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Durch die beiden heftigen Tropenstürme in Mexiko sind jüngsten Angaben zufolge mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen. Im ganzen Land hätten 123 Menschen "ihr Leben durch meteorologische Phänomene verloren", sagte der mexikanische Innenminister Angel Osorio Chong bei einer Pressekonferenz in der Hafenstadt Acapulco. 63 Menschen würden zudem noch vermisst.

Besonders schwer betroffen war das Bergdorf La Pintada im Bundesstaat Guerrero an der Pazifikküste. Dort hatte ein Erdrutsch die Hälfte der Häuser unter sich begraben. Die Katastrophe im Südwesten des Landes ereignete sich während der Vorbereitungen auf die Feier des Unabhängigkeitstages.

Der Erdrutsch ereignete sich schon Anfang der Woche, wurde aber erst am Mittwoch durch einen Überlebenden an ein Nachbardorf gefunkt.

Ganze Familien ausgelöscht

Ganze Familien wurden auseinandergerissen. Eine Mutter berichtete unter Tränen: "Ich habe versucht, zu meinen Kindern vorzudringen, aber es ging nicht. Es geht mir schlecht. Ich habe alles verloren". Auch andere Familien wurden zum Teil komplett ausgelöscht. Die Schlammlawine traf das Zentrum des Bergdorfes, das mehrere Autostunden entfernt vom Badeort Acapulco liegt.

Dorthin wurden inzwischen die meisten der überlebenden Dorfbewohner gebracht. Viele waren noch völlig fassungslos, konnten nicht begreifen, dass Familienangehörige, Freunde und Bekannte nun vermutlich tot sind. Fast jeder der Überlebenden hat Verluste zu beklagen, einige sind die einzigen, die von ihrer Familie übriggeblieben sind.

Fatal: Wegen Feiertag zu Hause geblieben

Möglicherweise wären die Folgen der Katastrophe weniger schlimm gewesen, hätte sie sich nicht ausgerechnet an einem Feiertag ereignet. Denn an einem normalen Tag arbeiten viele Einwohner auf den Kaffeeplantagen außerhalb des 800-Seelen-Dorfes. Am Unglückstag aber blieben sie zu Hause - auch wegen des heftigen Regens, der die Ortschaft bereits das ganze Wochenende heimgesucht hatte.

Die Tropenstürme "Manuel" und "Ingrid" richteten auch in anderen Teilen Südmexikos große Schäden an, nirgendwo aber war die Zahl der Opfer höher als in La Pintada. Die Bergung der Toten gestaltete sich schwierig. Immer noch strömten Wassermassen ins Tal, es drohten weitere Erdrutsche, sagte der Innenminister. Er äußerte die Hoffnung, dass einige der Vermissten noch am Leben sein könnten. Sie hätten sich womöglich in Nachbardörfer gerettet, erklärte er vor Journalisten.

Die Tropenstürme hatten am vergangenen Wochenende die mexikanischen Küsten heimgesucht. "Manuel" wurde später zum Hurrikan hochgestuft; er erreichte den nördlichen Bundesstaat Sinaloa und schwächte sich dann über Land ab.

Urlauber auf der Flucht

Auch die Touristenhochburg Acapulco ist betroffen: Bis jetzt waren alle wichtigen Zufahrtswege zu dem Urlaubsort am Pazifik gesperrt. Die Stadt wurde mit Hilfe von Frachtschiffen mit Lebensmitteln und anderen Gütern versorgt.

Ganz anders sah es im Innenstadtbereich aus. Am Hafen bildeten sich Schlangen von Urlaubern, die einen Platz in einem der eigens eingesetzten Militärflugzeuge ergattern wollten. Nach offiziellen Angaben wurden mehr als 15.000 der 40.000 bis 60.000 in Acapulco gestrandeten Menschen ausgeflogen.

Die Opposition warf der Regierung vor, die Menschen nicht rechtzeitig vor den Unwettern gewarnt und keine Vorkehrungen getroffen zu haben. Anstatt Flugzeuge und Rettungswagen in die Staaten zu entsenden, für die Unwetter vorhergesagt worden sei, habe man sie für die Parade anlässlich des Unabhängigkeitstages in der Hauptstadt zusammengezogen. Die Regierung wies dies zurück. Der Sprecher für Sicherheitsfragen betonte, die Alarmpläne seien strikt beachtet worden.

AFP, AP/dpa, dpa