kevin dutton
Kevin Dutton ist ein Mainstream-"Psychopathen-Experte" und forscht an der Universität Oxford. Und was das Thema Psychopathie in Deutschland betrifft, ist er ein sehr gut gelesener "Rockstar", bis hin zu vorderen Plätzen bei einer Bestsellerliste und die Buchrezensionen sind überwältigend. Doch was denkt dieser "Experte" über Psychopathen? Das soll in diesem Artikel beantwortet werden.

Bestseller, Professor und super Rezensionen. Das sind doch die besten Voraussetzungen, dass man Kevin Dutton glauben kann, richtig? Eher das Gegenteil trifft zu, denn der Autor verursacht mit seinen Werken mehr Schadenskontrolle über die wahre Natur der Psychopathie.

Vor zwei Jahren veröffentlichte er sein erstes Buch Gehirnflüsterer, ein Jahr später Psychopathen - was man von Heiligen, Anwälten und Serienmördern lernen kann und beide Werke stellen Psychopathen in ein positives Licht - und verharmlosen somit das Thema.

Ein Spiegel-Interview dient als Vorlage, um ein paar Gedanken des Autors aufzugreifen.
KarriereSPIEGEL: Was zeichnet Psychopathen aus?

Dutton:
Sie sind selbstsicher, schieben nichts auf, fokussieren sich aufs Positive, nehmen Dinge nicht persönlich und machen sich keine Vorwürfe, wenn etwas nicht geklappt hat. Sie bleiben cool, wenn sie unter Druck stehen. Sie sind furchtlos, charmant und gewissenlos. Es gibt Situationen im Leben, wo das eine oder andere Merkmal durchaus nützlich sein kann.
Diese Beschreibung von psychopathischen Merkmalen ist sehr selektiv und lässt den Kontext und die Auswirkung psychopathischen Verhaltens völlig unerwähnt, und ist zudem Teil der Maskerade von psychopathischem Verhalten. Unsicherheiten, negative Emotionen, Dinge persönlich zu nehmen, Selbstvorwürfe, Stressreaktionen, Furcht, etc., sind normale menschliche Erfahrungen, die dazu genutzt werden können, innerlich zu wachsen und sich weiter zu entwickeln. Das offensichtliche Fehlen dieser menschlichen "Schwächen" ist ein Teil der Ursache und Wirkung, die psychopathisches Verhalten auf uns haben. Wer wünscht sich nicht des Öfteren unbeeinflusst zu sein von Unsicherheiten, Selbstzweifeln und diversen neurotischen Reaktionen, bei denen wir uns oft selbst im Weg stehen? So können bei fehlendem Wissen über Psychopathie Merkmale wie die oben beschriebenen leicht dazu führen - oder von Autoren durch Artikel wie diese dazu genutzt werden -, einzelne psychopathische Verhaltensweisen als positiv anzusehen und dabei zu vergessen wie gefährlich und destruktiv Psychopathie sich auf unser individuelles sowie auch kollektives Leben auswirkt.

Außerdem ist das erste Merkmal der Ponerogenese, pathologische und abnorme Individuen nicht als solche zu erkennen, sondern ihre Pathologie als normal anzusehen und als Resultat davon leicht von diesem Denken beeinflusst zu werden.

In Bezug auf Duttons Aussage, dass Psychopathen "sich aufs Positive fokussieren" ist es wichtig hervorzuheben, dass aus der Sicht des Psychopathen selbst wahrscheinlich alles positiv ist, was ihm in jedem gegebenen Moment Freude bereitet, wie z.B. Menschen bewusst zu belügen, zu betrügen und in Stress zu versetzen, sich an ihren Leiden, Ängsten und Schmerzen zu erfreuen und noch mehr Leid hervorzurufen. Sie "ernähren" und erfreuen sich an dem Leid anderer. "Sich aufs Positive fokussieren" bezieht sich also ausschließlich auf die räuberischen Absichten des Psychopathen, hat aber nicht im Geringsten etwas Positives für die Mehrheit normaler Menschen, die im Gegensatz zum Psychopathen mit einem Gewissen ausgestattet sind.
KarriereSPIEGEL: Sie meinen, wir alle sollten etwas psychopathischer sein?

