Nachdem vor nur zwei Wochen der erst 28-jährige frühere JPMorgan-Banker Kenneth Bellando in New York in den Tod gesprungen war, berichtete das NachrichtenportalBloomberg nun, der 57-jährige frühere Vorstandschef der niederländischen Bank ABN Amro, Jan Peter Schmittmann, sei zusammen mit seiner Frau und einer Tochter in ihrem Haus tot aufgefunden worden. Als Grund wird eine »Familientragödie« vermutet.
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Damit erweitert sich die Liste von Todesfällen hochrangiger Vorstandsmitglieder aus der Finanzwirtschaft der letzten Monate auf zwölf Personen. Schmittmann wurde Berichten zufolge von seiner anderen Tochter gefunden, als sie am Morgen das Haus betrat. Die Polizei äußerte sich bisher nicht zu den näheren Umständen des Todes von Schmittmann sowie seiner Ehefrau und seiner Tochter. Schmittmann ist nicht der erste ABN-Amro-Bankier aus der Vorstandsebene, der tot aufgefunden wurde. Bereits 2009 wurde der frühere Finanzvorstand Huibert Boumeester mit einer Schussverletzung tot aufgefunden, die er sich möglicherweise selbst zufügt hatte.Bloomberg berichtet:
»Der frühere Vorstandschef der ABN Amro Group NV Netherlands Jan Peter Schmittmann sowie seine Frau und eine Tochter wurden heute (am 5.April) in ihrem Haus tot aufgefunden. Die niederländische Polizei erklärte, es handele sich möglicherweise um eine ›Familientragödie‹.

›Die Leichen eines Vaters sowie einer Mutter und ihrer Tochter wurden in dem Anwesen gefunden‹, das sich in der holländischen Stadt Laren etwa 20 Kilometer südöstlich von Amsterdam befindet, erklärte die niederländische Polizei heute aufihrer Internetseite. Die Polizeisprecherin Leonie Bosselaar bestätigte in einem Telefongespräch mit Bloomberg News, dass es sich bei den Verstorbenen um Schmittmann und zwei Mitglieder seiner Familie handele.

Die Polizei habe gegen 10:30 Uhr Ortszeit den Anruf eines Bekannten der Familie erhalten, der erklärte, auf dem Anwesen sei möglicherweise etwas nicht in Ordnung, hieß es weiter. Bosselaar gab keine weiteren Stellungnahmen über mögliche Ereignisse ab.

Die niederländische Tageszeitung Algemeen Dagblad meldete, ohne allerdings auf ihre Quellen einzugehen, die Familie sei von Schmittmanns zweiter Tochter entdeckt worden, als diese am Morgen das Haus betreten habe. Sie sollte eigentlich mit ihren Eltern nach Indien reisen, wo sie ein Praktikum absolvieren wollte, berichtete die Zeitung.

Der 57-jährige Schmittmann begann seine Karriere bei ABN Amro 1983 als stellvertretender Relationship-Manager und wurde 2003 zum Vorstandschef des niederländischen Kreditinstituts ernannt. Im Dezember 2008 trat er von seiner Funktion in der Bank, die ihren Sitz in Amsterdam hatte, zurück, nachdem die Bank zu einem früheren Zeitpunkt des Jahres im Zuge der Finanzkrise verstaatlicht worden war.«
Angesichts der jüngsten Entwicklungen geht man routinemäßig von der Annahme aus, dass es sich um Selbstmord handelt, solange das Gegenteil nicht erwiesen ist. Aber dies ist aus soziologischer Sicht eine sehr beunruhigende Perspektive. (So viel wir wissen, geht es hier nicht um Hochfrequenzhandel, und das ist die gute Nachricht.) Überdies handelt es sich nicht um das erste ABN-Amro-Vorstandsmitglied, das tot aufgefunden wurde. Bereits 2009 wurde Schmittmanns früherer Vorstandschef mit einer Schussverletzung aus einer Schrotflinte tot aufgefunden:
»Wie die BBC am gestrigen Sonntag (28. Juni 2009) berichtete, wurde der frühere Finanzvorstand der niederländischen Bank ABN Amro mit Schussverletzungen in der Nähe seines Hauses in Surrey tot aufgefunden. Huibert Gerard Boumeester wurdegestern mit Schussverletzungen tot aufgefunden, nachdem er eine Woche zuvor als vermisst gemeldet worden war. Er soll sich zu diesem Zeitpunkt in einem ›angeschlagenen Zustand‹ befunden haben. Berichten zufolge wurde er mit zwei Schrotflinten gefunden, die er offenbar aus dem Haus mitgenommen hatte. Die Polizei in Thames Valley erklärte allerdings, man gehe derzeit von einem ›ungeklärten Todesfall‹ aus.

