Eisbär Knut
© ReutersEisbär Knut: Schwere Gehirnschädigung mitverantwortlich für Tod
Eine Gehirnentzündung war offenbar für den plötzlichen Tod von Eisbär Knut verantwortlich. Nach Angaben eines pathologischen Berichts des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), habe die Entzündung „weite Teile des Gehirns und das Rückenmark“ des Eisbären geschädigt.

Der berühmte Berliner Eisbär Knut war an einer Gehirnentzündung erkrankt. Als er dann am 19. März im Berliner Zoo plötzlich ins Wasser stürzte, sei er ertrunken, sagte die leitende Pathologin des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), Claudia Szentiks, am Freitag in Berlin unter Berufung auf das Sektionsergebnis. Die Entzündung habe „weite Teile des Gehirns und das Rückenmark“ geschädigt.

Die Entzündung, an der das Tier litt, war nach Angaben der Expertin sehr massiv und wäre für Knut „auf kurz oder lang“ tödlich ausgegangen, auch wenn er nicht ins Wasser gestürzt wäre. Zudem sei der Eisbär schon länger krank gewesen. Die Krankheit wurde vermutlich durch eine Virusinfektion ausgelöst. Der Erreger sei noch nicht identifiziert und könnte der „Wildtierforschung bisher noch unbekannt sein“, sagte die Veterinär-Pathologin.

Die Wissenschaftler schließen zudem nicht aus, dass auch die drei Eisbärinnen, mit denen Knut in einem Gehege zusammenlebte, infiziert sein könnten. Die Mitarbeiter des Zoos würden die Eisbärendamen weiter beobachten, sagte Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz. Bisher gebe es aber keine Anzeichen für eine Erkrankung.

Am aufwendigsten untersuchter Tierkadaver der Wildtierforschung

Die weiteren Untersuchungen des Tierkörpers in dem Institut könnten sich noch über Monate hinziehen, hieß es weiter. Spuren, die auf Stress des Eisbären hindeuten, seien bei der Untersuchung nicht entdeckt worden, betonte Szentiks. Knut sei „mit Sicherheit der am aufwendigsten untersuchte Tierkadaver in der Geschichte der Wildtierforschung“, fügt IZW-Direktor Heribert Hofer hinzu.

Der weltweit bekannte Eisbär war am Samstag vor zwei Wochen überraschend vor den Augen von Zoobesuchern gestorben. Zunächst hatte er sich mehrfach im Kreis gedreht, dann war er in das Wasserbecken des Geheges gestürzt. Bei ersten Untersuchungen im IZW waren bereits Veränderungen im Gehirn des Tieres festgestellt worden.

Derweil kritisierten Tierschützer unabhängig von den Ergebnissen der Sektion erneut die Haltung von Eisbären in Zoos. In Freiheit lebende Eisbären wandern Experten zufolge bis zu 100 Kilometer am Tag. Die Tierrechtsorganisation PETA berechnete indes, dass allen 34 Eisbären in deutschen Zoos nur gut 9.500 Quadratmeter zur Verfügung stünden. Dies entspreche der Rasenfläche rund um die Berliner Siegessäule.

Tierschützer fordern Ende der Eisbärenzucht für Zoos

Der Deutsche Tierschutzbund bestätigte diese Zahlen als „nicht unrealistisch“. Eine artgerechte Eisbärenhaltung in Zoos sei „nicht möglich“, sagte Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel. Er warf Zoodirektor Blaszkiewitz vor, bereits wieder „ans Züchten und den nächsten Eisbären-Hype“ zu denken. Auch die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ forderte ein „Ende der Zuchtprogramme“.

Derweil bekräftigte der Zoo am Freitag Pläne, wonach Knut ausgestopft und im Naturkundemuseum ausgestellt werden soll. Dagegen gibt es Widerstand. So haben Gegner der Ausstopfung für Samstag (2. April) vor dem Zoo zu einer Protestdemonstration aufgerufen. Der Ausstellungsleiter des Naturkundemuseums, Ferdinand Damaschun, wehrte sich gegen den Begriff „Ausstopfung“. Es werde schon seit langer Zeit nicht mehr ausgestopft, man präpariere heutzutage „hochwertige Dermoplastiken“, sagte er.