Seit mehr als 100 Jahren gehört das sogenannte Ouija-Brett zu einem der beliebtesten Hilfsmitteln des Spiritismus. Ähnlich wie beim Gläserrücken, dient hier jedoch ein Zeigerbrett zur Auflage der Finger der Beteiligten und zur Anzeige der ersehnten "Botschaften aus dem Jenseits". Während Skeptiker erwartungsgemäß die Funktion des Ouija-Bretts als Kommunikationsmedium mit Geistwesen bestreiten und - wie beim Pendeln - auf nicht kontrollier- oder gar abstellbare minimale Eigenbewegung des menschlichen motorischen Systems als Erklärung für die Bewegungen des "Schiffchens" verweisen (Ideomotorik), haben US-Forscher in Experimenten nun belegt, dass der Effekt doch deutlich über diese Erklärung hinausgehen kann.
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© Sarah Mae Worden, innerintelproject.orgSymbolbild: Ouija-Brett.
Vancouver (Kanada) - Allerdings glaubt auch das Team um den Psychologen und Projektleiter Dr. Ronald Rensink, Dr. Helene Gauchou und Docky Duncan vom Visual Cognition Lab an der psychologischen Fakultät der University of British Columbia weniger an Botschaften aus dem Jenseits oder anderen Dimensionen, als daran, dass das Ouija-Brett mittels der ideomotorischen Funktionsweise eine Art "Fenster zu einem tief in unserem Innern verborgenen Wissen" sein könnte, das mit Hilfe dieses "Werkzeugs" auf- bzw. abgerufen werden kann.

"Ouijas könnten deshalb funktionieren, weil wir mit ihnen auf ein inneres Intelligenzsystem in unserem Unterbewusstsein zugreifen können und das dort vorhandene Wissen in sinnvolle Bewegungen umsetzten können", erläutern die Forscher auf der Internetseite des "Inner Intel Project".

Auch ihre erstmals im Juni 2012 im Fachjournal Consciousness and Cognition veröffentlichten Experimente basierend auf der Erklärungstheorie der ideomotorischen Bewegungen für den Ouija-Effekt, um herauszufinden, ob dieser tatsächlich von unserem Unterbewusstsein gesteuert wird. "Sollte dies der Fall sein, so hätten wir im Ouija-Spiel eine großartige Möglichkeit gefunden, das Unterbewusstsein zu studieren und ihm unter kontrollierten wissenschaftlichen Bedingungen direkte Fragen zu stellen."

Hierzu versicherten sie die teilnehmenden Probanden zunächst des Umstandes, dass diese das Ouija-Spiel gemeinsam mit einer anderen Person "spielen" würden. "Diese Annahme ist notwendig, um den ideomotorischen Effekt auszulösen, da der Spieler der Überzeugung ist, sein Mitspieler würde das Zeigerbrett bewegen."

Nachdem dem jeweiligen Probanden die Augen verbunden worden waren, hörte sein vermeintlicher Mitspieler jedoch auf zu spielen, wodurch nun der Proband alleine das Ouija-Brett bewegte und - ohne dies zu wissen - auf diese Weise alleine das Zeigerbrett des Ouija führte.
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© Sarah Mae Worden, innerintelproject.orgOuija-Experiment des Inner Intel Project.
"Die Illusion eines zweiten Mitspielers war offenbar stark genug, um dem Probanden in der Annahme zu belassen, dass jemand anderes das Brett bewegen und somit zunächst eine Reihe allgemeiner Fragen mit "Ja" oder "Nein" beantwortete", erläutern die Forscher.

"Wir haben herausgefunden, dass die Probanden auf diese Weise mehr Fragen richtig beantworten konnten als im normalen Zustand. Die Trefferquote der Antworten bewegte sich von den bei Ja-Nein-Antworten zu erwarteten 50 Prozent im Normalzustand auf bis zu 65 Prozent, wenn die selben Personen diese Antworten durch das Ouija-Spiel generierten. Diese Quote liegt deutlich über dem Zufall."

Auf der Grundlage dieser Versuche postulierten die Wissenschaftler, einen bislang noch unbekannten Mechanismus des Unterbewusstseins als Grundlage für den im Labor aufgezeigten Effekt. "Der entdeckte Effekt beinhaltete eine wahre Datenbank an Informationen, die unserem wachen Bewusstsein in der Regel nicht zugänglich ist, die wir aber dennoch stets mit uns tragen. Ganz gleich, was wir über uns selbst glauben, unser Unterbewusstsein ist schlauer als unser Bewusster Geist. Wie sich zeigt, sind wir also alle viel schlauer als wir dies glauben."


Quelle: innerintelproject.org