schweinezucht
© apa/roland holschneiderKonventionelle Schweine fressen importiertes Soja aus Südamerika. Für den Anbau weicht Regenwald Ackerflächen. Der Fleischkonsum steigt weltweit rasant.
Intensive Landwirtschaft verursacht in Österreich Schäden in Milliardenhöhe. Biolandbau könnte die Folgekosten für die Gesellschaft um ein Drittel senken.

Wien - Bio bleibt auf dem Prüfstand. Knapp ein Jahr ist es her, dass US-Forscher kaum messbare Vorteile für die Gesundheit durch den Verzehr von biologischen Lebensmitteln ausmachten. Sie seien weder vitaminreicher als konventionelle Produkte, noch unterschieden sie sich wesentlich beim Gehalt an Fetten und Proteinen, so ihr Tenor. Kritiker warfen der Studie zu wenig Tiefgang vor, zudem sparte sie Faktoren wie die Schonung von Umwelt- und Ressourcen zur Gänze aus. Eine neue Untersuchung versucht, diese Lücke nun zu schließen. Initiator ist das Fibl - das Schweizer Forschungsinstitut für biologischen Landbau.

Seiner Berechnung zufolge, entstehen durch die konventionelle Landwirtschaft in Österreich jährlich Folgekosten in Höhe von zumindest 1,3 Milliarden Euro. Kosten, die über Steuern und Gebühren auf die Allgemeinheit übergewälzt werden. Sie basieren vor allem auf Reparaturmaßnahmen für Schäden, die die intensive Bodennutzung verursacht. Verschmutztes Trinkwasser etwa durch Nitrate und Pestizide, erodierte Böden, Rückstände von Antibiotika und Pflanzenschutzmitteln in Lebensmitteln, was teures Monitoring erfordert. Auch Treibhausgasemissionen, der Verlust von Biodiversität und das Bienensterben fallen finanziell schwer ins Gewicht.

Stellt Österreich ganz auf Biolandbau um, lassen sich diese Folgekosten um ein Drittel reduzieren, so das Ergebnis der Studie.

Die externen Kosten der Landwirtschaft für die Volkswirtschaft seien bisher nicht oder nur punktuell erfasst worden, sagt Thomas Lindenthal, Experte des Fibl Österreich. Wasser, Luft und Boden würden als gratis betrachtet - deren Sanierung habe dann zumeist die Gesamtgesellschaft zu tragen.

Welche Kosten für den Gesundheitsbereich etwa durch den Einsatz von Pestiziden, Antibiotika, Wachstums- und Sexualhormonen entstehen, lässt sich aufgrund der schlechten Datenlage nicht beziffern. Karl Zwiauer, Leiter der Kinderambulanz am Landesklinikum St. Pölten, spricht von schädigender Wirkung etlicher Substanzen der konventionellen Landwirtschaft auf das Zentralnervensystem. Beeinflusst werde vor allem frühkindliche Entwicklung.


Verdoppelung der Bioflächen

Österreich zählt derzeit 21.000 Biobauern, die ein Fünftel der agrarischen Nutzfläche bewirtschaften. Was in dieser Dimension international einzigartig ist. Der Anteil der Betriebe im Vollerwerb ist um zwölf Prozent höher als in der konventionellen Branche. Rudolf Vierbauch, Bio-Austria-Obmann, hält eine Verdoppelung der Bioflächen in Österreich für realistisch. Dafür müssten jedoch auch nicht marktfähige Leistungen finanziell abgegolten werden, etwa jene, die für die Schonung und Erhalt der Umwelt erbracht werden.

Argumente, dass die wachsende Weltbevölkerung nicht mit Bioproduktion zu ernähren ist, lassen Lindenthal und Vierbauch nicht gelten. Aus ihrer Sicht entstehen Probleme durch den stark steigenden Fleischkonsum und den Verlust an Boden wie nutzbaren Agrarflächen. Diese Krise sei nicht durch intensivere Landwirtschaft zu lösen. Vierbauch: "Es braucht dezentralere Versorgung, Zugang zu Grund und Boden und Kapital für einfache Arbeitsgeräte in Entwicklungsländern."