Dutton: Ja, stellen Sie sich vor, Sie könnten alle diese Merkmale wie an einem Mischpult in verschiedenen Kombinationen hoch- und runterdrehen. Manchmal wäre das durchaus hilfreich. Zum Beispiel, wenn Sie mehr Gehalt von ihrem Chef wollen. Für viele ist das eine schwierige Situation - sie denken daran, was passiert, wenn es nicht klappt. Psychopathen beschäftigen sich nicht mit einem möglichen Scheitern. Sie fokussieren sich immer nur auf die gewünschte Belohnung. Dadurch werden sie automatisch selbstsicherer und überzeugender. Sich selbst in einen richtigen Psychopathen zu verwandeln, ist weder wünschenswert noch empfehlenswert. Aber wir alle können den psychopathischen Regler manchmal etwas höher drehen.
Bescheidenheit und Gewissensbisse sind positive Eigenschaften eines empathischen Menschen und warum sollten wir diese höchst sozialen und wichtigen Eigenschaften herunterregeln oder auslöschen? Der obige Abschnitt zeigt auch deutlich, in welche Richtung Duttons implizierte 'Botschaft' tendiert: 'Lasst uns alle psychopathischer werden' - und das, man bedenke, in einer Welt, die durch die Handlungen und Einflüsse psychopathischer Regierender am Rande der Zerstörung steht. Zudem suggeriert es ebenso, dass Psychopathen einen Regler haben, der sie empathischer machen kann, wenn sie es wollen, wie es Untersuchungen versuchten zu beweisen. Doch das ist nicht der Fall! Weiter im Interview:
KarriereSPIEGEL: Das heißt, wir sollen auch rücksichtsloser werden?

Dutton: Ja, absolut. Rücksichtslosigkeit an sich ist weder gut noch schlecht, es kommt auf die Situation an. Vor kurzem interviewte mich ein Journalist. Sein Termin war um 15 Uhr zu Ende, der nächste Journalist wartete schon vor der Tür. Aber er hörte einfach nicht auf. Sein Kollege hatte dann nur noch 15 Minuten für sein Interview und klagte über seine Rücksichtslosigkeit. Da wäre es besser gewesen, wenn er ein bisschen psychopathischer gewesen wäre. So war er zwar nett, aber auf seine Kosten. Er hätte seine Rücksichtslosigkeit und seine Furchtlosigkeit etwas hochdrehen sollen.

KarriereSPIEGEL: Welche psychopathischen Ausprägungen sind noch akzeptabel?

Dutton: Kandidaten mit sehr hohen Ausprägungen sind für niemanden gut und können das Unternehmen ruinieren. Aber je nach Job kann eine bestimmte Kombination von manchen psychopathischen Merkmalen nützlich sein. Nehmen Sie einen Top-Anwalt. Der braucht nicht nur brillante analytische Fähigkeiten, muss Informationen schnell aufnehmen und komplexe Zusammenhänge verstehen. Er braucht auch ein unerschütterliches Selbstvertrauen, um sich in einem vollen Gerichtssaal nicht aus dem Konzept bringen lassen. Kann er das nicht, wird er nie ein Top-Anwalt. Haben die Leute die richtigen Kombination und Ausprägungen für ihren Job, dann ist es okay. Ist der Regler zu hoch gedreht, werden sie gefährlich und destruktiv.

KarriereSPIEGEL: Kann man einen Psychopathen im Top-Management noch bremsen?

Dutton: Das ist sehr schwer. Wenn er schon an der Spitze ist, dreht er auf und denkt, er kann das auch ungestraft tun. Interessant ist aber vor allem: Je höher jemand auf der Karriereleiter steigt, desto mehr dreht er oft psychopathisch auf.

KarriereSPIEGEL: Hilft da vielleicht ein Coaching?

