Rheinland-Pfalz. Im Moselort Kattenes herrscht nach dem Hangrutsch und der anschließenden Schlammlawine noch immer Fassungslosigkeit. Nachdem die gröbsten Aufräumarbeiten erledigt sind, offenbart sich vielen Anwohnern das wahre Ausmaß der Katastrophe.

Mühltalstraße in Kattenes, erdfall
© Foto: Sascha DitscherDie Mühltalstraße in Kattenes wurde am Wochenende durch ein Unwetter besonders schwer getroffen. Teile der Straße wurden unterspült, Autos von Steinen und Geröll erfasst.
Autos sind demoliert, Keller und Wohnräume von Schlamm verschmutzt, Öltanks ausgelaufen, die Straße unterspült und zum Teil weggebrochen. Ganze Gärten wurden von den Geröllmassen einfach weggerissen. Der Schaden dürfte bei so manchem Hausbesitzer in die Zehntausende gehen. Und auch die Kommune muss wohl tief in die Tasche greifen. Zum Glück scheinen sich die Schäden in anderen Moselorten in Grenzen zu halten. Und auch die Winzer sind nach Hagel und Starkregen wohl noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.

Viele haben keine Elementarversicherung

Flut Pullach -
© Guido PützDreckige Fluten schiessen durch Kattenes
Für viele Anwohner besonders bitter: Sie besitzen keine Elementarversicherung und müssen für die Schäden selbst aufkommen. Hart erwischt hat es zum Beispiel Hans Sommer. Er besitzt die Görrese Mühle am oberen Ende des bewohnten Bereichs des Tals. Die Schlammmassen sind dank der Mithilfe vieler Katteneser Bürger zwar beseitigt worden, dafür hat die Flut allerdings Pflastersteine aus dem Boden gerissen, die Öltanks sind ausgelaufen und unbrauchbar geworden. Und auch die Küche ist nicht mehr zu retten. "Ich schätze, dass wir am Ende 20.000 bis 25.000 Euro an der Backe haben", sagt Sommer, der auch nicht auf Geld von der Versicherung hoffen kann. Ob Gemeinde, Verbandsgemeinde oder Kreis den Betroffenen finanziell zur Seite springen, stand noch nicht fest.

Voll des Lobes sind die Anwohner des Mühltals derweil über die Hilfe, die ihnen von ihren Katteneser Mitbürgern zuteil wurde. "Da kamen Leute mit der Schaufel hoch, die habe ich nicht mal gekannt", erzählt Sommer. Voll im Einsatz war auch Bürgermeister Rudi Zenz, der noch unter dem Eindruck der Ereignisse stand. "Das waren Bilder, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt", sagt er.

Teile der Mühltalstraße müssen neu gebaut werden

Viel Arbeit liegt nun nicht nur vor den Anwohnern des Mühltals, die Wohnräume und Keller vom Schlamm befreien müssen, sondern auch vor den Straßenbauern. Im oberen Bereich des Mühltals ist die Straße unterspült worden und komplett weggebrochen. "Da müssen wir die Straße komplett erneuern", sagt Klaus Boosfeld, Bauamtsleiter der Verbandsgemeinde Rhein-Mosel.

Die Folgen der Schlammlawine haben nach wie vor Auswirkungen auf den Verkehr entlang der Mosel. Die Bahnstrecke Trier - Koblenz war in Höhe Kattenes noch nicht befahrbar. Ein Schienenersatzverkehr wurde zwischen Hatzenport und Kobern-Gondorf eingerichtet. Bahnarbeiter versuchen momentan noch, den über der Bahnstrecke liegenden Hang zu sichern. Ein Bahnsprecher geht "vorsichtig optimistisch" davon aus, dass die Strecke heute Mittag wieder freigegeben werden kann. Bis dahin wird auch die Bundesstraße 416 für Autos gesperrt bleiben. "Wir warten auf grünes Licht von der Bahn", heißt es vonseiten des zuständigen Landesbetriebs Mobilität Koblenz.

Winzer haben Glück im Unglück gehabt

Überschwemmung B416
© Foto: PolizeiStarkregen hat am Samstagnachmittag die B416 zwischen Löf und Kattenes überschwemmt.
Nicht ganz so hart getroffen hat es wohl die Winzer, die unmittelbar vor der Lese stehen. "Wir sind noch mal davongekommen", sagt Fred Knebel aus Winningen. Die Trauben sind durch die Wassermassen zwar aufgegangen und prall. Am geplanten Lesetermin will er aber festhalten. Bei Achim Reis aus Briedel hat der Hagel zumindest die Roten Trauben erwischt. Weil er obendrein mit der Kirschessigfliege zu tun hat, hat der Winzer damit begonnen, die Ernte einzuholen. Den Riesling will er aber noch nicht ernten. "Was wir jetzt brauchen, ist Sonne", sagt er.

Derweil gehen auch in den anderen betroffen Regionen des Landes Rheinland-Pfalz die Aufräumarbeiten weiter. Auch im Brohltal ist der Schaden riesig. Für einige Anwohner war zudem der Starkregen der zweite Schicksalsschlag in nur drei Wochen. Vor allem die Anwohner in Niederzissen und Oberdürenbach hat das Unwetter heftig erwischt.