Über drei Meter tief und mindestens zwei Meter breit: Ein riesengroßes Erdloch am Schmauzenberg bei Rottenbuch sorgt bei den Entdeckern für großes Erstaunen.
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Rottenbuch - Es ist ein idyllisches, ruhiges Plätzchen, das in der Regel nur durch den Lärm von Mäh- oder Baumfällarbeiten gestört wird. Doch am Schmauzenberg bei Rottenbuch arbeitet offensichtlich nicht nur der Landwirt. Auch unterirdisch scheint sich einiges zu bewegen. Darauf weist nämlich ein fast schon unheimlicher Fund von Alfred Speer aus Rottenbuch hin.

Vor rund zwei Wochen mähte er eines seiner Felder am Schmauzenberg. „Als ich mit dem Heuwender ein weiteres Mal über diese Stelle gefahren bin, ist plötzlich das rechte Vorderrad meines Schleppers eingesunken.“ Speers Glück war der Heuschwender. „Wenn ich den anhebe, hat der Bulldog vorne fast kein Gewicht mehr.“ So konnte er wieder rückwärts herausfahren und sich die Stelle genauer ansehen. Was er dann entdeckte, war schier unglaublich: ein riesengroßes Erdloch. Und das inmitten des Feldes, über das er den ganzen Tag über mit seinem schweren Bulldog gefahren ist. „Im Nachhinein betrachtet war das natürlich sehr gefährlich.“

Rund zwei Meter breit und mindestens drei Meter tief ist das gespenstische Ding - zumindest von oben gesehen. Getreu nach dem Motto „no risk, no fun“ ist Speer nämlich mit der Leiter hinabgestiegen, um den „Erdfall“ genauer unter die Lupe zu nehmen. „Ich habe festgestellt, dass das Loch auch noch um die vier Meter in Richtung Süden geht.“ Trotzdem ist den Entdeckern bislang unklar, woher dieses Naturphänomen kommt. Unterhalb des Geländes ist früher ein größerer See gewesen. „Dort gibt es ein paar tiefere Wasserlöcher.“ Aber direkt auf diesem „trockenen“ Feld sei das wirklich ungewöhnlich.

Das empfindet auch Martin Strobel, der Bruder des Feldbesitzers, so: „Man hört kein Wasser fließen.“ Außerdem sei der Humus und Lehm allgemein sehr trocken. Ein klassischer Erdrutsch nach heftigem Regenfall scheint also ausgeschlossen. „Ich frag mich vor allem, wo dieses rund 15 Kubikmeter schwere Material aus Lehm, Kies und Erde hingerutscht ist.“

Laut Geophysiker Kord Ernstson von der Universität Würzburg kommen in diesem Falle nur zwei Möglichkeiten in Frage: „Entweder haben sich im Untergrund Kalksteine gelöst, oder ein lockeres, sandiges Material ist durch Grundwasserschwankungen ausgeschwemmt worden.“ Dadurch bilden sich Hohlräume. Und sobald diese eine gewisse Dimension erreicht haben, bricht die Erdoberfläche in sich zusammen - wird sozusagen vom Untergrund verschluckt.

Mit den bekannten Donnerlöchern aus dem Chiemgau habe laut Ernstson die Entdeckung bei Rottenbuch allerdings nichts zu tun. „Dort haben wir ein ganz spezielles Phänomen.“ In Kienberg macht die Erde zunächst einen Schub nach oben, um sich später wieder abzusenken. Erst dann sackt die Erde in sich zusammen.

Damit das tiefe Loch am Schmauzenberg nicht doch noch Menschen, ja sogar Traktoren verschluckt, wurde der Bereich von Alfred Speer mit einem Absperrband sicherheitshalber umzäunt. Trotzdem ist nicht auszuschließen, dass aufgrund der porösen Lehmschicht das Loch noch weiter und größer aufreißen wird.