Dutton: Das könnte helfen, aber oft werden Manager dazu gar nicht bereit sein. Wenn ein Top-Manager extrem selbstbewusst, rücksichtslos und narzisstisch ist, dann ist er meist auch davon überzeugt, dass mit ihm alles in Ordnung ist - die Probleme liegen immer nur bei den anderen. Psychopathen sind sehr gut darin, andere für ihre Probleme verantwortlich zu machen.
Das ist das Problem bei Psychopathen: dass sie keine und absolut keine Krankheitseinsicht haben. Hinzu kommt, dass sie das psychologische Wissen aus Coachings später gegen andere Menschen einsetzen um sie besser manipulieren zu können.

Die Frage stellt sich was Dutton genau mit Rücksichtslosigkeit meint? Empathische Menschen können strategisch und bewusst in Situationen im Leben vorgehen, um ein positives Ziel zu erreichen, wobei Rücksichtslosigkeit nicht wirklich das richtige Wort hierfür ist. In der Tat ist dieses bewusste Vorgehen, mit objektiven Informationen als Basis, so ziemlich das Gegenteil von Rücksichtslosigkeit, denn es erfordert Einfühlungsvermögen, sowohl der Situation als auch anderen Menschen gegenüber, um herauszufinden wie genau man in einer Situation vorgehen kann um sein Ziel zu erreichen. Generell ist Rücksichtslosigkeit im eigentlichen Sinne etwas das gegen die Natur eines mitfühlenden Menschen geht. Es scheint fast als würde Dutton hier wieder Äpfel mit Birnen verwechseln und Dinge auf eine merkwürdige Art verdrehen.
KarriereSPIEGEL: Sind Psychopathen überhaupt teamfähig?

Dutton: Bisher dachte man immer, dass sie das nicht sind. Aber nach neuen Forschungsergebnissen können sie durchaus gut im Team arbeiten. Aber nur dann, wenn sie das Team als direkte Erweiterung von sich selbst sehen und das Team ein wichtiger Teil ihrer eigenen Identität ist.
Es ist extrem irreführend zu sagen, dass Psychopathen gut im Team arbeiten. Psychopathen sehen Menschen in einem Team lediglich als nützliche Spielfiguren um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Sobald das Ziel erreicht ist und oftmals bereits vorher, werden alle wie heiße Kartoffeln fallen gelassen und gegeneinander ausgespielt.
KarriereSPIEGEL: Heißt das, die anderen müssen ihn ständig bewundern?

Dutton: Wenn man mit einem Psychopathen zusammenarbeitet, ist es immer schwer, seine eigene Position aufrechtzuhalten. Die wichtigste Regel ist, sich nie verletzbar oder unsicher zu zeigen. Wenn Psychopathen das merken, greifen sie dich an. Und man darf nie an ihre Großzügigkeit oder ihren guten Willen appellieren, sondern immer nur an ihre Selbstinteressen. Das ist der einzige Weg, um seine eigenen Interessen durchzukriegen.

KarriereSPIEGEL: Kann man überhaupt mit einem psychopathischen Chef zusammenarbeiten?

Dutton: Wenn der Boss ein destruktiver Psychopath ist, der die Moral ruiniert und die Produktivität reduziert, sollte man besser gehen. Ganz wichtig ist es auch, einen Psychopathen niemals zu decken. Sie versuchen immer, dich in Sachen reinzuziehen, die sie gut aussehen lassen. Lüge niemals für einen Psychopathen! Dann bist du in seinem Spinnennetz gefangen, und er manipuliert und erpresst dich.

KarriereSPIEGEL: Sie behaupten, dass Apple-Boss Steve Jobs psychopathische Merkmale gut genutzt hat. Wie hat er das gemacht?

Dutton: Er hat die Wesenszüge eines erfolgreichen Geschäftsmanns optimiert. Er war extrem fokussiert, charismatisch und charmant, konnte sich phantastisch selbst darstellen und hatte großes Talent. Gleichzeitig war er rücksichtslos und trieb seine Leute an ihre Grenzen. Wer zu empathisch und zu soft ist, wird nicht zur Nummer eins einer Branche.

