Während einer Rede in Berlin bittet Vitali Klitschko um deutsches „Know-how“ beim Bau einer Mauer an der ukrainischen Grenze. Die Aussage sorgt für Furore. Jetzt rudert der Kiewer Bürgermeister zurück.

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© dpa„Verständlich ausgedrückt“: Vitali Klitschko am Freitag in Berlin
„Es liegt an seinem Deutsch“, beeilt sich Vitali Klitschkos Sprecher die Aussage des Bürgermeisters von Kiew zu entschuldigen, wenige Stunden nachdem der am Freitag in Berlin mit einer zweifelhaften Bitte für Aufregung gesorgt hatte. Und der Sprecher wiederholt: „Aufgrund seines schlechten Deutschs hat er sich missverständlich ausgedrückt.“

Vitali Klitschko hatte am Freitag in Potsdam den undotierten Preis “M100 Media Award“ entgegengenommen: als Auszeichnung für sein politisches Engagement in dem krisengeschüttelten Land, dessen Hauptstadt er seit nunmehr 100 Tagen als europäisch-demokratisch motivierter Bürgermeister vorsteht, und seinen Einsatz während der zum Teil blutigen Proteste auf dem Maidan-Platz.


Kommentar: Die Bürger der Ukraine werden Klitschko noch einmal "danken", wenn sie verstehen, dass sie nur ausgenutzt wurden und sich nichts zum Besseren wendet (Wirtschaft, Politik, allgemeine Ukraine Krise). Wie es Präsident Putin kürzlich formulierte:
Ich habe den aufrührerischen Gedanken, dass die Ukraine nicht das Objekt der eigentlichen Interesse ist, sondern eher als Instrument benutzt wird, um international Beziehungen zu untergraben.

Nach dem Medienempfang war Klitschko zu Gast im Berliner Konrad-Adenauer-Haus, wo er eine Rede auf deutsch gehalten und darin die Baupläne für eine 2300 Kilometer lange Grenzsicherungsanlage an der Grenze zu Russland ausdrücklich verteidigt hat. Darüber hinaus warb Klitschko für deutsche Hilfe bei dem Projekt - finanzieller Art oder auch in Form von „Know-how“: „Wir würden uns richtig freuen, Unterstützung von allen Freunden der Ukraine zu bekommen.“

„Nicht zu fassen!“

Sein Sprecher rückte die Aussage des Politikers später ins rechte Licht: Klitschko habe lediglich zum Ausdruck bringen wollen, dass Deutschland die Ukraine mit den Erfahrungen unterstützen solle, die es nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung gesammelt habe.


Kommentar: Das ist das genaue Gegenteil von dem, was Klitschko sagte, denn er möchte eine Mauer errichten und nicht abbauen.


Erste Reaktionen auf Klitschkos scheinbare Bitte um deutsche Hilfe beim Mauerbau waren empört. So schreibt etwa die Augsburger Allgemeine: „Selbst Vitali Klitschko, der zu den gemäßigten Kräften gehört, ist dafür, die Ukraine mit Stacheldraht abzuschotten. Dass er dabei ausgerechnet Deutschland um Unterstützung bittet, ist geschichtsvergessen und geschmacklos. Ein Land, das über Jahrzehnte durch eine Mauer geteilt wurde, an der unschuldige Bürger starben, soll nun mit seinen Erfahrungen in Sachen Mauerbau helfen? Nicht zu fassen!“

Klitschko rechtfertigte die Baupläne für den Grenzwall zwischen der Ukraine und Russland damit, dass es darum gehe, die Separatisten im Osten des Landes von weiterem Nachschub an Waffen und Kämpfern abzuschneiden. Ziel sei nicht ein „Mauerbau zwischen Völkern“, sondern der Schutz vor Aggression.

FAZ.net/coeh. dpa-afp