Chinas Gesundheitsbehörden haben im Westen des Landes ein ganzes Stadtviertel unter Quarantäne gestellt, nachdem ein Mann an der Lungenpest gestorben ist. 30.000 Menschen sind damit von der Außenwelt abgeschnitten.
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Peking. Ein Fall von Lungenpest beschäftigt die Gesundheitsbehörden in China. In der westchinesischen Stadt Yumen stehe ein Stadtteil mit rund 30.000 Einwohnern für neun Tage unter Quarantäne, berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua. Eine Weiterverbreitung oder eine Epidemie gelten zwar als unwahrscheinlich, doch das örtliche Gesundheitsamt will kein Risiko eingehen.

In ein Krankenhaus in Yumen war in der vergangenen Woche ein Mann mit schweren Symptomen eingeliefert worden, der inzwischen gestorben ist. „Basierend auf der Symptomatik und Labortests konnte die Erkrankung eindeutig als Lungenpest diagnostiziert werden“, schreiben die Behörden in einer offiziellen Mitteilung. Es seien 151 Personen identifiziert worden, die mit dem Mann in Kontakt gestanden haben und die nun unter besonderer Beobachtung stehen.

Der Kranke hatte offenbar ein totes Himalaya-Murmeltier gefunden, mit nach Hause genommen, aufgeschnitten und an seinen Hund verfüttert. Murmeltiere sind in China häufige Überträger der Lungenpest. In den Jahren 1910/1911 kam es zu einer besonders schweren Epidemie der tödlichen Krankheit. Jäger hatten den Keim in die Bevölkerung eingeschleppt, die wegen eines kalten Winters und schlechter Versorgungslage nur geringe Widerstandskraft aufwies. Über 60000 Menschen starben seinerzeit. Zu einem weiteren schweren Ausbruch kam es bei Kriegsende, als der Erreger aus Biowaffen-Laboren der japanischen Besatzungstruppen entkam.

Unter heutigen Bedingungen gilt eine Epidemie als unwahrscheinlich. Die Lungenpest ist zwar im direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragbar, doch stirbt der Erreger in der Luft schnell ab. China mit seiner hohen Bevölkerungsdichte ist dennoch vorsichtig: Ein Überträger könnte mit den schnellen Verkehrsmitteln des Landes leicht in Ballungsräume wie Peking oder Shanghai reisen und in den vollgestopften U-Bahn zahlreiche Fahrgäste anstecken.

In einem Experiment hatte der chinesische Verband der Epidemiologen im Jahr 2009 untersucht, ob die Krankenhäuser des Landes angemessen auf Ausbrüche der Pest reagieren. Zwei Experten sind zu acht zufällig ausgewählten Hospitälern in verschiedenen Landesteilen gegangen und haben Symptome beschrieben, die genau auf die Pest passen würden. Keiner der Ärzte hatte daraufhin die nötigen Tests angeordnet. Eine Ausbreitung sei im Prinzip auch im modernen China möglich, so das Fazit der Wissenschaftler.

Das Gesundheitsamt von Yumen sieht die Schuld für die Unannehmlichkeiten der eingesperrten Bürger nun bei dem Mann, der das Murmeltier mitgenommen hat. „Wir haben immer kommuniziert, dass die Einwohner sich beim Fund eines toten Murmeltiers bei den Behörden fürs korrekte Entsorgung melden sollen“, sagt Wang Xiaoming, Chef der zuständigen Arbeitsgruppe Seuchenbekämpfung des Landkreises.

Die örtliche Population von Himalaya-Murmeltieren bilde ein bekanntes Reservoir für den Pest-Erreger. Darüber sei die Bevölkerung im Prinzip auch aufgeklärt.