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© abvSamuel nimmt die Zitrone in seiner Hand wahr, Nora nimmt die Zitrone auf. Ein kleines Experiment gestern in der Mehrzweckhalle Dauborn.

Medienpädaogoge erklärte Grundschülern in Dauborn, warum sie möglichst aktiv leben und bleiben sollen

«Zu viel Medienkonsum macht dumm», erklärte Medienpädagoge Wilfried Brüning sechs- und siebenjährigen Grundschülern in einem kindgerechten Vortrag, zu dem der Fachdienst Jugendförderung des Landkreises gestern nach Dauborn eingeladen hatte.


Limburg-Weilburg. Samuel nimmt die Zitrone in seiner Hand wahr, Nora nimmt die Zitrone auf. Ein kleines Experiment gestern in der Mehrzweckhalle Dauborn. Die Versuchsanordnung ist übersichtlich: Samuel betrachtet die Zitrone in seiner Hand. Kamerafrau Nora filmt, so dass auch das Publikum im Saal die gelbe Frucht sehen kann. In der nächsten Phase des Experiments soll Samuel die Zitrone abtasten. Wie liegt sie in der Hand, wie fühlt sich die Oberfläche an? Immer sind die Zuschauer per Videoübertragung live dabei, wie auch bei Samuels Riech- und Schmecktest. «Aber wer das nur auf dem Bildschirm sieht, erlebt die Zitrone nicht mit seinen eigenen Sinnen», ruft Medienpädagoge Wilfried Brüning. Dass sie beispielsweise sauer ist, merkt nur Samuel selbst. Nur der Sehsinn ist beteiligt, «aber noch nicht einmal sehr aktiv, weil Augen und Kopf nicht bewegt werden müssen». Das Gehirn mit seinen Neuronen, die Brüning liebevoll «Neuronis» nennt, hat kaum etwas zu tun, obwohl es eigentlich ganz anders angelegt sei. Auf Abenteuer und Erlebnisse habe es allergrößte Lust, weiß Brüning.

Samuel aus der Klasse 1b der Dauborner Grundschule hat an diesem Vormittag also Glück. Denn seine Gehirnzellen rufen, «bravo, wir haben eine Aufgabe, wir können unsere Tentakeln ausrollen, um möglichst viel sehen, riechen, tasten, schmecken und hören zu können,» erklärt Brüning den sechs- und siebenjährigen Kindern sehr anschaulich. Das wollen die Gehirnzellen.

Wie viel solcher Gehirnzellen denn in ein Gehirn passen, möchten die Kinder wissen und staunen über eine Zahl, die sich niemand vorstellen kann: 100 Milliarden Neuronen sind in jedem Gehirn, sagt Wilfried Brüning, «wenn man die alle aneinanderreihen würde, könnte man sie sechsmal um die Erde wickeln.» Und alle diese Milliarden Neuronen wollen beschäftigt sein, sagt er zu den staunenden Erstklässlern.

Aber das ist nicht alles, erzählt der Pädagoge, «wenn die Neuronis nichts zu tun bekommen, langweilen sie sich und sterben ab». Am allerwichtigsten ist also, «dass ihr diesen Schatz in eurem Gehirn schützt und ihm Aufgaben gebt». Eine halbe Stunde Fernsehen am Tag sei völlig in Ordnung, findet Brüning, aber mehr sei für die Gehirnzellen schlecht. Und damit das nicht vergessen wird, knetet jedes Kind sein individuelles Neuronen-Modell. Aber erst wenn «alle eure Sinne ihre Erlebnisse und Erfahrungen miteinander vernetzen, dann gehören eure Gehirne in die Königsklasse des Denkens».

Wie diese Vernetzung funktioniert, zeigt Brüning in einem weiteren Versuch mit den Kindern. Während eine Gruppe die Bildschirm-Wahrnehmung darstellt, indem sie zwei Bänder spannt, an denen aber keine Erfahrungen hängen bleiben können, spannen die Schüler der anderen Gruppe mehrere Bänder zu einem tragfähigen Netz zusammen. «Wer viel fernsieht, bei dem wird sich das Netz aus Sinneswahrnehmungen nicht entwickeln können», mahnt der Pädagoge. «Denn zu viel Medienkonsum macht dumm.»