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© Paul-Georg Meister / pixelio.deKrebsforscher warnen vor Fehlernährung
Krebsforscher warnen vor dem westlichen Lebensstil. Übergewicht, Überernährung und Stoffwechselstörungen begünstigt demnach Krebserkrankungen. Während bisher vor allem Tabakkonsum in den Industriestaaten als Hauptrisikofaktor für Krebs angesehen wurde, könnten Übergewicht und Adipositas demnächst an seine Stelle treten. Darauf weist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg hin.

Ungesunde Ernährung führt zu Übergewicht und erhöht das Krebsrisiko

Während Tabakkonsum als Hauptrisikofaktor für Krebs seit einigen Jahren rückläufig ist, holen ernährungsbedingte Krankheiten stark auf. „Es könnte durchaus sein, dass der Faktor Übergewicht und Fehlernährung in diese Lücke stößt", berichtet der Vorstandsvorsitzende des DKFZ, Otmar Wiestler, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. „Wir haben immer mehr Hinweise dafür, dass unser westlicher Lebensstil mit Überernährung, Übergewicht und Stoffwechselstörungen zu einer erheblichen Zunahme von Krebserkrankungen führt. Der Zusammenhang ist relativ klar für Krebserkrankungen im Magen-Darm-Bereich. Aber auch für Brustkrebs, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs scheint das so zu sein", erläutert der Mediziner im Vorfeld des Weltkrebstages am 4. Februar. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich bei Übergewicht und Fettleibigkeit um eine weltweite Epidemie. Demnach sind etwa 1,4 Milliarden Erwachsene übergewichtig und rund ein Drittel davon fettleibig. Personen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25,0 bis 30,0 gelten der WHO zufolge als übergewichtig. BMI-Werten, die darüber liegen, zeigen Adipositas an, wobei drei Schweregrade unterschieden werden.

Lange Zeit wurden vor allem Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mit Übergewicht und Fettleibigkeit in Verbindung gebracht. Aber auch bei der Entstehung von Krebs spielen Körpergewicht und Ernährungsgewohnheiten eine wesentliche Rolle. Laut DKFZ sollen die Essgewohnheiten etwa 20 bis 42 Prozent bei der Entstehung von Krebs ausmachen. Wie genau sich die Ernährung auf die Bildung von Tumoren auswirkt, ist noch unbekannt. „Wenn man den Zusammenhang zwischen Ernährung und Krebs versteht, kann man auch Möglichkeiten entwickeln, gezielt einzugreifen", sagt Wiestler. Es sei wichtig, dass die Ernährung aus viel faser- und ballaststoffreicher Kost mit viel Gemüse und Obst bestehe.


Kommentar: Dass balloststoffreiche Kost gesund ist, muss nicht unbedingt zutreffen. Siehe Artikel: Ballaststoffe können krank machen


Gezuckerte und fettreiche Lebensmittel sollten dagegen in möglichst geringen Mengen verzehrt werden. Es gehe darum, Übergewicht gar nicht erst entstehen zu lassen und auf diese Weise das Krebsrisiko mit gesunder Ernährung zu reduzieren.

Verzehr von rotem Fleisch soll Krebs begünstigen

Der Nobelpreisträger Harald zur Hausen untersucht, wie der Verzehr von rotem Fleisch Infektionen und Darmkrebs verursachen kann. Wer langfristig regelmäßig rotes Fleisch esse, habe ein um etwa 20 bis 30 Prozent erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, so der Virologe gegenüber der Nachrichtenagentur. Es sei auffällig, dass Darmkrebs in einigen Ländern sehr häufig und in anderen vergleichsweise selten auftrete. „Auffallend ist, dass in den Ländern, in denen Darmkrebs selten vorkommt, kaum europäisch-asiatisches Rindfleisch gegessen wird“, berichtet zur Hausen.


Der Wissenschaftler vermutet, dass Viren dieser spezifischen Rinder in Zusammenhang mit der Entwicklung von Darmkrebs stehen. Nimmt der Mensch rohes oder nicht vollständig durchgegartes Rindfleisch zu sich, gelangen die Viren in den Körper und könnten dort weiter aktiv sein. „Ob sie allerdings beim Menschen zu Infektionen führen, können wir noch nicht klar sagen“, erläutert der Virologe, der derzeit Rinderblut untersucht. „Wir haben in der Tat eine ganze Reihe neuer Viren isolieren können, von denen wir aber noch nicht wissen, ob sie tatsächlich eine Rolle spielen beim Dickdarmkrebs.“ Zur Hausen weist jedoch daraufhin, dass die Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krebs sehr komplex sind. „Keine Infektion, die zu Krebs führt, macht das ganz für sich allein - es müssen immer noch Schäden im Erbgut der betroffenen Zellen hinzukommen.“

Viele Krebserkrankungen könnten durch gesunde Ernährung vermieden werden

Ende 2011 veröffentlichten Wissenschaftler um Max Parkin vom Zentrum für Krebsprävention an der Queen Mary Universität in London eine Untersuchung, nach der 43 Prozent der Krebserkrankungen in Großbritannien auf einen ungesunden Lebenswandel zurückzuführen sind und somit vermeidbar gewesen wären. Bei ihrer Auswertung zahlreicher epidemiologischer Studien, deren Ergebnisse im Fachmagazin British Journal of Cancer Research veröffentlicht wurden, zeigte sich, dass eine ungesunde Lebensweise, die Alkohol, Nikotin, fettreiche Ernährung und ausgeprägtes Sonnenbaden beinhaltet, mit der Entstehung zahlreicher Krebserkrankungen in Zusammenhang steht. Demnach ließe sich das Krebsrisiko durch einen gesünderen Lebenswandel deutlich reduzieren. Die Forscher machten zudem Belastungen durch Schadstoffe am Arbeitsplatz für viele Krebserkrankungen verantwortlich.