Der 49-jährige Boumeester, der als Finanzvorstand für die Finanzen der Gruppe, das Risikomanagement, die Beziehung zu Investoren, für Kommunikation und strategische Entscheidungsunterstützung verantwortlich war, hatte im März 2008 seine Funktion aus ›persönlichen Gründen‹ aufgegeben. Sechs Monate zuvor war ABN Amro von den Banken Fortis, Royal Bank of Scotland (RBS) und Santander übernommen worden. Heute befindet sich Fortis im Besitz der niederländischen Regierung, die auch die direkte Eigentümerschaft der Anteile an ABN Amro übernommen hat. Die britische Regierung ihrerseits ist der größte Anteilseigner an der RBS.

Mutmaßungen zufolge soll Boumeester Selbstmord begangen haben...«
Schmittmann war Eigentümer des Anlageberaterunternehmens 2phase2 und Mitgründer von 5 Park Lane, einem Beratungsunternehmen für Beteiligungsgesellschaften und Manager, wie aus seinem Profil bei LinkedInhervorgeht.
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Schmittmanns Tod erweitert die Liste der Todesfälle in den Vorstandsetagen der Finanzwirtschaft der letzten Monate auf zwölf Personen:
  1. William Broeksmith: Das 58-jährige frühere Vorstandsmitglied der Deutschen Bank wurde am 26. Januar nach einem offenbaren Selbstmordversuch erhängt in seinem Haus in South Kensington in London aufgefunden.
  2. Karl Slym: der 51-jährige geschäftsführende Direktor von Tata Motors wurde am 27. Januar im vierten Stock des Hotels Shangri Lain Bangkok tot aufgefunden.
  3. Gabriel Magee: Der erst 39 Jahre alte Mitarbeiter der Bank JPMorgan sprang am 27. Januar vom Dach der europäischen Zentrale von JPMorgan in London in den Tod.
  4. Mike Dueker: Der 50-jährige Chefökonom einer amerikanischen Investmentbank, ein früherer Ökonom der US-Notenbank, wurde in der Nähe der Tacoma-Narrows-Brücke im US-Bundesstaat Washington tot aufgefunden.
  5. Richard Talley: Der 57-jährige Gründer des Unternehmens American Title Service aus Centennial im US-Bundesstaat Colorado wurde Anfang Februar tot aufgefunden. Offenbar hatte er sich mit einem Druckluftnagler erschossen.
  6. Tim Dickenson, ein Kommunikationsdirektor der Rückversicherungsgesellschaft Swiss Restarb ebenfalls im Januar. Die genauen Umstände seines Todes sind noch unbekannt.
  7. Ryan Henry Crane (37): Der junge Manager starb vor einigen Wochen vermutlich durch Selbstmord. Bis auf einen kleinen Nachruf in der Stamford Daily Voice wurde bisher nichts über seinen Tod bekannt.
  8. Li Junjie (33): Der junge Banker sprang in der letzten Februarwoche vom Dach der Zentrale von JPMorgan in Hongkong.
  9. James Stuart jun.: Der frühere Vorstandschef der National Bank of Commerce wurde am Morgen des 19. Februar tot in Scottsdale im US-Bundesstaat aufgefunden. Ein Sprecher der Familie weigerte sich, sich zur Todesursache zu äußern.
  10. Edmund »Eddie« Reilly (47): Der Händler der Vertical Group aus Midtown beging Selbstmord, indem er sich vor einen LIRR-Zug warf.
  11. Kenneth Bellando (28): ein Händler des Unternehmens Levy Capital und früherer Anlage-Analyst bei JPMorgan sprang aus seiner Wohnung im sechsten Stock in der New Yorker East Side in den Tod.
  12. Jan Peter Schmittmann (57): Der frühere Vorstandschef der niederländischen Bank ABNAmro wurde in seinem Haus nahe Amsterdam zusammen mit seiner Ehefrau und seiner Tochter tot aufgefunden.