Vesta
Vesta scheint zweigeteilt: Die ersten detailreichen Aufnahmen der Oberfläche zeigen auf der Nordhalbkugel des Asteroiden viele Krater, im Süden dagegen deutlich weniger. Die Bilder wurden vom Kamerasystem an Bord der Raumsonde Dawn aufgenommen, das Wissenschaftler unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung entwickelt und gebaut hatten.
Die Wahrscheinlichkeit eines Asteroideneinschlags auf die Erde ist heute noch mindestens so groß wie vor 250 Millionen Jahren. Möglicherweise ist sie sogar leicht gestiegen. Das zeigt eine neue Studie deutscher Astronomen.

Bisher ging man davon aus, dass die Häufigkeit der Treffer im Laufe der Jahrmillionen periodisch zu- und abnimmt. Als Erklärungen wurden Wanderungen des Sonnensystems durch die Milchstraßenebene oder aber ein unsichtbarer Begleitstern der Sonne - "Nemesis" genannt - herangezogen. Er sollte dafür verantwortlich sein, dass immer wieder Asteroiden aus ihrer Bahn geworfen und auf die Erde gelenkt werden.

Doch nach den neuesten Erkenntnissen handelt es sich bei den vermeintlichen Einschlagszyklen nur um statistische Artefakte. "Menschen neigen dazu, auch dort Muster zu sehen, wo gar keine existieren. Und in manchen Situationen kann traditionelle Statistik den Anwender leider in dieselbe falsche Richtung führen", sagt Coryn Bailer-Jones vom Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA).

Ebenso wie auch andere Forschergruppen analysierte er die Altersverteilung der bekannten Einschlagskrater - allerdings mit einem etwas anderen statistischen Verfahren. Basierend auf dieser Auswertung schließt der Astronom eine einfache zyklische Abfolge der Einschlagshäufigkeiten mit großer Sicherheit aus.

"Die Kraterdaten, die wir haben, geben keine Hinweise auf die Existenz von Nemesis. Was bleibt, ist die interessante Frage, ob die Einschlagswahrscheinlichkeit über die letzten 250 Millionen Jahre zugenommen hat oder nicht", sagt der Forscher. Seine Studie erscheint in Kürze im Fachmagazin Monthly Notices of the Royal Astronomical Society.

Altersverteilung von Kratern verrät Einschlagshäufigkeit

Würde ein Asteroid oder Komet von mehreren hundert Metern oder sogar einigen Kilometern Größe heute auf der Erde einschlagen, wäre eine globale Katastrophe die Folge. Informationen über das gegenwärtige Risiko gewinnen Forscher, indem sie die Einschlagswahrscheinlichkeit in der Vergangenheit untersuchen. Dafür analysieren sie die Altersverteilung der rund 200 bekannten Impaktkrater auf der Erdoberfläche.

In den 1980er Jahren wurde auf diese Weise ein zyklisches Auf- und Ab der Häufigkeiten in einem Turnus von 13 bis 50 Millionen Jahren ermittelt. Die damaligen Analysen beruhten auf einem Abgleich der Daten mit einer Ausgangsvermutung, der sogenannten "Nullhypothese". Stimmte die Verteilung von Modell und tatsächlichen Daten überein, galt die Hypothese als bestätigt.

Nach Ansicht von Bailer-Jones ist dieses Verfahren jedoch fehleranfällig. Er wählte stattdessen die sogenannte Bayes'sche Statistik. Bei dieser wird die Verteilung der Daten mit gleich mehreren verschiedenen Hypothesen verglichen.

Zunahme in den letzten 250 Millionen Jahren

Die neuen Auswertungen deuten nun auf eine stetige Zunahme der Einschlagswahrscheinlichkeit in den letzten 250 Millionen Jahren hin. Laut Bailer-Jones gibt es dafür zwei mögliche Erklärungen.

Zum einen könnte die Erosion im Laufe der Zeit viele kleinere, ältere Krater abgetragen haben. Als Folge gehen mehr jüngere Krater in die Analyse ein und gaukeln eine Häufung in der jüngeren Vergangenheit vor. Dafür gebe es einige Hinweise.

Andererseits könnte nach Ansicht des Forschers zumindest ein Teil des Anstiegs real sein. Es gebe Untersuchungen an Einschlagskratern auf dem Mond, die einen ähnlichen Trend zeigten. Dort spielten die auf der Erde vorherrschenden Erosionsmechanismen keine Rolle. Was immer sich als Grund für den in den Daten sichtbaren Trend herausstellen mag - einfache periodische Variationen wie im Nemesis-Modell lassen sich nach Ansicht von Bailer-Jones ausschließen.