KarriereSPIEGEL: Führungstrainings setzen häufig auf mehr Selbstreflexion bei Managern. Der falsche Weg?

Dutton: Oft gibt es im mörderisch harten Geschäft dafür einfach keine Zeit. Da muss man schnell und unter Druck entscheiden und hart sein. Wir leben nun mal in keiner idealen Welt. Das ist übrigens auch ein Grund, warum Frauen oft nicht so erfolgreich sind. Sie machen sich selbst häufiger Vorwürfe, wenn etwas schief geht.
"Wenn der Boss ein destruktiver Psychopath ist"? Was genau will uns Dutton hier vorgaukeln? Dass es Psychopathen gibt, die nicht destruktiv sind? Psychopathen sind immer destruktiv, Punkt. Einige in größerem Ausmaß als andere, jedoch bleibt die Grundessenz des Psychopathen immer gleich.
Kevin Dutton (Jahrgang 1967) inszeniert sich gern - auf seiner Website in Schwarzweiß mit schwarz umrandeter Brille, Dreitagebart, finsterem Blick und pinkfarbenem Hemd. [...]
Die Frage kommt auf, ob Herr Dutton hier aus eigener Erfahrung als Psychopath spricht? Er stellt Psychopathen als etwas Positives dar, was sie definitiv nicht sind und verharmlost die Thematik nicht nur, sondern beeinflusst das Denken der Leser über Psychopathen und suggeriert dabei durchweg, dass psychopathische Eigenschaften erstrebenswert und abstellbar bei Psychopathen selbst sind - während das genaue Gegenteil der Fall ist. Denn der heutige Zustand der Welt, voll von Ignoranz, Korruptheit, Kriegen, Leid, ist das Werk von den Psychopathen an der Macht und empathischen Menschen, die dies nicht realisieren und ihre eigene, wohlmeinende Innenwelt auf andere projizieren und an dem Glauben festhalten, dass es keine wirklich schlechten Menschen gibt. Deshalb benötigen wir keine psychopathischen Eigenschaften, sondern im Gegenteil mehr Empathie, Menschlichkeit und Wissen über Psychopathie. Denn Halbwissen zu besitzen kann schädlicher sein, als gar keines.

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© SOTT.netPsychopathen regieren unsere Welt: 6% der Weltbevölkerung sind geborene genetische Psychopathen -> Können Sie sich vorstellen, was das für den Rest von uns bedeutet?
Es ist zudem nicht überraschend, dass eine Person wie Kevin Dutton im Mainstream auftaucht und das Thema verwässert, indem bestehendes Wissen verdreht und korrumpiert und in falsche Bahnen und Schlußfolgerungen gelenkt wird. Wann immer eine wichtige Wahrheit und essentielle Informationen an die Öffentlichkeit gelangen und geteilt werden, wie in diesem Fall das Thema der Psychopathie als Wurzel des Übels unserer kranken Welt, werden solche Desinformationskampagnen losgetreten. Diese Strategie nennt sich Schadensbegrenzung. Denn es ist letztendlich dieses Wissen, das der normalen menschlichen Bevölkerung seit Hunderten von Jahren vorenthalten wurde, und es ist eben diese Ignoranz, die es den psychopathischen Herrschern erlaubt, in ihrem Thron zu verweilen.

Viel Wissen, Zeit und Netzwerken (d.h. Austauschen von Informationen) wird bennötigt, einen Psychopathen zu erkennen, da seine Tarnung so gut sein kann, dass sie von Forschern ziemlich treffend als "Maske der Vernunft" bezeichnet wurde. Ob Kevin Dutton selbst ein Psychopath ist bleibt dabei offen. Doch Anmerkungen, dass John F. Kennedy ein Psychopath war, lassen weiter an dieser Person zweifeln und sollte einen zum Nachdenken anregen.