Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte den "Tieren" der Hamas mit Vergeltung für den Tod von drei Jugendlichen gedroht. Nun schlägt die Armee mit vielen Luftangriffen und Sprengstoff zurück.

Bild
© AP
Die israelische Luftwaffe hat nach dem Fund der Leichen von drei vermissten israelischen Jugendlichen im Westjordanland in der Nacht Angriffe auf den Gazastreifen geflogen. Es seien "Präzisionsschläge" gegen 34 Ziele geführt worden, teilten die israelischen Streitkräfte am frühen Dienstagmorgen mit. Seit Sonntagabend sei Israel mit mehr als 18 Raketen beschossen worden. Nach Angaben des medizinischen Dienstes im Gazastreifen wurden bei Chan Junis vier Menschen verletzt. Einer wurde vermisst.


Kommentar: Israel fliegt seit Jahren "Präzisionsschläge" und tötet dabei immer und vorrangig Zivilisten, was sie dann als Kollateralschäden rechtfertigen.


Augenzeugen im Gazastreifen berichteten, überall seien Explosionen zu hören gewesen. Sicherheitsleute der radikal-islamischen Hamas erklärten, es seien mehr als 25 Luftangriffe innerhalb von weniger als zehn Minuten gewesen. Augenzeugen sprachen von Dutzenden von Explosionen.

Ziele seien Militäreinrichtungen der Hamas und des Islamischen Dschihad gewesen. Die Einrichtungen seien bereits evakuiert gewesen. Auch von See aus habe die israelische Marine den nördlichen Gazastreifen beschossen.

Häuser von Verdächtigen gesprengt

Die Nachrichtenagentur AFP wiederum schreibt mit dem Verweis auf Zeugenberichte, die Armee habe die Häuser von zwei Hauptverdächtigen im Westjordanland zerstört. Die Häuser der beiden Mitglieder der radikal-islamischen Hamas in Hebron seien gesprengt worden. Menschenrechtsorganisationen hatten zuvor gewarnt, dass Israel zu der Praxis zurückkehren könnte, die Häuser mutmaßlicher Attentäter zu zerstören, wie dies bis 2005 immer wieder geschehen war.


Kommentar: Bis jetzt steht noch nicht einmal fest, wer wen entführt hat und das israelische Militär handelt erneut vorschnell.


AFP-Fotografen hatten zuvor von einem großen Truppenaufkommen rund um Halhul nördlich von Hebron berichtet. Israel hatte die Hamas-Bewegung für die Entführung der drei Talmudschüler verantwortlich gemacht und bei einem Großeinsatz 420 Palästinenser festgenommen, die meisten von ihnen Hamas-Mitglieder.

Netanjahu hatte kurz vor Bekanntgabe des Leichenfunds eine Krisensitzung seines Sicherheitskabinetts einberufen, um über das Schicksal der drei Jugendlichen zu sprechen. Laut dem Rundfunk wurde erwartet, dass die Minister "operative" Entscheidungen treffen würden. "Sie wurden entführt und kaltblütig ermordet von Tieren in Menschengestalt", sagte Netanjahu in einer ersten Reaktion. "Hamas ist verantwortlich und Hamas wird dafür bezahlen."


Kommentar: Die ganze traurige Entführung hört sich - wie immer - wie eine Inszenierung von der israelischen Führung selbst an, denn Palästina hat von dieser brutalen Aktion nichts und gefährdet sich nur selbst. Und Netanjahu beschreibt sich mit der Aussage: "Tiere in Menschengestalt" selbst und müsste noch deutlicher lauten: Ein Wolf (Psychopath) im Schafpelz.


Bislang bekennt sich niemand zur Tat

Die Leichen wurden zweieinhalb Wochen nach ihrem Verschwinden unter einem Steinhaufen auf einem Feld nordwestlich von Hebron gefunden, wie die Armee bestätigte. Die Tat sorgte weltweit für Entsetzen.

Präsident Mahmud Abbas berief nach dem Fund der Leichen eine Dringlichkeitssitzung der Palästinenserführung für Dienstag ein. Dabei solle es um die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen gehen, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa.

Die Hamas beschuldigte ihrerseits Israel, den Tod der drei Jugendlichen für weitere Militäraktionen gegen die Palästinenser zu benutzen. "Wir weisen alle israelischen Unterstellungen und Drohungen gegen uns zurück", hieß es in einer Erklärung der Hamas. Keine palästinensische Gruppe - auch nicht die Hamas - habe sich zu der Aktion bekannt.

Die Jugendlichen wurden offenbar schon kurz nach der Entführung erschossen. Ihre Leichen wurden nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort gefunden, an dem sie zuletzt gesehen worden waren.

Israelische Armee erschießt Palästinenser

Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im nördlichen Westjordanland wurde ein Palästinenser getötet. Eine Armeesprecherin in Tel Aviv teilte mit, Soldaten seien in die Stadt gekommen, um einen Terror-Aktivisten festzunehmen. Ein Palästinenser habe daraufhin versucht, einen Sprengsatz auf die Soldaten zu werfen. Diese hätten das Feuer eröffnet. Bei dem Palästinenser handele es sich um ein Mitglied der radikal-islamischen Hamas, sagte die Sprecherin. Der Einsatz soll nichts mit dem Tod der Jugendlichen zu tun haben.

dpa/AFP/str