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Der Tod kommt oft aus der Luft. Tausende Menschen sind bei Drohnen-Attacken der USA in Pakistan und Jemen bislang getötet worden. Jetzt berichten UN-Ermittler, dass unter ihnen deutlich mehr Zivilisten sein sollen als bislang befürchtet.

Drohnen gehören zu den lautlosesten Waffen auf den Schlachtfeldern des 21. Jahrhunderts. Hochauflösende Kameras verfolgen über Stunden hinweg jede Bewegung eines Verdächtigen am Boden. Weit weg vom Einsatzgebiet der fliegenden Waffe sitzt der "Pilot" der Drohne vor seinen Computern. Irgendwann entscheiden seine Vorgesetzten, ob und wann die Drohne eine Rakete auf ihr Ziel abfeuert. Der Tod kommt per Knopfdruck - unbemerkt und präzise.

Dass die USA immer wieder Terrorverdächtige ohne Gerichtsverfahren per Drohnenschlag töten, wird häufig kritisiert. Ein neuer Bericht der Vereinten Nationen (hier als PDF) gibt dieser Kritik nun neue Nahrung. In einem 24-seitigen Papier kommt der UN-Sonderberichterstatter zu Menschenrechten bei der Bekämpfung von Terrorismus, Ben Emmerson, zu dem Schluss, dass weit mehr Zivilisten bei US-Drohnenattacken getötet wurden als bisher bekannt.

Dem Bericht zufolge starben in Pakistan seit 2004 bei mindestens 330 Angriffen mindestens 2200 Menschen. Zahlen, die der UN-Berichterstatter noch für eine konservative Schätzung hält. Allein 400 der Toten sollen nach Angaben pakistanischer Behörden Zivilisten gewesen sein - auch das sei eine niedrige Schätzung. Im Jemen sollen bei US-Drohnenangriffen seit 2011 bis zu 58 Zivilisten getötet worden sein. Insgesamt starben bei den Attacken dort dem Bericht zufolge bis zu 393 Menschen.

Genaue Opferzahlen nachzuvollziehen ist Emmerson zufolge extrem schwierig. Grund sei die Beteiligung des US-Geheimdiensts CIA an den tödlichen "Anti-Terror"-Operationen. Berichte über Angriffe werden von dem Dienst üblicherweise weder bestätigt noch dementiert. Emmerson spricht von "beinahe nicht zu bewältigenden Hindernissen für Transparenz".

UN: Drohnen schädigen internationale Sicherheit

Eine Situation, die nicht zufriedenstellend sei: "Der Sonderberichterstatter akzeptiert nicht, dass Bedenken über die nationale Sicherheit dazu führen, dass solche Statistiken geheim gehalten werden", schreibt Emmerson in dem Bericht. Das Papier soll am kommenden Freitag der UN-Generalversammlung vorgelegt werden.

Heftige Kritik an den tödlichen Drohnenschlägen kommt auch von Christof Heyns, dem UN-Sonderberichterstatter zu extralegalen, summarischen und willkürlichen Hinrichtungen. Heyns kommt in einem neuen Bericht (hier als PDF) zu dem Schluss, dass Drohnenattacken die internationale Sicherheit schädigen und zur Verbreitung unbemannter Kampfdrohnen beitragen. Der südafrikanische Jurist spricht kein Land direkt an, seine Anmerkungen richten sich jedoch deutlich gegen die Drohnenprogramme unter anderem der Vereinigten Staaten.

Die Rechtfertigung, dass Drohnen präzisere Angriffe ermöglichen, will Heyns nicht gelten lassen. Oft würden Begriffe wie "Militante" oder "Terroristen" für Menschen verwendet, die eigentlich Zivilisten seien. "Drohnen kommen aus dem Himmel, doch auf dem Boden hinterlassen sie den furchtbaren Fußabdruck des Krieges", schreibt Heynes.

Die Menschenrechtsorganisation Reprieve, die mehrere zivile Opfer von Drohnenattacken in Pakistan und Jemen vertritt, begrüßte den UN-Bericht. Direktorin Kat Craig forderte, das Drohnenprogramm der CIA aus dem Schatten zu zerren. "Jemand muss Verantwortung für die Hunderten toten Zivilisten übernehmen - und ihre Verwandten brauchen Gerechtigkeit."

Quelle und Bearbeiter: SZ.de/jasch/liv