Mindestens 18 Tote, 230.000 zerstörte Häuser, 600.000 Obdachlose - das ist die Zwischenbilanz von Zyklon "Phailin" in Indien. Noch geben die Behörden keine Entwarnung: Bis Montag soll der Sturm weiter wüten.
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© apDiese Bewohner des Dorfes Arjipalli sammeln Habseligkeiten aus den Trümmern ihrer Behausung.
Neu-Delhi/Manila - Rund 600.000 Menschen an Indiens Ostküste haben ihr Obdach verloren. Mit bis zu 200 Kilometern ist der Zyklon "Phailin" über das Gebiet gezogen und hinterließ gigantische Schäden. Mindestens 18 Menschen kamen den indischen Katastrophenschutzbehörden zufolge ums Leben, allein 230.000 Häuser seien teilweise oder ganz zerstört worden.

Zahllose Häuser wurden abgedeckt und Bäume entwurzelt. Starkregen verursachte Überflutungen, Lastwagen wurden umgeworfen und in großflächigen Gebieten fiel der Strom aus. Im östlichen Bundesstaat Orissa waren vorab 873.000 Einwohner vor dem Sturm in Sicherheit gebracht worden, im benachbarten Bundesstaat Andhra Pradesh weitere 100.000. Bereits vor Tagen hatten die Einwohner mit Hamsterkäufen begonnen. In voll bepackten Rikschas und Bussen flohen Menschen ins Landesinnere.

Viele Menschen in Indien hatten im Vorfeld sogar noch höhere Opferzahlen befürchtet. 1999 waren bei einem sogenannten Super-Zyklon in derselben Region noch rund 15.000 Menschen ums Leben gekommen. "Diesmal hatten wir die Situation besser im Griff", sagte der Parlamentsabgeordnete Jay Panda dem indischen Nachrichtensender CNN-IBN.

Glasscherben als tödliche Geschosse

"Wir wären getötet worden, wenn wir uns nicht in die Schutzunterkünfte geflüchtet hätten", sagte ein Dorfbewohner dem Nachrichtensender NDTV vor seinem zerstörten Lehmhaus. "Wir haben unser Zuhause verloren, alles im Inneren ist ruiniert. Wir müssen wieder von Null anfangen." Die indische Nachrichtenagentur PTI berichtete, die mächtigen Böen hätten Glasscherben und Baumaterialien mitgerissen und sie in tödliche Geschosse verwandelt.

Im Katastrophengebiet an der indischen Küste soll die Strom- und Wasserversorgung laut den Behörden bereits bis Sonntagabend fast komplett wiederhergestellt werden. Inzwischen ist der Sturm ins Landesinnere weitergezogen, wo sich Meteorologen zufolge die Windgeschwindigkeiten auf 130 bis 140 Stundenkilometer abschwächten. Allerdings warnten die Experten weiter vor Gefahren insbesondere durch Überflutungen.

43 Tote auf den Philippinen

Auch auf den Philippinen hat ein Wirbelsturm viele Menschen getötet und erhebliche Schäden angerichtet. Der Taifun "Nairi" zog mit Windgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern über den Norden des Streit hinweg. Schon vor der Ankunft des Sturms waren 20 Menschen wegen der starken Regenfälle in den angeschwollenen Flüssen ums Leben gekommen. Am Wochenende starben mindestens 13 weitere Menschen. In mehr als 30 Städten kam es zu Überschwemmungen und Stromausfällen, manche Regionen standen zwei Meter tief unter Wasser.

Allerdings wurde die Hauptstadt Manila nicht überflutet, entgegen den Befürchtungen von Wetterexperten. Dafür droht von einer anderen Seite neue Gefahr: Für den Osten der Philippinen gaben die Behörden eine Unwetterwarnung wegen des herannahenden Tropensturms "Wipha" heraus.

fdi/dpa/AFP