Unwetter haben in der Nacht in mehreren Teilen Italiens für Überschwemmungen gesorgt. Besonders betroffen waren Latium, Apulien und Kalabrien. Straßen wurden überflutet, Bäume stürzten um. Allein in der Hauptstadt der süditalienischen Region Kalabrien, Catanzaro, liegen die Schäden nach ersten Schätzungen der Kommune bei etwa zehn Millionen Euro. Nach den schweren Unwettern auf Sardinien verbrachten rund 2300 Menschen die Nacht in Notquartieren, bei Verwandten oder Freunden. Dort waren nach dem verheerenden Unwetter 16 Menschen gestorben. Einwohner und Behörden streiten um die Verantwortung. Klar ist, immer häufiger gibt es in Italien schwere Unwetter.
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Eines der schwersten Unwetter jemals suchte Sardinien heim.
Am Tag nach der Sintflut wird das ganze Ausmaß der Katastrophe offensichtlich. Eine Brücke, die im Nichts endet, Fahrzeuge, die von den Wassermassen wie Spielzeugautos verschoben wurden, und Häuser, die wie Inseln aus dem Wasser ragen. Am schlimmsten traf es die Hafenstadt Olbia im Nordosten Sardiniens. Dort fiel am Montagnachmittag innerhalb weniger Stunden mehr Regen als sonst in einem halben Jahr. Die Einwohner wurden von den Regengüssen offenbar überrascht.

"Um sieben Uhr abends rief mich meine Frau in der Arbeit an. Sie war verzweifelt und weinte. Sie saß mit den Kindern auf dem Küchentisch. Da konnten sie nicht weg. Ich raste von der Arbeit heim, mein Schwager kam auch, er öffnete die Tür. Das Wasser lief rein, es war verheerend! Die Kinder schafften es, die Treppe hochzukommen. Ich musste schwimmen! Schwimmen! Das Wasser ging mir bis zum Hals. Eine Schande", berichtet ein Familienvater.

Kamen Warnungen zu spät oder wurden sie ignoriert

Es ist das schlimmste Unwetter in Sardinien seit Menschengedenken. Die Sarden fühlen sich im Stich gelassen. Viele beklagen sich nun, dass die Unwetterwarnungen nicht ausreichten und die Hilfe zu spät kam. Franco Gabrielli, Chef des zuständigen italienischen Zivilschutzes, wies die Vorwürfe zurück. "Ein Bürgermeister hatte sehr verantwortungsbewusst angeordnet, die Häuser vorsorglich zu verlassen. Viele Bürger weigerten sich. Als die Überschwemmung kam, klettern sie aufs Dach und schrien um Hilfe. Genau die machen jetzt das 'System' verantwortlich, dass die Hilfe so spät kommt."

Für viele kam jede Hilfe zu spät. Im Nordosten Sardiniens, weltberühmt für seine Traumstrände, starben die meisten Menschen. In der Stadt Arzachena ertrank eine ganze Familie. Vater, Mutter und zwei Kinder wurden in ihrer Souterrain-Wohnung von den Wassermassen überrascht und konnten sich nicht mehr nach draußen retten.

Mittlerweile ist das Wasser aus den meisten Gebäuden abgelaufen, die Feuerwehr pumpt die Keller leer und die Menschen auf Sardinien ziehen eine erste Schadensbilanz, wie dieser Besitzer einer Cafèbar in Olbia: "Hier gibt es nichts mehr, was man gebrauchen kann. Die Kühlschränke sind durchgebrannt. Der ganze Betrieb ist zerstört. Man kann nur hoffen, dass die Institutionen uns helfen, wir wollen kein Geld, einfach Unterstützung."

Starke Regenfälle sind der Normalfall

Die italienische Regierung rief den Notstand aus, aber das Land beginnt sich an Notstände dieser Art zu gewöhnen. Vor zwei Jahren verwandelten Regenfälle die Straßen in Genua in Flüsse. Im vergangenen Jahr ertranken Menschen in der südlichen Toskana, nachdem dort kleine Bäche zu reißenden Strömen geworden waren.

Der Klimatologe Antonello Pasini sagte im Fernsehsender SKY: Monsunartige Regenfälle im Herbst sind schon lange keine Ausnahme mehr, sondern Normalfall. "Wir Klimatologen sind sehr konservativ. Wir brauchen normalerweise Daten von 30 Jahren, um zu verstehen, ob etwas passiert. Doch es ist klar, dass wir in diesem Fall eine Veränderung der Intensität der Niederschläge feststellen." Der vergangene Oktober sei der viertheißeste Oktober der vergangenen 100 Jahre gewesen. "Leider gibt es den Klimawandel und er wird sich in Zukunft intensivieren."

Den Klimawandel bekamen am Dienstag auch andere Regionen Italiens zu spüren. Das Tief Cleopatra zog nach Südosten weiter. Vor allem in Kalabrien und Apulien regnete es stark und lange. Doch waren die Folgen dort bei weitem nicht so katastrophal wie auf Sardinien.