Die Ebola-Epidemie in Westafrika birgt auch für die Hilfskräfte vor Ort erhebliche Risiken. Dies hat der Chefvirologe in Sierra Leone nun am eigenen Leib erfahren. Der 39-jährige Sheik Umar Khan hat sich beim Kontakt mit den Betroffenen offenbar selbst mit dem tödlichen Virus infiziert. Der Mediziner sei nach einem positiven Erregernachweis in die Klinik von Kailahun eingeliefert worden, berichtete der Nachrichtensender „BBC“ unter Berufung auf die Gesundheitsministerin von Sierra Leone Miatta Kargbo.

Das Schicksal des Ebola-Chefvirologen hat die Ministerin laut Mitteilung der Nachrichtenagentur „Reuters“ stark berührt. Der Mediziner habe mehr als 100 Ebola-Infizierte behandelt und sei ein „Nationalheld“, betonte Miatta Kargbo. Sie werde alles tun, was in ihrer Macht steht, um sicherzustellen, dass er überlebt, erklärte die Gesundheitsministerin. Das Infektionsrisiko bei der Behandlung der Ebola-Patienten ist generell eine erhebliche Herausforderung für die Hilfskräfte, die bei den unzureichenden hygienischen Bedingungen vor Ort jedoch vielfach kaum bewältigt werden kann.

Hohes Infektionsrisiko für die Hilfskräfte

Der Nachrichtensender „BBC“ berichtet nicht nur von der Infektion des Ebola-Chefvirologen, sondern auch von dutzenden Krankenschwestern am Regierungskrankenhaus in Kenema Stadt, die in den Streik getreten sind, nachdem drei ihrer Kollegen mit Verdacht auf Ebola verstorben waren. Die Ereignisse verdeutlichen, wie hoch die Risiken bei der Betreuung der Infizierten sind. Die Viren können über Fäkalien, Blut und anderen Körperflüssigkeiten an Mitmenschen weitergegeben werden. Dies ist besonders problematisch, da Durchfall, Erbrechen, sowie innere und äußere Blutungen als typische Ebola-Symptome gelten. Bei der Pflege der Betroffenen ist demnach ein Kontakt mit den Körperflüssigkeiten nur schwer zu vermeiden.

Ebola-Epidemie außer Kontrolle?

Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist bislang der größte Ausbruch der todbringenden Seuche. Die Gesundheitsbehörden und Hilfsorganisationen geraten angesichts der Vielzahl von Infizierten und den widrigen Bedingungen vor Ort zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Bereits vor gute einem Monat warnte „Ärzte ohne Grenzen“ davor, dass der Ebola-Ausbruch außer Kontrolle geraten sei. Seit Beginn der Seuche haben sich in Guinea, Sierra Leone und Liberia knapp 1.100 Menschen mit dem Ebolavirus infiziert, 660 sind an den Folgen der Infektion verstorben, berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Wochenende. In Sierra Leone, wo sich nun der Chefvirologe ebenfalls mit dem Virus infiziert hat, waren bislang 454 Infektionen und 206 Todesfälle zu verzeichnen.