würden in der Mosterei frisch und schonend nach höchstem technischen Stand verarbeitet. „Unsere Pressen sind in diesem Jahr zwar nicht ausgelastet, aber wir pressen auch die kleinen Mengen frisch weg“, versichert Florian Altmann. Der Frischsaft werde anschließend 30 Sekunden auf 90 Grad Celsius erhitzt und dadurch pasteurisiert. Im Anschluss werde der Saft sofort abgekühlt und komme in das große Tanklager, das knapp zwei Millionen Liter Saft fasse.

„Angst, dass uns der Apfelsaft ausgeht oder dass die Qualität sinkt, braucht niemand haben“, erklärt Fabian Altmann. In den Edelstahltanks lagere noch genug Saft aus dem guten Jahr 2012. Dies garantiere eine gleichbleibend hohe Qualität. Ein schlechtes Jahr könne man so überbrücken.

Wer Streuobst abliefert, erhält bei der Mosterei ein Kontingent und kann das Jahr über verbilligt den Saft einkaufen. „Gerade beim Apfelsaft spart man sich so fast die Hälfte“, wirbt er.

Doch nicht nur Kunden mit Kontingent kauften in der Mosterei, auch viele andere Stammkunden schätzten die große Saftauswahl und die gute Qualität, berichtet er weiter. Ebenso genieße die hauseigene Brennerei und Likörmanufaktur einen hervorragenden Ruf, weit über das Ries hinaus.

Karl Altmann sieht in den vergangenen Jahren ein zunehmendes Problem darin, dass die Leute ihr Obst tatsächlich bei der Mosterei abgeben. „In der Regel sind es viele Ältere, die bei uns abliefern. Junge Leute legen zwar verstärkt Wert auf gesunde Ernährung, aber das Klauben ist ihnen wohl oft zu mühsam“, so seine Erfahrung.

Dabei könne auch der, der keinen eigenen Obstgarten hat, Obst ernten. Viele Gemeinden versteigerten jetzt ihre Obstbäume für wenig Geld.

Tipps für das richtig Zusammenklauben

Generell gibt es auch beim Obstklauben einige Regeln zu beachten. So empfiehlt Karl Altmann, die heruntergefallenen Äpfel im Gras liegen zu lassen und erst kurz vor der Ablieferung zusammenzuklauben. „In den kalten Nächten liegen die Äpfel so wie im Kühlschrank, wenn sie aber zu Haufen zusammengetragen werden und länger liegen, werden die Früchte warm und fangen an zu faulen. Und fauliges Obst nehmen wir nicht, das wandert bei uns auf dem Kompost.“