Abgesagte Flüge und eingestellter Bahnverkehr: Großbritannien erreicht der stärkste Sturm seit Jahren. Auch für die deutsche Nordseeküste gibt es eine Unwetterwarnung.
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Großbritannien stellt sich auf den womöglich stärksten Sturm seit Jahren ein. Der britische Wetterdienst warnte, dass Sturmböen von bis zu 130 Stundenkilometern in Südengland und Wales schwere Schäden anzurichten drohen und den Verkehr empfindlich stören könnten. Auch im Nordwesten Frankreichs waren am Morgen bereits mehr als 30.000 Haushalte ohne Elektrizität. An der deutschen Nordseeküste wurden orkanartige Böen erwartet.

Der meteorologische Dienst in Großbritannien erwartet, dass sich heftiger Regen über den Süden Englands ergießen werde. Er könne sechs bis neun Stunden andauern. Bei Niederschlägen von 20 bis 40 Millimeter drohten Überschwemmungen. Es wurde die zweithöchste Alarmstufe ausgelöst und die Bevölkerung aufgerufen, am Montagvormittag das Haus soweit nicht notwendig nicht zu verlassen. An der Küste in Sussex wurde ein 14-jähriger Junge vermisst, der von den Wellen ins Meer gerissen wurde.

Auch der Fährverkehr zwischen Großbritannien und Frankreich musste eingestellt werden. Von den Häfen in Dover und Calais legten seit dem Morgen keine Fähren mehr ab, wie französische Behörden mitteilten. Der Fährverkehr sollte erst wieder aufgenommen werden, wenn Wellengang und Wind nachgelassen haben. Zwei Fähren mit mehr als 400 Menschen an Bord hingen am Vormittag vor Dover auf dem Ärmelkanal fest, weil sie nicht in den Hafen einlaufen konnten.

Auf der Insel Ouessant vor der Küste der Bretagne wurden vom Wetterdienst Windgeschwindigkeiten von 133 Kilometer die Stunde gemessen. In Finistère im äußersten Nordwesten der Bretagne und anderen Departements entlang der Küste fiel laut den Behörden in 30.000 Haushalten der Strom aus, nachdem umstürzende Bäume die Stromleitungen umgerissen hatten. Die Feuerwehr musste allein am Sonntagabend 350 Mal ausrücken, Verletzte oder schweren Schäden wurden zunächst nicht gemeldet.

Unwetterwarnung für Niedersachsen und Schleswig-Holstein

Für die deutsche Nordseeküste gab der Wetterdienst den ganzen Montag für Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine Unwetterwarnung aus und warnte vor umstürzenden Bäumen, herabstürzenden Dachziegeln und Störungen im Schienen- und Straßenverkehr. Auf den nordfriesischen Inseln ist demnach sogar mit extremen Orkanböen um die 140 Stundenkilometer zu rechnen.

Angesichts des Sturms sagten mehrere Fährbetreiber Routen über den Ärmelkanal und nach Irland ab. Rund um London kündigten zudem Bahngesellschaften an, den Betrieb einzustellen. Die Flughäfen rund um die Hauptstadt meldeten Störungen. In London-Heathrow wurde damit gerechnet, dass rund 30 Flüge gestrichen werden müssten. Auch der Betrieb des Eurostar, der unter dem Ärmelkanal verkehrt, wurde kurzzeitig ausgesetzt.

Laut dem britischen Wetterdienst gab es zuletzt 2002 ein derart schweres Unwetter in Großbritannien. Eine Wiederholung des "Großen Sturms" von 1987, als 18 Menschen ums Leben kamen, wurde aber nicht erwartet.