Kältetote, kein Strom und gesperrte Straßen: In etlichen Teilen Europas zeigt sich der Winter von seiner unbarmherzigen Seite. Slowenien und Österreich versinken im Schnee. In Italien sorgen heftige Niederschläge für Überschwemmungen.
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© dpa/Esteban Cobo
In vielen europäischen Regionen macht der Winter den Menschen derzeit das Leben schwer und legt Teile des lebens lahm. Eine "Naturkatastrophe größeren Ausmaßes" habe Slowenien getroffen, sagte Verteidigungsminister Roman Jakic nach einer Krisensitzung. Ein schwerer Schnee- und Eissturm war am Wochenende über das kleine EU-Land gefegt. Noch immer sind rund 115.000 Menschen ohne Strom. Schneemassen oder Überflutungen machten unter anderem Polen, Italien und Österreich zu schaffen. In Spanien traf wieder eine Riesenwelle an Land - und riss zwei Jungen ins Meer.

In Slowenien liegen 500 Tonnen Stahlschrott und Dutzende Kilometer zerstörte Stromleitungen am Boden, sagte Jakic. Aus Deutschland seien die ersten Stromgeneratoren eingetroffen, die im Zentrum der Sturmschäden bei der Stadt Postojna südwestlich der Hauptstadt installiert werden. Auch die Trinkwasserversorgung war in einigen Orten zusammengebrochen. Die Behebung der Schäden kann laut Jakic Monate dauern. Slowenien hat sich an seine Nachbarn Italien und Österreich ebenso um Hilfe gewandt wie an die EU-Kommission in Brüssel.

Schneemassen in Polen und Italien

Der Winter hält auch Polen und die baltischen Staaten fest im Griff. In Ostpolen waren rund 20 Ortschaften nach heftigem Schneefall von der Außenwelt abgeschnitten. Im Landkreis Hrubieszow sei rund ein Fünftel der Straßen unpassierbar, berichtete der Nachrichtensender "TVN 24". Im ganzen Land sind seit Jahresbeginn 46 Menschen erfroren.

In Lettland mussten allein im Januar 150 Menschen wegen Erfrierungen oder Unterkühlung in Kliniken behandelt werden, wie die Nachrichtenagentur Leta meldete. Im Nachbarland Estland blieb ein 33-jähriger Mann mit seinem Auto acht Kilometer vor der Küste nahe des Ostseebades Haapsalu auf dem Meer im Eis stecken. Er konnte von der alarmierten Polizei mit Schneemobilen gerettet werden.

Auch in Österreich verursachten die Wetterkapriolen gravierende Probleme. In der Steiermark und in Kärnten waren nach Angaben der Energieversorger rund 17.000 Haushalte ohne Strom. Unter der großen Schnee- und Eislast waren Bäume auf die Stromleitungen gestürzt, sagte ein Sprecher der Energie Steiermark. "Die Reparaturarbeiten in dem teils unwegsamen Gelände sind schwierig und gefährlich." In Kärnten sind zudem viele Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt.

In der Hauptstadt Wien blieb erstmals in seiner Geschichte der Tiergarten Schönbrunn geschlossen - Grund war akutes Glatteises. Ob der Tiergarten am morgigen Dienstag wieder öffnet, werde abhängig von der Wettersituation entschieden, sagte eine Sprecherin.

Die Wetterkapriolen bedeuten aber auch für die Tiere Einschränkungen: Für Giraffen etwa gilt bei solch einem Glatteis wegen zu hoher Verletzungsgefahr Hausarrest. Der 1752 erbaute Tiergarten ist laut Betreiber der älteste Zoo der Welt und hat eigentlich 365 Tage im Jahr geöffnet.

Hochwasser in Italien

In Italien leiden indes große Teile des Landes weiter unter Hochwasser, Erdrutschen und Überflutungen. In zahlreichen Regionen galt auch am Montag noch der Notstand. Die Lagunenstadt Venedig kämpfte mit Hochwasser, in der Toskana wurden zahlreiche Wohnhäuser evakuiert.

In Deutschland fallen dagegen bald auch die letzten Kältehochburgen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtete. Es soll milder, nässer und windiger werden. Übrigens: Das Tiefdruckgebiet, das in Deutschland für die relativ milden Temperaturen verantwortlich ist, ist laut DWD auch der Grund für viele Unwetter südlich der Alpen.

Schlechte Nachrichten haben die Meteorologen für Großbritannien: Gerade bringt sich ein neues Tiefdrucksystem bei den Britischen Inseln in Stellung. Es soll viel Regen und kräftige Stürme bringen.

Schwerste Schneefälle seit mehr als 50 Jahren

Doch auch außerhalb Europas leiden Menschen unter dem Wetter. Der Norden Irans wurde vom heftigsten Schneesturm seit 50 Jahren heimgesucht. Laut Provinzregierung von Masandaran sind über das Wochenende zwei Meter Schnee gefallen. Nun seien 500.000 Menschen von der Strom- und Gasversorgung abgeschnitten.

Der Iranische Rote Halbmond kümmerte sich um 11.000 Autofahrer, die in Notsituationen geraten waren. 3800 Iraner wurden in Notunterkünften untergebracht. In manchen Regionen wurden Temperaturen bis zu minus 18 Grad gemessen, in der Hauptstadt Teheran minus sieben Grad.

Quelle: n-tv.de , jwu/dpa