Existenz weiterer Felsplaneten großer Objekte und eines riesigen Felsplaneten möglich

US-Astronomen haben einen neuen Zwergplaneten entdeckt, der unsere Sonne umkreist. Allerdings tut er dies nicht innerhalb sondern unmittelbar außerhalb der bislang bekannten Grenzen unseres Sonnensystems. Es handelt sich zudem wahrscheinlich um nur eines von annähernd tausend weiteren Objekten, die die sogenannte Oortsche Wolke und damit die bislang lediglich postulierte Heimstätte einiger Kometen bilden. Einige dieser Objekte könnten so groß wie unsere erde sein. Darüber hinaus sprechen die Beobachtungsdaten des neuentdeckten Zwergplaneten auch für die Existenz eines noch unbekannten gewaltigen Planeten von der bis zu 10-fachen Größe der Erde, der die Umlaufbahn der Objekte innerhalb der Oortschen Wolke beeinflusst.

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© NASA/JPL-Caltech/R. Hurt (SSC-Caltech)Illustration des Zwergplaneten Sedna.
Washington (USA) - Das uns bekannte Sonnensystem ist in drei Haupteile gegliedert: Das innere Sonnensystem mit den kleinen Felsplaneten, die Region der großen Gasplaneten und jene der eisigen Objekte des sogenannten Kuipergürtels, der das Sonnensystem jenseits der Umlaufbahn des Neptuns umgibt. Noch außerhalb dieser Region wurden bislang zwar zahlreiche Objekte vermutet, bislang war jedoch nur ein einziges bekannt: Der Zwergplanet Sedna.

Wie die Forscher um Scott Sheppard, Chadwick Trujillo und Linda Elkins-Tanton von der Carnegie Institution of Washington aktuell im Fachjournal Nature berichten, umkreist das nun entdeckte Objekt mit der Bezeichnung "2012 VP113" die Sonne allerdings noch weiter entfernt als Sedna und ist damit das äußerste bislang bekannte Objekt unseres Planetensystems. "Diese außergewöhnliche Entdeckung definiert unsere Vorstellungen über unser Sonnensystem neu", zeigt sich Elkins-Tanton begeistert.

Seine Umlaufbahn führt "2012 VP113" an seinem sonnennächsten Punkt auf rund 80 Astronomische Einheiten an die Sonne heran. Zum Vergleich: Eine Astronomische Einheit (AU) beschreibt den Abstand zwischen Sonne und Erde (149.597.870 Kilometer). Während das innere Sonnensystem bei etwa 4,2 AU endet, reicht die Region der Gasplaneten bis zu 50 AU ins All. Sedna umkreist die Sonne deutlich jenseits von 76 AU.
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© Scott S Sheppard/Carnegie Institution for ScienceDie Umlaufbahnen von Sedna und "2012 VP113".
Entdeckt wurde der neue Zwergplanet mit Hilfe der neuen "Dark Energy Kamera" (DECam) am NOAO-Telescop in Chile und konnte danach vom Magellan 6,5-meter Telescope der Carnegie Institution bestätigt und seine Umlaufbahn analysiert werden.

Anhand des abgesuchten Himmelsausschnitts vermuten die Astronomen, dass es noch weitere bis zu 900 Objekte auf Umlaufbahnen ähnlich wie Sedna und "2012 VP113" gibt, die allesamt mehr als 1.000 Kilometer groß sind. Damit wäre die Anzahl an Objekten dieser inneren Oortschen Wolke größer als die im Kuipergürtel und im Hauptgürtel des Asteroidengürtels.

"Einige dieser Objekte könnten sogar die Größe der inneren Felsplaneten Mars und Erde erreichen. Allerdings sind diese derart weit entfernt, dass wir sie mit der uns zur Verfügung stehenden Technologie nicht entdecken können", erläutert Sheppard.
Darüber hinaus deuten die extrem exzentrischen Umlaufbahnen von Sedna und "2012 VP113" auf die Existenz eines noch deutlichen größeren Himmelskörpers bzw. Planeten deutlich mehr als 100 AU von der Sonne entfernt hin. Hierbei könne es sich um eine sogenannte Super-Erde, also um einen Felsplaneten von der etwa bis zu 15-fachen Größe der Erde oder sogar um ein noch größeres Objekt handeln.

Für die Entstehung der Oortschen Wolke werden derzeit verschiedene Theorien diskutiert. Je mehr Objekte nun also in dieser Region gefunden und charakterisiert werden, desto einfacher wird es, diese Theorien gegeneinander abzuwiegen und zu überprüfen.

Eine Theorie vermutet, dass ein Planet aus der Region der Gasriesen herausgeschleudert wurde, dabei die Bahnen einiger Objekte des Kuipergürtels und der inneren Oortschen Wolke verzerrt hatte und noch heute fernab die Sonne umkreist. Eine andere Theorie sieht in den Objekten der inneren Oortschen Wolke sogar Planeten und Körper, die einst andere Sterne umkreisten und von unserer Sonne eingefangen wurden, als die Sonne diesen Sternen und ihren Planeten im gemeinsamen damals noch jungen Sternhaufen noch deutlich näher war.

Quelle: carnegiescience.edu, astrobio.net