pollen allergie
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Die Zahl der Allergiker wird auch in diesem Frühjahr erneut steigen. Schon jetzt leidet fast jeder vierte Deutsche unter einer Pollenallergie. Und es werden immer mehr. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung schätzt: Schon 2015 könnten 50 Prozent aller Europäer an einer Allergie leiden. Die Ursachen für diesen Anstieg sind nur teilweise bekannt.

Leuchtend gelb blühende Zaubernuss

Pollen, Tierhaare oder Hausstaub sind eigentlich harmlos für den Menschen. Doch bei manchem schaffen sie es, eine Art Wutanfall des Immunsystems auszulösen. Die Allergene werden wie gefährliche Stoffe bekämpft. Der Rauswurf ist heftig, tränenreich und verbunden mit scheinbar endlosen Niesanfällen. Mediziner sprechen vom allergischen Schnupfen, unbehandelt kann der sich zu allergischem Asthma auswachsen. Karl-Christian Bergmann, Professor am Allergiezentrum der Berliner Charité, nennt die Allergien der Atemwege die "erfolgreichste chronische Krankheit" in Deutschland: "Wir rechnen damit, dass etwa 20 Millionen Deutsche ihren Heuschnupfen oder ihr allergisches Asthma behandeln müssen." Das entspricht etwa 22 Prozent aller Deutschen.

Hat bald jeder Zweite eine Allergie?

Doch die Zahlen steigen. Die Europäische Stiftung für Allergieforschung schätzt: Schon in vier Jahren könnten 50 Prozent aller Europäer an einer Allergie leiden. Allerdings werden hier Menschen mit allen möglichen allergischen Reaktionen zusammengerechnet - also auch die, die zum Beispiel Nickel nicht vertragen oder Nahrungsmittelallergien haben. Prof. Bergmann relativiert: "Diese Zahl beruht nicht auf einer Messung, es ist eine Annahme. Tatsache ist, dass die Zahl der Menschen mit Heuschnupfen und allergischem Asthma zugenommen hat. Aber es gibt Länder, da steigt die Zahl nicht mehr an und ich erwarte das auch für Deutschland."

allergie
© unbekanntEine junge Frau in einer Grünanlage muss vor einer Kastanienblüte niesen
Ursachen teilweise noch unbekannt

Doch die Prognosen allein helfen nicht weiter. Wie bei allen Krankheiten fragt sich der Gesundheitsbewusste: Warum bin ich erkrankt oder wie kann ich vorbeugen? Die Antwort der Experten bleibt unbefriedigend. Warum die Zahl der Allergiker immer weiter ansteigt, ist nach wie vor ein Rätsel. Prof. Bergmann macht ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren dafür verantwortlich. Neben der genetischen Veranlagung scheint zu viel Hygiene im Säuglingsalter die Reifung des Immussystems zu verzögern und Allergien zu begünstigen. Allergischer Schnupfen tritt zudem eher in Familien auf, in denen geraucht wird und bei Menschen, die Margarine essen. Das heißt aber nicht, dass es wirklich die Margarine ist, die Allergien auslöst.

pricktest
© mdr.deMit einem sogenannten Pricktest stellen Allergologen fest, gegen was der Patient allergisch ist
Ist der Klimawandel schuld?

Auch der Klimawandel steht im Verdacht, für den Anstieg an Pollenallergien verantwortlich zu sein. Durch die wärmeren Herbstmonate kommt es zu einem früheren Auftreten von Pollen. So steigt die Belastung durch Haselnusspollen bereits Ende Dezember messbar an. Hinzu kommen eingewanderte Pflanzen wie Ambrosia, deren Pollen als sehr aggressiv gelten. Zudem ist in den letzten Jahren das Glaskraut, eine Verwandte der Brennessel, aus Italien eingewandert. Prof. Bergmann sieht jedoch keine dramatischen Veränderungen.

Es kann auch Ältere treffen

Es sind aber nicht nur Kinder und Jugendliche, die von Allergien heimgesucht werden. Auch im Alter kann eine Allergie erstmals auftreten. Prof. Bergmann erzählt, dass im Allergiezentrum der Charité immer wieder 60- oder 70-Jährige davon berichten, erstmals in ihrem Leben von einem Heuschnupfen heimgesucht worden zu sein. "Im Grunde genommen wissen wir nicht, warum in diesem hohen Alter noch mal eine frische Allergie auftritt." Es werde aber weiter Menschen geben, die genetisch keine Veranlagung haben, eine Allergie zu entwickeln. Von denen würden nur ganz wenige Allergiker werden.