Vier Tage nach Taifun "Haiyan" dringen erste Helfer mit Militärmaschinen in die Katastrophenregion auf den Philippinen vor, auch ein Flugzeugträger ist unterwegs. Ausgenzeugen berichten von apokalyptischen Zuständen - nach UN-Angaben musss "mit dem Schlimmsten" gerechnet werden.
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Vier Tage nach dem Taifun "Haiyan" läuft die Hilfe für die Opfer der Naturkatastrophe auf Hochtouren. Die USA und Großbritannien schickten Militärschiffe zur Unterstützung der Rettungsmaßnahmen in die philippinischen Katastrophengebiete geschickt. Erste internationale Helfer erreichten am Montag mit Militärmaschinen die besonders schwer getroffene Stadt Tacloban.

Zwei US-Transportflugzeuge landeten mit ersten Hilfsgütern auf dem Flugplatz der Provinzhauptstadt. Beim Anflug wurde die Verwüstung in der Region sichtbar. "Jedes Dorf, jedes Gebäude ist entweder schwer beschädigt oder zerstört", sagte Kennedy, der mit 90 Marineinfanteristen eintraf. Zuerst würden nun die Straßen freigeräumt, um weitere Hilfe zu ermöglichen. Mit 90 Soldaten an Bord starteten weitere US-Militärmaschinen von Japan aus in Richtung Philippinen.

In der Nacht zu Dienstag machte sich außerdem der US-Flugzeugträger USS George Washington aus Hongkong auf den Weg in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er habe 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Hubschrauber an Bord. Begleitet werde er von zwei Kreuzern und einem Zerstörer der US-Marine. Zwei weitere Schiffe seien bereits unterwegs. Die Besatzung soll die Verteilung der Hilfsgüter für Hunderttausende Überlebende des Taifuns unterstützen. Die Soldaten sollen auch bei der medizinischen Versorgung eingesetzt werden.

Auch ein britisches Kriegsschiff aus dem nahe gelegenen Singapur machte sich auf den Weg in die Krisenregion, wie Großbritanniens Premierminister David Cameron ankündigte. Kanadische Rettungskräfte brachen am Montagabend an Bord einer Militärmaschine auf, um die Bergungsarbeiten zu unterstützen. Die US-Regierung kündigte zudem humanitäre Hilfe in Höhe von 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro) an, darunter 55 Tonnen Nahrungsmittel und Hygieneartikel. Eine erste Ladung zur Versorgung von etwa 10.000 Familien sei auf dem Weg.

Deutschland stockt ebenfalls seine Soforthilfe um eine Million Euro auf. Das sagte der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nach Gesprächen mit dem philippinischen Außenstaatssekretär Evan Garcia in Neu Delhi. Das Geld geht an die deutschen Hilfsorganisationen, die Verletzten und Obdachlosen vor Ort helfen. Am Wochenende hatte die Bundesregierung bereits 500.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Bewohner beklagen Gewalt und Plünderungen

Die Helfer in Tacloban berichten von apokalyptischen Zuständen: "Alles ist zerstört, die Straßen unpassierbar, es gibt keinen Strom", sagte US-Brigadegeneral Paul Kennedy. Einwohner der Stadt riefen verzweifelt nach Lebensmitteln und nach Schutz vor Gewalt und Plünderungen. Mehr als 500 philippinische Soldaten und Polizisten trafen in Tacloban ein, um die Gewalt einzudämmen, wie ein Militärsprecher bekanntgab. Die Regierung verhängte zudem eine nächtliche Ausgangssperre und richtete Kontrollpunkte in der Stadt ein.

Nach Angaben des Bürgermeisters von Tacloban, Alfred Romualdez, wurden in Tacloban bislang 250 Leichen geborgen. Die Schuttberge erschwerten die Suche nach weiteren Opfern, sagte er dem Sender CNN. Viele Tote würden auch noch in umliegenden, kleineren Dörfern vermutet. Der Zugang zu diesen sei noch immer sehr schwer. Die Bevölkerung benötige am dringendsten Nahrungsmittel, Wasser und Unterkünfte.

Über die Gesamtzahl der Todesopfer gibt es nach wie nur Schätzungen. Ein Polizeichef hatte die Zahl von 10.000 genannt, die Regierung wollte sich jedoch nicht auf Spekulationen einlassen. Einem UN-Experten zufolge ist zu befürchten, dass zudem etwa 660.000 Menschen obdachlos geworden seien. Die Welt müsse "mit dem Schlimmsten rechnen", sagte ein Sprecher des UN-Büros für die Koordinierung der Hilfseinsätze (OCHA) in New York.

Unterdessen wurden die Mobilfunknetze in der betroffenen Region teilweise wieder hergestellt. Auf Strom werden die Menschen hingegen noch mindestens zwei Monaten warten müssen, sagte Energieminister Jericho Petilla im Fernsehen. Zu viele Strommasten seien umgestürzt. Weil auch Tankstellen von den verheerenden Winden zerstört wurden, musste der Benzinverkauf auf der Insel Leyte rationiert werden.

Derweil bewegte sich der tropische Sturm Zoraida sich am Dienstag nach Angaben des Wetterdienstes 200 Kilometer vor der Küste der Region Davao. Vorhersagen zufolge soll er Richtung Nordwesten ziehen. Bliebe er auf der berechneten Bahn, zöge er Mittwoch und Donnerstag südlich am Katastrophengebiet vorbei. Die Ausläufer waren im Katastrophengebiet bereits am Dienstag teilweise mit heftigem Regen zu spüren. Von der Insel Cebu wurden wegen hohen Seegangs mehrere Fährüberfahrten abgesagt.